Am Freitag war wieder "Tag des Lächelns", seit 1999 immer am
ersten Freitag im Oktober. Ich bin ja der Ansicht, dass man für
bestimmte Themen keinen besonderen Tag benötigt (Weltkindertag,
Weltfrauentag, …). Da ist es traurig genug, dass man mit einem
Gedenktag ein besonderes Augenmerk darauf richten muss. Ganz anders
sehe ich es beim Tag des Lächelns. An dieser Stelle, wie so oft,
wieder einmal etwas "Thekenwissen": Der deutsche Erwachsene lacht
durchschnittlich lediglich 18 mal am Tag. Lachen ist ein echtes
Workout - es werden dabei bis zu 300 Muskeln angeregt. Seit 1964
existiert an der renommierten Stanford-Universität ein Institut für
Gelotologie (Auswirkungen des Lachens). Nachweislich fördert Lachen
die Produktion von Endorphinen (eines der Glückshormone),
Antikörpern und Immunzellen und das heißt: Lachen ist gesund! Bei
der Frage, welches Land denn nun das Land des Lächelns ist, sind
sich die Gelehrten uneins. Genannt werden aber immer Japan und
Thailand. Lachyoga ist voll im Trend. Von kostenlosen Kursen im
Kurpark bis zum Tagesseminar für 220 Euro ist alles dabei. Ich bin
kein gebürtiger Schaumburger. Als es mich vor Jahrzehnten der Liebe
wegen nach Schaumburg verschlug, warnten mich einige Menschen vor
der Sturheit der Schaumburger. Natürlich weiß ich heute, dass das
so generell gar nicht stimmt. Genauso wenig, wie man vor den
Fahrern einer Reihe von Autokennzeichen warnt, weil sie angeblich
nicht Autofahren können. Zwei kürzlich von mir geführte Telefonate
mit zwei Damen am anderen Ende des Telefons, haben mich
nachdenklich gemacht und dann zu dieser Kolumne inspiriert. Ich
verschweige an dieser Stelle natürlich Einzelheiten zu den
Gesprächspartnerinnen, da beide in Schaumburg arbeiten. Die erste,
bei der ich einen Termin vereinbaren wollte, vermittelte mir den
Eindruck, ich sei ein ungebührlicher Störenfried. Barsche Antworten
und spitze Bemerkungen verschärften das Gespräch von ihrer Seite
aus, obwohl ich mehrfach versuchte, die Unterhaltung etwas zu
entkrampfen. Einen Tag später, ebenfalls ein Anruf, bei dem ich um
Unterstützung bat, verlief dieser komplett anders. Ich konnte das
Lächeln meiner Gesprächspartnerin förmlich hören. Ich sprach sie
sogar darauf an. So kamen wir ins Gespräch und für die junge Frau
war es eine Selbstverständlichkeit, ihre Kunden mit einem Lächeln
zu begrüßen und das auch am Telefon beizubehalten. Sie fühlte sich
sogar selbst wohler, wenn sie sich so verhielt. Ein ernstgemeintes
Lächeln erreicht die Augen und die Stimme. Man kann erkennen, ob
man lediglich geschäftsmäßig, mit einem quasi eingefrorenen
Lächeln, oder mit einem warmen, ernstgemeinten Gesichtsausdrück
angesehen wird. Selbst der größte Grummel kann freundlich lachen -
wenn er oder sie will. Ich mag den Lachflash (Lachanfall). Dieser
oftmals unerklärliche Lachausbruch kann manchmal unglaubliche
Reaktionen bewirken und die Personen im direkten Umfeld können
nicht anders und müssen mitlachen. Schauen Sie sich einmal
Tageschausprecherin Susanne Daubner auf Youtube an. Gern erinnere
ich mich an ein eigenes Erlebnis. An einem Sommerabend saß unser
Sohn mit seiner Lebensgefährtin mit uns zusammen im Garten.
Irgendwie kamen wir - nach einigen Gläsern Wein - auf das Thema der
Nationalhymne. Ich konnte mich erinnern, dass Ende der 1940er in
Ermangelung einer deutschen Nationalhymne der Karnevalskracher "Wir
sind die Eingeborenen von Trizonesien" gesungen wurde. Unter
anderem für den deutschen Gewinner des ersten internationalen
Radrennens in Köln Müngersdorf vor den Nationalhymnen von Belgien
und der Schweiz. Aufgrund von vermutlich alkoholbedingten
"Wortfindungsstörungen" bekam ich den Liedtitel irgendwie nicht
voreinander und nach diversen Versuchen, die immer heftigere
Lachanfälle hervorbrachten, mussten wir nach drinnen verlegen, um
keine Anzeige wegen Lärmbelästigung zu riskieren. Apropos "Tag des
Lächelns". Ich habe mir einmal angesehen, was es so für nationale
und internationale Gedenktage gibt und bin dabei auf den "Tag des
Regenwurms" gestoßen - an meinem Geburtstag! Hallo, möchte ich gern
sagen, geht's noch? Ich habe dann aber gelesen, dass der Regenwurm
ein sehr nützliches Tier ist und … außerdem haben wir den Tag des
Lächelns! Probieren Sie es einmal aus. Lächeln Sie ihr Gegenüber in
der Fußgängerzone oder auch am Telefon einfach einmal an. Ich
hoffe, meine eine unwirsche Gesprächspartnerin liest die Kolumne,
nimmt es mir nicht übel und … lächelt!
Ihr Axel Bergmann
-
Bergmanns Plauderecke
„Was ich schon immer mal sagen wollte…“
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