Da machten die Schüler große Augen: Das Niedersächsische
Polizeiorchester kam mit 35 Beamten zu Besuch in die Heeßener
Grundschule, um mit den Kindern über Gewalt und ein friedliches
Miteinander zu sprechen. Wodurch die Polizisten zu den Kindern
sprechen: Natürlich mit ihren Instrumenten. Denn das kann das
sinfonische Blasorchester besonders gut, spielt es doch sonst auf
großen Bühnen, um die Menschen kulturell hinzureißen. Heute haben
Tuba, Klarinette und Trompete eine andere Funktion, wie Uwe
Klußmann berichtet: "Wir werden die Schülern heute die Geschichte
von "Namene" erzählen, die von ihren Schülern ausgegrenzt wird,
weil sie anders ist", verrät er vorab.
Kindgerecht vermitteln
Das Polizeiorchester geht regelmäßig in Schulen, um kindgerecht
rund um das Thema Gewalt und (Cyber)Mobbing aufzuklären.
Schulleiterin Heike Schorling freut sich riesig, dass das Orchester
der Einladung gefolgt ist, denn dieses hat ein volles Programm.
Begleitet werden die musizierenden Polizisten heute von der Bad
Eilser Polizeikommissarin Stefanie Brase sowie Daniela Kempa,
Leiterin des Polizeikommissariats Bückeburg. "Wir möchten, dass die
Kinder stärker werden, fröhlich sind und an sich und ihre eigenen
Fähigkeiten glauben", erklären die Polizeikommissarinnen. Anhand
der kindergerechten Geschichte sollen die Kinder erfahren, dass
ihnen geholfen wird, wenn sie über Probleme sprechen und wie sie
gemeinsam friedvolle Lösungen finden. Doch auch das richtige
Verhalten in gefährlichen Situationen soll veranschaulicht sowie
die Scheu genommen werden, auch die Polizei zu verständigen.
"Anhand des Orchesters bringen wir zudem den Kindern Regeln näher,
indem wir zeigen, wie unschön es klingen kann, wenn sich auch die
Musiker nicht an die notwendigen Regeln halten. Denn erst wenn alle
nach gemeinsamen Regeln spielen, klingt die Musik wirklich schön",
weiß Uwe Klußmann.
Mobbing auf dem Schulhof
Die rund 100 Schüler der dritten und vierten Klassen lauschen
gespannt der Geschichte um Namene, deren Eltern aus Ghana kommen,
sie wurde jedoch in Deutschland geboren. Aufgrund ihrer dunkleren
Hautfarbe und ihres anderen Aussehens wird sie in der Schule
ausgegrenzt, dabei ist sie eigentlich ein sehr fröhliches Mädchen,
das gerne tanzt und die Gemeinschaft genießt. Als ihr in der Schule
Mitschüler zu nah kommen, sich über sie lustig machen und sie
beleidigen und ihr dann noch ein Bein stellen und Bilder von ihr,
weinend am Boden liegend, in der Whatsapp-Gruppe versenden, ist
Namene zunächst verzweifelt. Doch sie wendet sich vertrauensvoll an
ihre Mutter, die eine sehr friedliche Lösung vorschlägt: Sie lädt
die drei mobbenden Mitschüler und ihre Eltern zu einem Fest bei
ihnen zuhause ein. Und als die drei die nette Familie, die fremden
Gebräuche und das schmackhafte afrikanische Essen näher
kennenlernen, legen sie auch ihre Ressentiment gegenüber der für
sie so anders erscheinenden Namene ab und entschuldigen sich für
ihr Fehlverhalten.
Das richtige Verhalten erlernen
Anschließend sprechen Brase und Klußmann mit den Kindern über die
Geschichte, und schnell kristallisiert sich heraus: Die Schüler
wissen ganz genau, wo sich Namenes Mitschüler falsch verhalten
haben und dass ein solches Verhalten verletzend sein kann. "Es ist
nicht ok, dass sie ihr ein Bein gestellt haben und dass sie gesagt
haben, dass sie nicht hierher gehört", sagen die Kinder. Das
Schubsen und Beleidigen nicht in Ordnung ist, wissen die Schüler
sofort einzuordnen. "Es ist egal, wo jemand geboren ist, er ist ein
Mensch. Wir müssen allen gegenüber fair sein. Zudem wurden einfach
Fotos gemacht und verschickt, aber das darf man nicht, wenn der
andere das nicht möchte", erklärt Kommissarin Brase den Kindern.
Behutsam vermitteln Klußmann und Brase den Kindern den Unterschied
zwischen einem lustigen Schnappschuss unter Freunden und Familie
und dem widerrechtlichen versenden von Bildern ohne Erlaubnis.
"Aber was könnt ihr machen, wenn ihr in solche Situationen kommt?",
fragen Brase und Klußmann. "Wenn man mit jemanden redet, findet
sich oft eine Lösung", weiß eine Schülerin. "Seid mutig, sprecht
mit euren Eltern, Lehrern, Verwandten, die werden euch helfen",
macht Brase den Kindern deutlich. "Auch uns könnt ihr jederzeit
anrufen", fügen die Polizeibeamten an. "Wir nehmen ganz viel mit
von heute: Wir wollen keine Gewalt, vor allem auch nicht, wenn sie
gegen das Herz geht, denn das kann sehr lange weh tun",
verdeutlicht Klusmann den Schülern. Ein Schüler fasst es dann
passend zusammen: "Es kommt nicht auf das Äußere an, sondern auf
das Innere im Herzen". Foto:nh
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"Ausgrenzen ist nicht okay"
Polizeiorchester Niedersachsen arbeitet mit Grundschülern an Gewaltprävention
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