Ich glaube, das kennen wir alle. Wir hören ein Lied und bekommen
es dann irgendwie einfach nicht mehr aus den Ohren. Eine Melodie
ist für uns zum sogenannten "Ohrwurm" geworden. Zum einen sind es
oftmals bekannte Stimmungslieder, die auf keiner Fete, auf keinem
Fest oder keiner Party fehlen dürfen wie z.B. "Ein Stern" mit DJ
Ötzi, "Fiesta Mexicana" mit Rex Gildo, "Schöne Maid" mit Tony
Marshall und noch eine ganze Reihe anderer Schlager dieser Art.
Oder ich denke da an sogenannte "Sommerhits" wie z.B. (für die
inzwischen etwas reifere Generation) der Titel "In the Summertime"
von der Gruppe "Mungo Jerry" aus dem Jahr 1970, der als
umsatzstärkster Sommerhit aller Zeiten gilt.
Nun muss man diese Lieder nicht immer unbedingt besonders schön
finden. So geht es mir persönlich zumindest mit den meisten
Stimmungsliedern. Aber bei so signifikanten Sommerhits verbindet
man vielleicht doch schon manche schöne Erinnerungen aus der
Jugendzeit, an Momente der Unbeschwertheit, an besondere Ereignisse
oder besondere Urlaube.
Und dann gibt es noch "Ohrwürmer" mit politischer Bedeutung, wie
z.B. der "Sonderzug nach Pankow" mit Udo Lindenberg aus dem Jahr
1983, als ironische Reaktion auf die Absage eines Konzertes mit Udo
Lindenberg in Ost-Berlin und, last but not least, die Rockballade
der hannoverschen Band Scorpions "Wind of Change", die es,
inzwischen leider nur noch schwer vorstellbar, mit ihrer Botschaft
seinerzeit zur Entspannung in der Ost-West-Verständigung bis zu
einer Einladung von Michail Gorbatschow 1991 in den Kreml geschafft
hat.
Mich persönlich beschäftigt seit geraumer Zeit ein ganz besonderes
Lied. Es ist der Titel "You raise me up". Dieses Lied, von dem
Norweger Rolf Lovland geschrieben für sein Duo "Secret Garden",
wurde tatsächlich bereits 2001 veröffentlich. Mir ist es allerding
erst vor einigen Jahren begegnet, seit dem wir dieses Lied als
4-stimmigen Chorsatz in unserem Chor singen. Diese Melodie hat mich
vom ersten Moment an fasziniert und löst immer wieder ein
"Gänsehautfeeling" bei mir aus, wenn wir es im Chor singen oder es
im Radio läuft. Nun ist natürlich eine Melodie in einem Text in der
Zeitung schwer darzustellen, aber ich könnte mir vorstellen, die
meisten der geneigten Leser werden dieses Lied bestimmt schon aus
dem Radio kennen. Und unter dem Titel "You raise me up" ist auch
eine Vielzahl an Variationen im Internet aufzufinden. Für mich ist
diese hymnenähnliche und dennoch filigrane Melodie durch ihre
einzigartige Schönheit und Eleganz nicht nur zu einem "Ohrwurm"
geworden, sondern berührt mit ihren Klängen immer wieder mein Herz
und meine Seele und tut einfach nur gut. Das ist die musikalische
Seite dieses Liedes. Aber auch der Inhalt steht dem an Größe in
nichts nach.
Nun weiß ich nicht, was den irischen Schriftsteller und Komponisten
Brendan Graham inspiriert hat, als er diesen Refraintext geschaffen
hat. "You raise me up" heißt auf Deutsch übersetzt: "Du hebst mich
auf" oder, etwas freier übersetzt, "Du gibst mir Mut" bzw. "Du
baust mich auf". In der Fortsetzung beschreibt Graham dann, wie die
Auswirkungen dieses Aufbauens, dieses Mutes zu gefühlt ungeahnten
Kräften nachhaltig befreien kann. Und so lautet der Refrain: "Du
gibst mir Mut, so kann ich oben auf den Bergen stehen, Du gibst mir
Mut im stürmischen Gewässer, ich bin stark, wenn ich auf Deinen
Schultern bin, Du gibst mir Mut, mehr als ich je hatte."
Wenn ich das so lese und auf mich wirken lasse, kann ich mir nur
EINEN vorstellen, der das im Leben, in meinem Leben, bewirken kann:
Jesus Christus. Mit IHM an meiner Seite kann ich die Berge von
Problemen, die das Leben nun mal so mit sich bringt, erklimmen; nur
ER lotst mich sicher durch die manchmal stürmische Lebenssee und
wenn die eigene Kraft nicht mehr reichen will, trägt er mich auf
seinen starken Schultern und schenkt mir Sicherheit.
"Bin ich betrübt und ist meine Seele müde, habe ich Probleme und
mein Herz ist schwer, so gehe ich in mich und warte still, bis Du
kommst und Dich zu mir setzt." So beschreibt die erste von den zwei
Strophen dieses Liedes die Begegnung mit Jesus im Gebet, wenn ich
spüren darf, dass ich zwar allein aber dennoch nicht verlassen bin,
wenn Jesus sich im Gebet spürbar zu mir gesellt.
"Es gibt kein Leben, kein Leben ohne sein Verlangen, jedes rastlose
Herz schlägt ganz unvollkommen, aber wenn Du kommst und Wunder
erfüllen mich, denke ich manchmal, ich sehe kurz die Ewigkeit."
Mitunter überfordert man sich selber durch das Verlangen nach sehr
hochgesteckten Zielen und jagt mit rastlosem Herzen irgendwelchen
selbsterdachten Idealen hinterher. Wie gut ist es dann, wenn Jesus
die Unruhe des Herzens in gute und oftmals ungeahnt wundervolle
Bahnen lenkt. Auch wenn ein gutes Vorankommen und Erfolg im Leben
wichtig und erstrebenswert ist, so ist es ebenso gut, sich dabei
von Jesus und seiner Güte und Liebe leiten zu lassen und nicht den
eigenen Willen als das Maß aller Dinge anzusehen. Mag sein, dass es
für den einen oder anderen erstrebenswert ist, sich einen guten
Namen bei den Menschen zu machen, aber ein Name, im Himmel
geschrieben, ist über die Begrenztheit des Lebens hier auf Erden
hinaus unvergleichlich viel mehr wert.
Diese Erkenntnis, verbunden mit wunderschöner Musik, möchte ich
gerne mit Ihnen teilen; und dieses Lied "You raise me up" mag
vielleicht einen kleinen Anteil daran haben.
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„You raise me up“
Christian Floß, Prädikant, Hohnhorst
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