1. Erste Rodenberg-Medaille verliehen

    Podcast und Poetry Slam als Medium für Demokratie, Humanismus und Weltoffenheit

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    Zum ersten Mal zeichnete die Stadt Rodenberg innerhalb eines Wettbewerbs junge Menschen mit der Julius Rodenberg Medaille aus, die sich publizistisch für Demokratie, Humanismus und Weltoffenheit einsetzen. Ganz im Sinne des berühmten Sohnes der Stadt, dem Verleger und Literaten Julius Rodenberg. Diese Auszeichnung, und somit den ersten Platz, verbunden mit einem Geldpreis von 3000 Euro, erhielten die Hildesheimer Geschwister Ole und Tore Klein für ihren Podcast "Wild und fremd" im Schloss von Rodenberg. Sie durchstöbern Archive und Bibliotheken nach authentischen Tagebüchern und erzählen in gebauten Audiobeiträgen - und nicht nur für den Wettbewerb - historische Geschichten, in denen sie wesentliche Botschaften für die Menschen dieser Zeit verständlich dechiffrieren. Es geht um Schicksale von Reisenden in der Welt. Allein schon damit stehen sie in der Tradition von Julius-Rodenberg, der mit seinen Reiseberichten eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Weltoffenheit an den Tag legte. Mit ihrem prämierten Podcast wenden sich die beiden Studenten "gegen strukturellen Rassismus und Imperialismus". Ihre Audioeinspielungen und ihr persönlicher Vortrag begeisterte die rund 50 Ehrengäste und führte zu spontanen und lang anhaltenden Standig Ovations. Bürgermeister Ralf Sassmann überreichte den Siegern des Wettbewerbs die Medaille, in Vertretung von Stadtdirektor Dr. Thomas Wolf, der sich für die Verleihung eines solchen Preises eingesetzt hatte, aber krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte.
    Zu den Ehrengästen gehörte unter anderem die Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtags, Barbara Otte-Kinast, und Jan Arnig, der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes in Niedersachsen. Als Laudatorin lobte Otte-Kinast die hohe Qualität und überzeugende Kraft der Arbeit der Preisträger. Die Jury votierte für die Geschwister als erste Medaillenträger, da es ihnen in ihrem Beitrag gelungen sei, die wichtigen Werte für die Gesellschaft unserer Zeit herauszuarbeiten. Ole und Tore Klein sorgten bei der Preisvergabe außerdem für eine besondere Überraschung. Sie kündigten an, einen Teil des Preisgeldes für ein Kinder- und Jugendheim zu spenden.
    Zusätzlich zur Medaille hat die Stadt Rodenberg zwei weitere Einreichungen, von den insgesamt 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, mit 500 beziehungsweise 300 Euro prämiert. Auf den zweiten Platz kam hierbei die Oldenburger Studentengruppe "blaupause", die sich mit den Parteiprogrammen und Wahlversprechen zur niedersächsischen Landtagswahl 2022 beschäftigt hat. Fakten statt Polemik, Argumente statt Meinung. Damit habe die Gruppe jungen Menschen eine Grundlage für ihre Wahlentscheidung und damit für demokratische Teilhabe gegeben. "Es sei wohltuend", so die Vizepräsidentin des Landtags in ihrer Laudation, "dass die Studenten sich um Neutralität bemüht und Bewertungen vermieden hätten". Trotzdem sei deutlich geworden, wie wenig Alternativen die "Alternative für Deutschland" zu den Themen zu sagen hat, die die Jugend bewegen. Auch die Gruppe "blaupause" wählte das Beitragsformat eines Podcast. Mit den Medaillenträgern konnten sie letztlich nicht mithalten. Der zweite Platz ist durchweg gerechtfertigt. Möglichst viele junge Menschen wollten sie so für Politik und ihre Abläufe interessieren, was ihnen, nach eigenen Angaben, auch gelungen sei.
    Mit einem aufwühlenden, handfesten und durchweg aktuellen und live vorgetragenen Poetry Slam "Blick aus dem Fenster", begeisterte der Drittplatzierte, der Göttinger und angehende Geschichtslehrer Mirko Menser, das Auditorium der Preisvergabe. Sein Beitrag, sehr persönlich verfasst, sei eine literarische Perle, wie Otte-Kinast in der Laudatio betonte. Eine Auseinandersetzung des mit einer Russin verheirateten Preisträgers, mit dem Ukraine-Krieg und seinen Folgen. Ein Beitrag, in dem er für mehr Toleranz und gelebten Humanismus in der Gesellschaft warb.
    Sich auf einen Preisträger festzulegen, sei der Jury angesichts der vielen qualitativ hochwertigen Einreichungen nicht leichtgefallen, so der Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetags, Dr. Jan Arning, der bei der Entscheidung mitgewirkt hatte. Barbara Otte-Kinast lobte "die hohe literarische und intellektuelle Qualität der Beiträge". Ebenso das Engagement der jungen Publizisten für die Werte, die mit diesem neuen Preis verbunden sind: "Demokratie-Weltoffenheit-Humanismus". Es sei ein Dreiklang, der die Säule einer lebenswerten, offenen Gesellschaft darstelle, aber angesichts von rechtsextremen und antidemokratischen Tendenzen in Europa und der Welt zunehmend in Gefahr gerate. Sie bedankte sich bei allen Teilnehmern des Wettbewerbs mit einer Einladung in den Landtag.

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