Deutschlandweit fehlen knapp 14.500 Lehrkräfte, allein in
Nordrhein-Westfalen sind es 6.700. Niedersachsen benötigt für eine
Vollbesetzung der Stellen 1.760 neue Lehrer, kein Defizit gibt es
in Bayern und dem Saarland (Quelle: RND und ZDF). Das SW wollte
deshalb wissen, wie es in Rinteln aussieht und fragte nach bei der
Stadt, die für die Grundschulen zuständig ist (sachliche
Ausstattung), beim Regionalen Landesamt für Schule und Bildung in
Lüneburg, die für die personelle Ausstattung der Schulen
verantwortlich sind, bei der IGS, dem Gymnasium Ernestinum und der
BBS. Wir wollten wissen: Ist ihre Schule mit dem notwendigen
Personal ausgestattet, um eine volle Unterrichtsversorgung zu
gewährleisten? Wie viele Lehrkräfte fehlen gegebenenfalls in
welchen schulischen Bereichen? Gibt es Quereinsteiger? Und wenn ja,
welche Fächer können dadurch abgedeckt werden? Was müssten
Quereinsteiger an Qualfikation für ihre jeweilige Schulform
mitbringen, um unterrichten zu können? Gibt es Honorarkräfte, um
die Unterrichtsversorgung aufrecht zu erhalten? Ist die digitale
Infrastruktur an ihrer Schule ausreichend oder gibt es noch Luft
nach oben? Ist die sprachliche Qualifikation der Schülerinnen und
Schüler (SuS) ausreichend für den Unterricht an ihrer Schule, oder
bedarf es da noch an qualifizierter vorschulischer Ausbildung? Was
liegt ihnen als Schulleitungen besonders am Herzen, was sie der
Bildungspolitik mit auf den Weg geben würden? Grundschulen gut
aufgestellt
Für die Stadt Rinteln antwortete Joachim von Meien aus dem
Schulamt. Rinteln, so von Meien, sei als Schulträger für die
Ausstattung der Rintelner Grundschulen zuständig. Hierzu zähle auch
die Bereitstellung der digitalen Infrastruktur. In diesem
Zusammenhang habe die Stadt Rinteln in den vergangenen zwölf
Monaten mehrere Anträge im "Digitalpakt Schule 2019-2024" gestellt,
um die Rahmenbedingungen für digitales Lernen an den
Schulstandorten zu verbessern. "Im Rahmen der Förderung durch den
Digitalpakt sind die meisten Klassenräume der Grundschulen mit
digitalen Tafeln der neuesten Generation ausgestattet worden.
Aktuell erfolgt im Zuge der Digitalpaktförderung der Netzwerk- und
WLAN-Ausbau der Grundschule Exten. Bereits vor dem Digitalpakt ist
die Netzwerk- und WLAN-Infrastruktur an den Grundschulen Nord und
Unter der Schaumburg ausgebaut worden. Für das Jahr 2024 ist der
Netzwerk- und WLAN-Ausbau an der Grundschule Süd geplant", so von
Meien. Mareike Wellmeier, Schulfachliche Mitarbeiterin des
Regionalen Landesamt für
Schule und Bildung Lüneburg, bezog Stellung aus Sicht des Amtes,
die für die Lehrkräfte zuständig sind. An den Schulen in Rinteln
seien im Einstellungsverfahren zum Schuljahr 2023/2024 insgesamt
fünf Lehrkräftestellen ausgeschrieben. Alle ausgeschriebenen
Stellen konnten mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern besetzt
werden. An den Schulen in Rinteln kann damit die Verlässlichkeit
der Grundschulen gewährleistet, sowie an allen Schulformen der
Pflichtunterricht gewährleistet werden, so Wellmeier.
Quereinsteiger würden derzeit nicht an Rintelner Grundschulen
beschäftigt und auch keine Honorarkräfte. Allerdings gebe es an
Rintelner Schulen zusätzliche Lehrkräftestunden über drei
befristete Verträge. Was die sprachliche Qualifikation angeht seien
im Schuljahr 2022/2023 von den Rintelner Schulen insgesamt rund
1.100 Schülerinnen und Schüler mit Sprachförderbedarf an das
Regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) Hannover
gemeldet: "Für das aktuelle Schuljahr gehen wir von einem leichten
Anstieg der Zahl aus!"
