Das Thema Mobbing und Gewalt wird in den beiden Samtgemeinden
Nenndorf und Rodenberg bereits mit im Präventionsrat
Nenndorf-Rodenberg behandelt, den der Polizeibeamte Jürgen Henze
leitet. Nun gab es eine Auftaktveranstaltung: "Gemeinsam gegen
Gewalt" zur Gründung eines neuen Vereins, den Pädagogin Stefanie
Schramm mit Unterstützung von Henze ins Leben gerufen hat. Der
Verein mit dem Namen Nunca soll in Zukunft unter anderem Workshops
an Schulen oder Kindercamps anbieten sowie allgemein als
Anlaufstelle für Betroffene dienen. Auch eine Sicherheitsapp: "Net
Nanny" die keine Kontrollapp sein soll, wurde vorgestellt, die
mithilfe künstlicher Intelligenz schon im Vorfeld verletzende
Nachrichten erkennt und den Smartphone-Benutzer darauf aufmerksam
machen soll. Auch Tiere können bei dem Thema helfen, so zeigte
Katharina Beike mit ihrem Bordercollie Mix Lotti, dass besonders
Hunde als "Übungs- und Reflexionspartner" geeignet seien. Denn
Hunde haben, so erklärte es Beike, ein feines Gespür für die
Emotionen und Gefühle der Menschen.
Carsten Stahl sprach auch auf der Veranstaltung in der Bad
Nenndorfer Wandelhalle und ist unter anderem bekannt durch sein
Engagement für Schülerinnen und Schüler die Opfer von Mobbing
geworden sind. "Die Schulen sind die Orte, an denen alle
zusammenkommen und somit erreicht werden können", so Stahl,
"Täter", "Mittäter" und "Opfer".
Die Schulen seien mit solchen Vorfällen oft allein gelassen,
überfordert und leugnen Mobbingvorfälle an ihrer Schule, um
hinterher nicht als "Problemschule" dazustehen. Nicht selten wenden
sich daher Eltern oder betroffene Jugendliche an Stahl, weil sie
nicht weiterwissen und darunter leiden.
Stahl versucht dann mit seiner Präsenz die Verantwortlichen zum
Handeln zu bewegen.
Für die betroffenen Kinder ist Mobbing eine unerträgliche Qual, die
nicht selten im Suizid endet. Stahl sei selbst als Kind gemobbt
worden und wurde dann schließlich zum Mobbenden. So sei bei vielen
die "Laufbahn". Und auch seinem Sohn sei nach nur drei Tagen an der
Grundschule Mobbing widerfahren.
Mit seinen beiden Vereinen "Stoppt Mobbing" und "Bündnis
Kinderschutz" veranstaltet er seitdem auch Aufklärungs- und
Präventions- Workshops an Schulen und will dem erschreckenden Trend
entgegenwirken.
Mobbing kann auch zum Serienkiller werden, denn die vergangenen
Amokläufe hätten gezeigt das die Täter selbst Opfer von Mobbing
gewesen waren.
Stahl erklärte das sie präventiv sogar schon in die Kindergärten
gehen und in den Grundschulen seien Schimpfwörter wie "Schlampe"
oder "Hurensohn" bereits an der Tagesordnung.
Er stellte aber auch klar, dass es ein generelles
Gesellschaftsproblem ist und nichts mit der Hautfarbe oder Herkunft
des Einzelnen zu tun habe.
Den Keim des Übels sieht Stahl eindeutig in der Benutzung von
Sozialen Medien. "Sie würden ihr Kind doch nicht ohne das es
schwimmen kann, ins Wasser werfen?", fragte Stahl die Zuhörer und
verglich es mit den Smartphones, die den Kindern oft ohne Kontrolle
an die Hand gegeben werden.
Durch die ständige und sofortige Verfügbarkeit und der Möglichkeit
des Teilens von verletzenden und verstörenden Inhalten innerhalb
von Sekunden, habe die Thematik des Mobbings in den Jahren immer
mehr zugenommen und werde auch weiterhin anwachsen, wenn nicht
eingegriffen werde. Was damals noch als Hänseln abgetan wurde, habe
in erschreckendem Maße an Brisanz zugenommen. "Prävention und
Aufklärung sowie das Hinsehen auf die vorhandenen Probleme und sie
nicht zu verharmlosen oder zu leugnen", sei die Lösung, so waren
sich Henze, Schramm und Stahl einig.
Eine weitere Veranstaltung zur Aufklärung zu der auch wieder Stahl
sprechen wird, sei noch in diesem Jahr im Lauenauer Sägewerk
geplant. Stahl wünscht sich mit diesen Impulsveranstaltungen das
Schaumburg ein Zeichen setzt für "Respekt und Toleranz und zum
Schutz der Kinder".
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Mobbing als Serienkiller
Auftaktveranstaltung vom Präventionsrat in der Wandelhalle / Carsten Stahl sprach zu den Zuschauern
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