"Wir können uns kein weiteres Millionengrab leisten." - Dies war
sicherlich die stärkste und härteste Aussage und damit verbundene
Position, die der CDU-Fraktionssprecher Ralf Schubart, in einer
durchaus emotional geladenen Rodenberger Stadtratssitzung, zur
strittigen Diskussion um das Interessenbekundungsverfahren, für
einen Neubau auf dem Grundstück des ehemaligen Hotel Stockholm,
beitrug. Damit wurde nochmals die Front im Rat gegenüber den
Befürwortern eines durch die Stadt zu finanzierenden Saals
innerhalb einer neuen Immobilie deutlich. Hauptkritikpunkte
Schubarts: Einen wirklichen Ersatz für das "alte Stockholm" würde
es mit einem neuen Saal für 200 Personen nicht geben. Außerdem
stünden entsprechende Räumlichkeiten im Ratskeller zur Verfügung
und in Zukunft auch in einer neu gestalteten Mehrzweckhalle, der
bisherigen Sporthalle der Grundschule. Vor allem aber verwies er
auf die zu erwartenden laufenden Kosten sowie finanziellen
Belastungen für die Stadt - "und somit für die Bürgerinnen und
Bürger" - basierend auf zu vielen und zu großen Risiken für die
Stadt. In einer Auflistung über die zu erwartenden Kosten, für
einen in die neue Immobilie integrierten Saal zur öffentlichen
Nutzung, auf Grundlage des Finanzierungsplans des Bieters und
eigenen Schätzungen, kommt Schubart zum Ergebnis, dass dieser Saal
der Stadt jährlich zwischen 68.000 und 72.000 Euro kosten würde.
"Daraus ergeben sich für die Stadt, innerhalb von zwanzig Jahren,
Gesamtkosten von zwei bis drei Millionen Euro, bei einer
Berechnungsgrundlage von vier beziehungsweise sieben Prozent
Inflation", hob Schubart in der Sitzung mit Nachdruck hervor. Dies
sei unverantwortlich, mahnte er.
In der vorangegangenen Ratssitzung sorgte Grünen-Ratsherr Matthias
Schellhaus für einen Paukenschlag, als er dafür votierte, den
Tagesordnungspunkt "Beschluss zum Bieterverfahren Stockholm" von
der Tagesordnung abzusetzen. Vor maßgeblichen Entscheidungen müsse
es eine noch klarere und im Detail nachvollziehbare
Finanzierungsaufstellung durch die Bieter geben, die die Belastung
der Stadt veranschauliche, so sein Argument, dass mehrheitlich
Zustimmung fand. Ziel sei es einen Saal zu ermöglichen, der die
Stadt so gering wie möglich belaste. So kam es in der jüngsten
Ratssitzung zur Neuvorlage. Jetzt aber nur noch von einem statt
ursprünglich drei Bietern, dem Büro HCRE. Die HCRE entwickelt,
plant und baut in ganz Deutschland anspruchsvolle Sozialimmobilien
- von Wohnungen mit und ohne Service über Pflegeheime und
Gesundheitszentren bis hin zu integrierten Quartieren. Doch die
Zahlen ergaben keine neuen Informationen.
Für die SPD-Fraktion votierte Anja Niedenzu, dass die SPD für die
Vorlage und somit für den Bau des Saals in der neuen Immobilie
stimmen werde. Zur Begründung nannte sie: "Wir wollen die Vereine
mit ihrem vielfältigen Leben und das ehrenamtliche Engagement
fördern. Und dazu braucht es auch ein entsprechendes Raumangebot.
Daher sind wir auch für eine klare Entscheidung, damit die
Vertragsausarbeitung erfolgen kann. Vielleicht mit einer
Zehnjahresfrist, um zu sehen, wie es läuft. Wir hoffen, dass diese
Entscheidung für den Saal eine super Entscheidung wird." Auf keinen
Fall sollte das Verfahren abgebrochen werden, betonte sie.
Bürgermeister Ralf Sassmann erinnerte daran, dass sich die Kosten
der Stadt für den Saal jeweils um die Beträge verringern würde, die
sie durch die Einnahmen entsprechender Vermietung erhalten könnte.
"Jede Nutzung verringert den Betrag. Je mehr Nutzung, desto weniger
Belastungen der Stadt."
Daraufhin forderte Schubart eine namentliche Abstimmung, "damit
deutlich werde, wer für die Entscheidung geradestehen muss". Mit
einfacher Mehrheit, von acht zu zehn Stimmen, wurde dieser Antrag
abgelehnt. Schubart brachte daraufhin einen weitreichenden Antrag
ein, der zum Inhalt hatte, das Interessenbekundungsverfahren
aufzuheben und in Verhandlungen darüber zu treten, wie eine
Immobilie "Stockholm" "ohne Saal gebaut und finanziert werden
kann". Auch dieser Antrag wurde mit gleichem Stimmergebnis
abgelehnt.
Schließlich setzte sich die Mehrheit mit dem Antrag durch, dass die
Verwaltung beauftragt wird, mit dem Unternehmen HCRE in Verhandlung
über den Auflassungsvertrag des gesamten Projekts Stockholm zu
treten. Hierzu gehört auch die Gesamtfinanzierung und somit auch
die Frage der Finanzierung des Saals, als ein Teil des Projekts.
Letztlich, so hieß es, könne man dann immer noch entscheiden, ob
man den Vertrag schließt oder nicht. - Seit über sieben Jahren wird
über das Projekt "Stockholm" im Rat verhandelt. Auffallend war,
dass sich Dr. Thomas Wolf als Stadtdirektor nahezu ganz aus der
Diskussion heraushielt. Bürgermeister Ralf Sassmann konnte hingegen
immer wieder eine sachliche Diskussion aufrechterhalten.
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Der Kampf um einen Saal „Stockholm“ setzt sich fort
Heftige Diskussion im Rodenberger Rat um Mitfinanzierung
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