Alle vier katholischen Kirchgemeinden im Schaumburger Land
werden ab dem 1. September gemeinsam von einem "Team im
Überpfarrlichen Personaleinsatz" seelsorgerisch begleitet.
Hintergrund ist der schon lange bestehende Mangel an Priestern im
Bistum Hildesheim (und deutschlandweit). Viel stärker als einst
sind heute ehrenamtliche Gläubige gefordert, sich für das
Gemeindeleben zu engagieren. Man könne den sich schon seit längerer
Zeit vollziehenden Wandel vielleicht als Abkehr von der "versorgten
Pfarrgemeinde" hin zu einer "sorgenden Gemeinde" beschreiben,
erklärte Pfarrer Markus Grabowski. Jede Pfarrgemeinde mit ihrem
Pfarrer, einem Diakon und der eigenen Gemeindereferentin, dieses
einst gewohnte Bild gehöre längst der Vergangenheit an. Vielmehr
sei es heute so, dass die getauften und gefirmten Gläubigen Kirche
als ihre Kirche entdecken und sich darin in zunehmenden Maße
ehrenamtlich einbringen, ja für ihre Kirche sorgen müssten.
Grabowski übt die Leitungsfunktion im heimischen "Team im
Überpfarrlichen Personaleinsatz" (ÜPE) aus. Das ÜPE, gebildet aus
sieben pastoralen Personen, wird sich seelsorgerisch um die vier
Schaumburger Pfarreien kümmern, nämlich einmal Stadthagen
(Kirchorte Stadthagen, Lindhorst, Sachsenhagen), Bad Nenndorf
(Kirchorte Bad Nenndorf, Lauenau, Rodenberg, Hohnhorst), Rinteln
(Kirchorte Rinteln, Hessisch Oldendorf, Hemeringen) sowie Bückeburg
(Kirchorte Bückeburg, Rehren, Obernkirchen). Dabei bleiben diese
Pfarreien kirchenrechtlich eigenständig. Pfarrer Michael Lerche,
rund acht Jahre für die Pfarrgemeinde Bad Nenndorf zuständig und
Pfarrer Peter Wolowiec, rund 12 Jahre für die Pfarrgemeinde Rinteln
zuständig, werden anderweitig im Bistum Hildesheim eingesetzt. Der
überpfarrliche Personaleinsatz im Schaumburger wurde bereits seit
einigen Jahren vorbereitet. ÜPE, überpfarrlicher Personaleinsatz,
dieses Modell von pastoralen Teams, die mehrere Pfarreien
begleiten, wird seit einigen Jahren im Bistum Hildesheim
eingesetzt, um die insgesamt 119 Pfarrgemeinden zu begleiten. Diese
sollen erhalten bleiben und nicht weiter fusionieren.
Grabowski verhehlte nicht, dass mit dem Übergang zu den ÜPE auch
Probleme einhergehen. "Die Beziehung zwischen Pfarrer und Gemeinde
ist nicht mehr so stark, wie sie einst war", räumte er ein. Der
Pfarrer sei nicht mehr das gewohnte Gesicht vor Ort, als Seelsorger
und verlässlicher Ansprechpartner für alles. Manche Gläubige würden
sich schwer mit der Umstellung tun, die unbeständige Begleitung als
" chaotisch" empfinden.
Das ÜPE-Team hat nun den Auftrag, die pastoralen Aufgaben klar
einzuteilen und Ehrenamtlichen mehr Verantwortung zu geben. Bei
allem übergreifendem Engagement seien die ÜPE-Mitglieder in den
einzelnen Pfarreien verortet und setzen Schwerpunkt. Fünf
Hauptamtliche wirken in Schaumburg mit, neben Pfarrer Grabowski als
Leitendem sind dies Pastor Tomy Jose und Pastor Jacob Thaile,
Gemeindereferentin Sabine Kalkmann und der pastorale Mitarbeiter
Marcel Heinle. Hinzu kommen die beiden Diakone im Zivilberuf
Berthold Koch und Günter Fichte.
Rund 16.000 Katholiken leben in Schaumburg, Diasporagebiet
gegenüber der evangelischen Mehrheit. Die Zahl der kirchenfernen
Menschen, die sich von der Kirche entfremdet hätten oder
ausgetreten seien, habe sich gerade auch im Zusammenhang mit dem
Kindesmissbrauch erhöht, wie Grabowski erklärte.
Es sei jedoch "ermutigend zu sehen, dass sich immer wieder Menschen
finden würden, die sich einbringen und engagieren". Zu betonen sei
auch der Einsatz derjenigen, die schon lange vor Ort auf
verschiedenen Ebenen und Funktionen Verantwortung übernehmen und so
einen sehr kostbaren Dienst leisten würden. Wichtige Aufgabe des
ÜPE sei es auch, diese Engagierten zu begleiten und zu
unterstützen. So zum Beispiel die beauftragten Laien, die
Beerdigungsgottesdienste leiten.
Markus Grabowski betonte, dass die Umsetzung der Aufgaben des ÜPE
im Detail im Austausch mit den Pfarrgemeinden weiterentwickelt
würde. Jede Pfarrei und jeder Kirchort solle so weit wie möglich
liturgisch einbezogen werden, die Gottesdienste möglichst "gerecht"
regional verteilt werden. Wichtige Aufgabe bleibe es zudem, sich in
der Diaspora "nicht einzuigeln" und sich nicht etwa in eine
"Kuschelecke" zurückzuziehen. Kirche müsse auf die Welt zugehen.
Weiterhin sei die Ökumene zu pflegen, Kirche müsse im
gesellschaftlichen Leben präsent sein, Stellung nehmen, weiterhin
zumindest punktuell im Ortsleben wie etwa bei Schützenfesten
sichtbar werden.
Am 3. September wird sich das ÜPE in Bad Nenndorf in der Kirche vom
Heiligen Rosenkranz um 15 Uhr bei einem Gottesdienst vorstellen.
Der Einführungsgottesdienst in Rinteln folgt am Sonntag, dem 10.
September um 15 Uhr. Am 17. September um 11 Uhr wird das Team im
Familiengottesdienst als auch dem anschließenden Pfarrfest in
Stadthagen präsent sein.
Foto: privat
-
Schon längst nicht mehr ein Pfarrer pro Gemeinde
Teamlösung für alle katholischen Gemeinden in Schaumburg
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum