Denk Mal! Die Wortkombination "Denk mal!" wie auch das
Substantiv "Denkmal" haben es mir irgendwie angetan. Mit der
Aufforderung "Denk mal" wird ja grundsätzlich die oder der
Gegenüber zu einer Geistesleistung aufgefordert. Durch das "mal"
hinter dem Imperativ (die Befehlsform), wird dieser etwas
freundlicher und steht kurz vor der Ergänzung mit "Bitte". Zurzeit
lesen und hören wir sehr viel über künstliche Intelligenz (KI). In
vielen Situationen, von der ganz kleinen Begebenheit in meinem
Alltag, bis hin zu den Taten und Worten von vermutlich
größenwahnsinnigen Herrschern, Kriegsverbrechern und
selbstverliebten Politikern, die tagtäglich die Medien beherrschen,
wünsche ich mir jeden Tag, dass vielmehr natürliche Intelligenz zum
Einsatz kommt - der Welt würde es ein Stück besser gehen - da bin
ich mir sicher. Die Zusammensetzung der beiden Wörter wird
erstmalig in den Schriften von Martin Luther (1483 - 1546)
nachgewiesen und von ihm als Gedächtnisstütze erklärt. Dieser
Definition schließt sich auch das Lexikon der Kunst an. Nach einer
Definition des Wortes Denkmal im "Duden", des Grundpfeilers der
deutschen Sprache, ist es eine:"… zum Gedächtnis an eine Person
oder ein Ereignis errichtete, größere plastische Darstellung
(manchmal sogar als Monument). Aber auch:" … ein erhaltenes
[Kunst]werk, das für eine frühere Kultur Zeugnis ablegt, u.a. ein
Baudenkmal." Im Hinblick auf die Erinnerungskultur ist wohl der
Öffentlichkeitsfaktor und die Dauerhaftigkeit von Belang. Beinahe
hätte ich es vergessen. An einer Stelle biete ich doch immer etwas
"Thekenwissen" an. Hier ist es: Der bereits zitierte Duden hält
beide Pluralformen für Denkmal, die Denkmale und die Denkmäler für
richtig! Den Tag des offenen Denkmals gibt es seit 1993 und der
nächste findet am 8. September 2024 statt. In Deutschland gibt es
nach einer Schätzung der Bundesregierung etwa 1,3 Millionen
Kulturdenkmäler, circa ein Drittel davon sind mindestens
sanierungsbedürftig, wenn nicht sogar bereits darüber hinaus. Schön
finde ich auch die Definition von Denkmal im Staatslexikon. Hier
wird es unter anderem als "Überrestquelle" bezeichnet. Warum ich
mich so intensiv damit beschäftigt habe, werden sich mittlerweile
einige unserer Leser fragen. Ein Gebäude, von dem ich der Ansicht
bin, es fällt genau in die verschiedenen Definitionen, ist die
sogenannte Kohlenkirche an der Stadthäger Halde Georgschacht. "Denk
mal", möchte ich am Liebsten sagen. Bereits seit dem frühen 16.
Jahrhundert wurde in und um Stadthagen herum Kohle gefördert. In
den Jahren 1902 bis 1905 entstand am Georgschacht ein imposantes
Gebäude im üppigen Jugendstil. In dem Komplex, der aufgrund seiner
quasi sakralen Bauweise schnell den Namen "Kohlenkirche" erhielt,
waren Zeche, Waschkaue und die Verwaltung untergebracht. Ich
zitiere aus dem Denkmalatlas (!) Niedersachsen:" Die Erhaltung des
Zechenhauses des Bergwerks Georgschacht liegt wegen seiner
geschichtlichen Bedeutung… sowie aufgrund seiner individuellen
Bedeutung für die Bau- und Kunstgeschichte im öffentlichen
Interesse. "Schau mal an" oder: "Denk mal!" möchte ich am liebsten
rufen. An dieser Stelle einmal ein paar absolut vergleichbare
Beispiele von erhaltenen Baudenkmälern aus Niedersachsen. Der
Kegelwasserturm in Ilsede, die Kugelbake in Cuxhaven (Grenze
zwischen Nordsee und Elbe), der Wasserturm von Hasbergen, der Alte
Kran von Lüneburg und der Hafenkran in Stade. Überall hier wurden
Denkmale geschaffen. Der alte Wasserturm am Georgschacht existiert
übrigens schon geraume Zeit nicht mehr. Der restliche
Gebäudekomplex mit dem markanten Turm wird wohl noch im November
der Abrissbirne zum Opfer fallen. Die Initiativen von engagierten
Privatleuten reichten nicht, um genügend Geld für den Erhalt
zumindest eines kleinen Teils - beispielsweise des Turms -
aufzubringen. Das öffentliche Interesse, siehe Denkmalatlas
Niedersachsen, endet beim städtischen Budget. Mal schauen, was aus
dem schönen Gedanken "Von der Kohle zur Sonne", noch bleibt, wenn
denn dann, irgendwann einmal, eine Entscheidung über eine der
größten Freiflächen-PV-Anlagen Norddeutschlands auf dem
Georgschacht gefällt wird. "Denk(t) mal!"
Ihr
Axel Bergmann
-
Bergmanns Plauderecke
„Was ich schon immer mal sagen wollte…“
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