IGS: Es werden noch zwei Lehrer benötigt
Für die IGS in Rinteln, die mit ihrem Neubau zu einer der
modernsten Schulen Niedersachsens zählt, antwortete Schulleiter
Torsten Rudolf: "Wir haben - trotz des allgemeinen
Lehrkräftemangels - in den Sommerferien drei neue Lehrkräfte
einstellen können. Für die Abdeckung des vollen
Pflichtstundenbereichs würden wir noch etwa zwei weitere Lehrkräfte
benötigen. Lehrkräfte für umfangreiche AG-Angebote, Wahlunterricht
etc. sind hier nicht berücksichtigt. Bei uns fehlt es zurzeit an
Religionslehrkräften. Wir haben in der letzten Einstellungsrunde
versucht, Religionslehrkräfte einzustellen, konnten jedoch
niemanden finden und sind auf andere Unterrichtsfächer ausgewichen.
Wir haben seit etwa anderthalb Jahren einen Quereinsteiger, der
parallel zu seiner unterrichtlichen Arbeit im Studienseminar
Stadthagen qualifiziert wird. Honorarkräfte haben wir nicht. Unsere
digitale Ausstattung ist hervorragend. Das sinnentnehmende Lesen
und erfassen von Texten (der SuS) könnte besser sein. Dieses
bezieht sich aber ausdrücklich auch auf Muttersprachlerinnen und
Muttersprachler.
Mangelfächer Kunst, Musik, Erdkunde
André Sawade stellte als Schulleiter des Gymnasium Ernestinum in
Rinteln fest, dass die Unterrichtsversorgung insgesamt in Ordnung
sei: "Allein in den allgemeinen Mangelfächern Kunst, Musik und
Erdkunde gibt es Engpässe. Hier unterrichten Lehrkräfte zum Teil
fachfremd, aber sehr kompetent!" Quereinsteiger gibt es derzeit am
Ernestinum nicht. Honorarkräfte (Schüler und pädagogische
Mitarbeiter) unterstützen bei der Beschulung von Jugendlichen aus
der Ukraine und dem Förderunterricht in den Hauptfächern. "Die
digitale Infrastruktur am Ernestinum ist hervorragend, Luft nach
oben gibt es immer. Alle Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse
haben digitale Endgeräte, ein Wlan gibt es flächendeckend, in jedem
Raum gibt es eine interaktive Tafel. Zur Zeit qualifizieren wir die
Lehrkräfte im Einsatz von sogenannter künstlicher Intelligenz im
Unterricht", so Sawade. Und einen Wunsch hat auch er: "Wir würden
uns mehr Spielraum bei der Verwendung unserer finanziellen Mittel,
hier vor allem bei der Beschäftigung von pädagogischem Personal
wünschen!"
BBS: Quereinsteiger im Fachbereich Sozialpädagogik
Sören Schütte aus der Verwaltungsleitung der BBS sieht die Schule
gut aufgestellt: "Die Berufsbildenden Schulen Rinteln entsprechen
der Unterrichtsversorgung der öffentlichen berufsbildenden Schulen
des Landes Niedersachsen. Aktuell stehen der BBS Rinteln drei
Einstellungsermächtigungen im Bereich der Pflege zu. Die
Ermächtigungen ergeben sich aufgrund von Pensionierungen und
Elternzeiten. Zwei Quereinsteiger im Bereich der Sozialpädagogik
gibt es an den BBS Rinteln und die Anforderungen an die Bewerbenden
sind landeseinheitlich in der Nds. MasterVO-Lehr, bzw. den
Ländergemeinsamen inhaltlichen Anforderungen an die Fachdidaktiken
und Fachwissenschaften in der Lehrerbildung festgelegt. An einer
Anpassung an die jeweilig aktuell als unterversorgt geltenden
Unterrichtsfächer wird seitens des Landes gearbeitet, um die
Möglichkeiten des Quereinstiegs attraktiver zu gestalten.
Honorarkräfte dürfen an Berufsbildenden Schulen nicht eingesetzt
werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, Personal befristet nach
Tarifvertrag zu beschäftigen. Die BBS Rinteln nutzt die Möglichkeit
befristetes Personal einzusetzen. Die digitale Infrastruktur, die
durch Schulträger zur Verfügung gestellt wird, ist gut. Wenn
Schütte noch einen Wunsch aussprechen dürfte, dann diesen: "Die
fachdidaktischen Herausforderungen angesichts der Digitalisierungen
müssen schon während des Studiums thematisiert werden (Anpassung
des Studiums)!".
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Keine Mangelverwaltung bei Personal und Sachausstattung
Noch herrscht weitgehend rosarote Zufriedenheit an Rintelns Schulen / Kunst-, Musik- und Erdkundelehrer fehlen
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