Der Ardagh-Konzern hat eine Schmelzwanne der "nächsten
Generation" im Werk in Obernkirchen erfolgreich in Betrieb
genommen. Bei der Eröffnungsfeier betonten mehrere
Unternehmensvertreter die Bedeutung dieses Schrittes, der einen
Durchbruch auf dem Weg zur Glaserzeugung ohne fossile Energieträger
bedeute. Die Hitze des glühenden Glases spürten die Gäste aus den
Bereichen Politik, Kunden, Geschäftspartner und Medienvertreter
beim Besichtigungsrundgang trotz der vielfachen Abschirmung der
Schmelzwanne deutlich. Von Mai bis August hatten die Bauphase
gedauert, in der Fachleute der Glasproduktion in Obernkirchen
sozusagen ein neues Herz einpflanzten. Die Hybrid-Schmelzwanne hat
mittlerweile erfolgreich die Produktion aufgenommen, liefert den
heißen Grundstoff für die Ausformung von Braunglas-Flaschen.
Craig McMain vom Führungsteam von Ardagh-Deutschland betonte bei
der Eröffnungsfeier, dass die Inbetriebnahme der innovativen Wanne
einen historischen Moment darstelle. Martin Petersson,
Geschäftsführer von Ardagh Glass Packaging Europe, unterstrich
diesen Fortschritt, der mit der neuen Technologie einhergehe. Für
die Herstellung von Behälterglas im herkömmlichen
Produktionsprozess wird derzeit ein Energiemix aus etwa 90 Prozent
Gas und 10 Prozent Strom benötigt. Bei der neuen Hybrid-Technologie
dreht sich das Verhältnis nahezu um. Der Anteil von Strom lässt
sich auf 80 Prozent erhöhen, der Gasanteil auf 20 Prozent senken.
Hiermit werde eine weltweite Neuerung in Obernkirchen eingeführt,
die anderen Standorte des Konzerns sollen von den Erfahrungen mit
der innovativen Technologie lernen, so Petersson.
Andreas Kehne, Leiter des Werkes in Obernkirchen, erklärte, dass
der Standort mit der über 200 Jahre zurückreichenden Glas-Tradition
in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Innovationen
hervorgebracht habe. So auch jetzt. Das Werk in der Bergstadt sei
perfekt geeignet durch Vorzüge wie den entsprechenden
Netzanschluss, die vorhandenen Erfahrungen mit der Erzeugung und
Bevorratung von Sauerstoff für eine effiziente Verbrennung und der
Nachbarschaft zum Anlagen-Entwickler Heye. Hinzu komme die
Möglichkeit zum Bau einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage in
Nachbarschaft zum Werkgelände. Die Planungen hierzu seien
eingeleitet.
Projektmanager Joris Goossens ging stärker auf die technischen
Einzelheiten ein. Er führte aus, dass die bestehende
Schmelzwannen-Technologie über die vergangenen Jahrzehnte stetig
optimiert worden sei und auch deutliche Energieeinsparungen erzielt
habe. Ihr Potential sei nun aber nahezu ausgereizt gewesen, "ein
Durchbruch war nötig", betonte er. Diesen bringe die innovative
Hybrid-Technologie der "Next-Generation-Schmelzwanne". Rein
elektrisch beheizte Wannen würden weniger Schmelzleistung erbringen
und nicht den Einsatz so großer Mengen von Recyclingglas
ermöglichen. Zudem erlaube die neue Technologie maximale
Flexibilität. Derzeit werde bereits ein Energiemix mit rund 50
Prozent elektrischer Energie erreicht. Im Zuge der weiteren
Optimierung der Verfahren solle dieser in den kommenden Monaten
schrittweise auf 80 Prozent hochgefahren werden. Damit werde eine
ganz erhebliche Einsparung von CO2 erreicht. Bei der Produktion
einer 330-Milliliter-Gasflasche mit 80 Prozent Strom und 20 Prozent
Gas sei der CO2-Ausstoß um bis zu 69 Prozent niedriger als bei
einer herkömmlichen Wanne, so die Angaben von Ardagh.
Foto: privat/bb
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Durchbruch zu neuer Technologie
Ardagh nimmt innovative Schmelzwanne in Betrieb
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