Einige Anwohner der Gemeinden Hohnhorst und Haste brachten schon
vor Jahren die Idee ins Laufen, für die Ortsteile Scheller und
Waldfrieden eine gemeinschaftliche Wärmeversorgung, ein Wärmenetz,
auf der Basis der Biogasanlage am Hof Lattwesen, aufzubauen. Nach
einem zwischenzeitlichen Auf- und Ab, befindet sich das Vorhaben
"in einem wirklichen Prozess, der in Bewegung ist, und
zuversichtlich auf eine Realisation macht. Wir haben einen stetig
steigenden Zuspruch und immer mehr Neumeldungen von Interessenten",
erklärt Bürgermeister Cord Lattwesen, der zu den Motoren dieser
Initiative gehört. Zunächst sieht das Projekt die Wärmeversorgung
für 145 Gebäude im Scheller vor. "Es geht aber mehr. Alle Häuser
könnten wir mit dem Wärmenetz versorgen", betonte Lattwesen in
einer Informationsveranstaltung in der Hohnhorster Kirche, die
besonders viele Anwohner anzog. Das Wärmenetz soll durch die
Gemeinschaft der Abnehmer betrieben werden, wofür die Rechtsform
einer Genossenschaft geplant ist. "Nach der
Informationsveranstaltung habe sich bereits eine notwendige
Initiativgruppe zusammengefunden und mehrfach getagt, die weitere
Schritte plant und koordiniert. Wir sind jetzt gerade dabei eine
Genossenschaft zu gründen und erarbeiten dazu eine Satzung",
schildert Lattwesen den aktuellen Stand. Dazu käme ein ständiger
Austausch mit der Bürgerenergiewende Schaumburg. Mit der Gründung
einer Genossenschaft könnten auch entsprechende Fördermittel
beantragt werden.
Und so funktioniert das Wärmenetz: "Die Wärme wird über
erdverlegte, hochisolierte Leitungen zu den Häusern transportiert.
Dort wird sie von einem Wärmetauscher übernommen, der
bedarfsgerechte Heizungswärme und Warmwasser erzeugt. Der
Wärmetauscher wird vom Wärmelieferanten installiert und enthält
auch einen geeichten Wärmezähler zur Abrechnung des individuellen
Verbrauchs", erklärte Dipl. Ing. Michael Kralemann von
"3N-Kompetenzzentren", in der Informationsveranstaltung. "Hinter
dem Wärmetauscher im Haushalt ändert sich nichts", versichert er.
Er wird an das bestehende Heizungssystem im Haus angeschlossen. Der
bestehende Heizkessel wird nicht mehr benötigt, weil es sich um
eine verlässliche Wärmelieferung handelt. Neben der Abwärme der
Biogasanlage und einer Wärmepumpe besteht deshalb zusätzlich ein
Heizkessel zur Abdeckung des Spitzenbedarfs an kalten Tagen. Die
Kosten dieser Wärmeversorgung können zudem 20 Prozent unter den
Kosten der Versorgung mit Erdgas oder Heizöl liegen. Ein derartiges
Wärmenetz sei ein konkreter und lokaler Teil der Energiewende und
weise durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen eine deutliche
Umweltentlastung auf, hob Kralemann außerdem hervor. Es handle sich
um heimische Energieträger, so dass die Wertschöpfung aus den
Brennstoffen in der Region bleibt und die Versorgung unabhängig von
globalen Entwicklungen sei. Die Kosten, die pro Einfamilienhaus für
den Wärmepumpentauscher und den Netzanschluss entstehen, liegen
etwa bei 6000 Euro und somit wesentlich niedriger im Vergleich zu
einer Wärmepumpenheizung oder Solarthermieanlage und können
finanzielle Förderung erwarten.
"Es funktioniert aber nur", so der Bürgermeister, "wenn wir alles
als Gemeinschaft gemeinsam betreiben. Je mehr sich beteiligen,
desto günstiger werden die Kosten sein." Befürchtungen, dass nur
eine Lebensdauer von 20 Jahren zu erwarten sei, widersprach
Lattwesen. Erfahrungen gängiger Einrichtungen würden zeigen, dass
es um eine wesentlich längere Lebensdauer von bis zu 40 Jahren
gehen wird. "Anfang des nächsten Jahres sollten wir wissen, ob es
geht oder nicht geht." Wichtig sei für jeden zu berücksichtigen,
dass "wer später erst beziehen möchte, muss aber jetzt schon den
Anschluss wählen". Die persönliche Anlage und der Preis sind vom
persönlichen Bedarf oder dem Wunsch abhängig. Heizungsbauer vor Ort
können beratend tätig werden. Lattwesen: "Es liegt an uns im
Hohnhorst-Scheller, wie schnell es umgesetzt werden kann." Weitere
Informationen und Informationskontakte gibt es über
www.wn-haste-hohnhorst.de zu bekommen.
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Genossenschaftsgründung für Wärmenetzversorgung im Scheller steht bevor
Durch erdverlegte Leitungen wird Wärme zu den Häusern transportiert
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