Die Bewohner der Seniorenwohnungen im ehemaligen Winckler-Bad
sorgen sich um ihr Zuhause, nachdem ihnen vor wenigen Tagen
mitgeteilt wurde, dass sie ihre Wohnungen verlassen müssten, weil
Einsturzgefahr bestünde. Wer die Untergrundräume der
Seniorenwohnungen im ehemaligen Winckler-Bad betritt, zweifelt
nicht an der Ankündigung. Allerdings dürften Zweifel daran
bestehen, dass der bedrohliche Schaden sehr schnell, einfach und
vor allem kurzfristig reparabel sei. Die Kellerräume könnten sehr
schnell für die Eigentümer zu einem Millionen-Euro-Grab werden. Wer
dort durch schmale und enge Gänge und Gewölbe kriecht, fragt sich,
warum die Bausubstanz überhaupt noch trägt und warum niemand davon
wissen will, wie es unter den Wohnungen wirklich aussieht. Der
Zustand kann nicht erst seit wenigen Wochen so sein: durchgerostete
Stahlträger, nicht sachgerecht eingebaute Holz- und Metallstützen,
lose zugeschüttete Hohlräume, abgelagerte Chemikalien, tropfende
Decken, an denen sich Stalaktiten wie in Tropfsteinhöhlen gebildet
haben und denen von unten Stalagmiten entgegenwachsen, bis hin zu
einem großflächigen See, indem sich das durchdringende Wasser der
Parkfläche permanent sammelt und für hohe Luftfeuchtigkeit sorgt,
die zusätzlich die Backsteine der Grundmauern massiv angreifen.
Hinzukommen Mengen an Unrat, Schutt und ehemaligen, verrottete
Schlammbadausstattungen. Alles weist eher auf eine Altlast aus
früheren Jahrzehnten des Staatsbads Niedersachsen hin. Die
geplanten Stützpfeiler sollen in dieser Situation dafür sorgen,
dass eine Einsturzgefahr nicht mehr gegeben ist. Der Statiker würde
dies schriftlich bestätigen. Wenn die erste Gefahr gebannt ist,
wird es weitere Untersuchungen und ein Sanierungskonzept geben
müssen, so der Baudezernent des Landkreises. Untersuchungen, die
der Verwalter veranlasst habe, und die durch die jeweiligen
Eigentümer der Wohnungen bezahlt werden müssten. Schnell werde all
das nicht vonstattengehen. "Es wird sich ziemlich lange hinziehen",
so Klebe. Das Bauamt werde in Absprache mit dem Verwalter einen
Zeitplan erstellen. "Innerhalb dieses Zeitplanes werden wir ihn
dazu verpflichten, alle dann abgesprochen Maßnahmen umzusetzen."
Die Bauabteilung der Stadt Bad Nenndorf ist ebenfalls darüber
informiert, wie Samtgemeindedirektor Mike Schmidt gegenüber dieser
Zeitung bestätigte.
Die Balkone der Bewohner wurden auf der Innenhofseite schon vor
längerer Zeit rückgebaut mit der Maßgabe, dass es im Keller "zu
feucht sei" und die Gefahr bestünde, dass die Bewohner mit den
Balkonen durch die Abdeckung der ehemaligen Keller- und Lagerräume,
einbrechen. Der damalige Investor, der das Gebäude vom Land
Niedersachsen gekauft hatte, um darin Seniorenwohnungen
einzurichten und diese an private Käufer veräußerte, hätte den
Keller völlig außen vorgelassen, so die Kritik der Bewohner, auf
Nachfrage dieser Zeitung. "Es ist unvorstellbar, dass man nicht von
den Kellerräumen und von der Problematik wusste", sagt auch Georg
L. (vollständiger Name liegt der Redaktion vor). Im Juli sei er
gerade erst in seine Seniorenmietwohnung eingezogen. Es habe ihm
bisher sehr gut dort gefallen. "Aber niemand habe mich beim
Abschluss des Mietvertrages auf die Problematik des Kellers und die
damit verbundenen möglichen Einschränkungen aufmerksam gemacht." Ob
die Eigentümer überhaupt davon wussten, könne niemand sagen. Alles
spiele sich unterhalb der Kellerdecke, der ehemaligen Grundfläche
für Einrichtungen zum Betrieb des Schlammbadehauses, wie
Waschküche, Holzwannenlager, Werkstatt und Betriebshof, ab. "Alle
Einrichtungen wurden auf dem Platz vom Investor abgerissen und nur
der Untergrund lediglich mit einer Teerschicht abgedeckt", so seine
Vermutung. "Wenn es regnet, ist es im Keller wie in einer
Tropfsteinhöhle."
Bei den Kellerräumen handle es sich um keine einheitliche Fläche,
sondern um unterschiedliche Bereiche des vor 133 Jahren erbauten
und denkmalgeschützten Gebäudes. "Das Parkdeck ist der Bereich, bei
dem man als erstes vermutet hat, dass es nicht standsicher ist",
erläutert der Baudezernent. Deshalb sei dort auch das Parken und
die Nutzung der Balkone verboten worden. Die Ursache für das
Eindringen des Wassers in die Kellerräume hätte man noch nicht
klären können. Die Höhe der bevorstehenden Kosten könnten derzeit
noch nicht benannt werden, so Klebe.
Die Bewohner und Angehörigen werden mit ihren Sorgen
alleingelassen. "Wir wissen nicht, was wir machen sollen", sagt
Georg L. "Soll ich mich um einen Rechtsanwalt kümmern oder wird
eine Sammelklage nötig sein? Was werde ich mitnehmen können, wenn
es acht, neun Wochen oder länger dauert?" Im benachbarten Hotel
Esplanade hat der Eigentümer und Hotelier Klaus Pittack Zimmer
reserviert, um in jedem Fall eine Möglichkeit der Unterkunft bieten
zu können. "Die ersten sind bereits bei mir eingezogen", erklärt
er. Die entsprechenden Wohnungsinhaber hätten sich bei ihm gemeldet
und dies eingeleitet. "Wir verweigern uns nicht zu Gesprächen mit
Bewohnern und Angehörigen", betont Klebe für den Landkreis.
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