Ich mag Bäume!
"Mein Freund, der Baum, ist tot, er starb im frühen Morgenrot…",
sang Alexandra 1968. Mir ist klar, auch viele meiner Generation
kennen das Lied in getragenen Moll-Tönen nicht. Ich mag Bäume.
Nicht in der Art, dass ich in den Wald gehe und sie umarme, aber
wem es hilft - ok. Ich gehe ebenfalls nicht in den Wald und schreie
Bäume an. Das soll ja ein probates Mittel zum Stressabbau sein.
Auch nicht in die dunklen Tannen- und Fichtenwälder - aber die sind
eh bald Geschichte, wenn es mit der Trockenheit und dem Borkenkäfer
so weitergeht. "Waldbaden" ist ebenfalls nicht so meins. Ich mag
Bäume zum Beispiel im Garten - gern auch Obstbäume. Wir haben einen
Apfel- und einen kleinen Sauerkirschbaum. Die Sauerkirschen sind
meist schon weg - von Vögeln stibitzt - bevor wir die Früchte
richtig entdeckt haben. Sollen sie haben, ich mag keine
Sauerkirschen. Der Apfelbaum hingegen trug in diesem Jahr so viele
Früchte, dass meine Frau sich erfolgreich an Saft- und
Geleeherstellung getraut hat. Auch Eichen, Buchen und andere
heimische Bäume mag ich. Wer einmal gesehen hat, wie sogar eine
Eiche aus einem kleinen Stängelchen mit nur einem Blatt aus dem
Boden lugt und 50 Jahre später selbst Kyrill, oder noch länger
zurück, sogar Weltkriege, überlebt, der kann nur Bewunderung dafür
haben. Bäume können aber noch viel mehr. Die meisten wissen, dass
durch die Photosynthese Kohlendioxyd gebunden und Sauerstoff
freigesetzt wird - dringend nötig für unser Klima. Nach
einschlägigen Untersuchungen produziert ein einziger, nur 20 Meter
hoher Baum, etwa 10.000 Liter Sauerstoff pro Tag. Genügend für bis
zu zehn Menschen. Bäume gehören aber nicht nur in den Garten und
den Wald, sondern auch in unsere Innenstädte. Im Rahmen einer
Studie des Umweltbundesamtes 2022, in der Konzepte zur Vermeidung
von Hitzeinseln untersucht wurden, stellte dessen Präsident Messner
unter anderem fest: "… Wir sind dem Hitzeinseleffekt nicht
schutzlos ausgeliefert!" Und weiter:" …Neben neuen Bäumen müssen
wir vor allem den alten Baumbestand in den Städten schützen…". Ich
räume ein, es wurden dabei nur Metropolen untersucht. Das Ergebnis
ist aber doch auch auf kleine Städte und die dortigen
Fußgängerzonen zu übertragen. Der Effekt "Urbane Hitzeinseln" mit
höheren Temperaturen gegenüber dem Umland, entsteht bei dichter
Bebauung, starker Hitzereflektion durch die Fassaden, geringerem
Luftaustausch und wird sich bei weiter steigenden Temperaturen auch
in den ebenso verdichteten kleineren Innenstädten zeigen. Und damit
komme ich auf teilweise sehr kontrovers diskutierte
"Baumsituationen" in Schaumburg. In der Bückeburger Innenstadt
sollten eine Reihe von 50 Jahre alten Kaiserlinden gefällt werden -
alten Baumbestand schützen? Mit viel Widerstand konnte die Fällung
verhindert werden und die Kaiserlinden blieben erhalten. In der
Kreisstadt Stadthagen wird derzeit die komplette Fußgängerzone
saniert und mit neuem Pflaster versehen. Eigentlich eine gute
Gelegenheit, zukunftsorientiert neue Bäume zu pflanzen und damit
schon einmal dem Hitzeinseleffekt - wann auch immer er auch in den
Kleinstädten zu bemerken ist - zu begegnen. Ich habe keine Ahnung
von den Vorgaben für die Sanierung der Niedern- und Obernstraße und
des Marktplatzes, bin aber sicher, es wäre möglich gewesen, mehr
als die elf (!) neuen Bäume in Niedern- und Obernstraße zu
pflanzen. Eine Nachbarkommune, zugegebenermaßen etwas größer als
Bückeburg oder Stadthagen, hat mich hingegen positiv überrascht.
Auf wenigen hundert Metern stehen sage und schreibe 40 (!) große
Bäume, und das nicht erst seit gestern. Da kommt tatsächlich so ein
wenig "Großstadt-Fußgängerzonen-Flair" auf. Ich hatte irgendwie den
Eindruck, dass sich die Innenstadtbesucher dort richtig wohl
gefühlt haben. Ja, ich mag Bäume - auch in der Stadt.
Ihr Axel Bergmann
-
Bergmanns Plauderecke
„Was ich schon immer mal sagen wollte…“
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