Bereits beim ersten Tagesordnungspunkt der Rodenberger
Ratssitzung, der Feststellung und Genehmigung der Tagesordnung,
schien die Sitzung schon wieder beendet zu sein, wenn man die
stummen Reaktionen der Ratsmitglieder und das völlig irritierte
Gesicht von Samtgemeindedirektor Thomas Wolf sah. Grund hierfür war
der überraschend eingebrachte Antrag von Grünen-Ratsherr Matthias
Schellhaus, den gewichtigsten Tagesordnungspunkt zum Projekt
Stockholm, "Beschluss über das Ergebnis des
Interessenbekundungsverfahrens", von der Tagesordnung zu nehmen.
Das "Zahlenwerk" der entsprechenden Ratsvorlagen sei noch nicht
ausreichend so seine Begründung. Ebenso überraschend auch die
Abstimmung darüber: Mit Stimmen der Gruppe Grüne/FDP, SPD und WGR
setzte der Rat mehrheitlich für diesen Antrag und setzte den
Tagesordnungspunkt ab. "Dass dieser Antrag gestellt wurde, hat mich
schon überrascht", bestätigte Wolf auf Nachfrage dieser Zeitung.
"Ich bin davon ausgegangen, dass wir alle Informationen hatten, um
jetzt eine Entscheidung zu treffen." Aber die offenbar nicht
gewollte Diskussion und Abstimmung über die vorliegenden Entwürfe
der möglichen Investoren, von Constructa und HCRE, schien unter dem
Punkt Anregungen und Anfragen seitens einiger Ratsmitglieder doch
noch seinen Weg zu suchen, aber ging unter.
Deutlich wurde, dass die, die die Sache vertagen wollten, vor den
vorliegenden Zahlen zu den Saalkosten zurückschreckten, die die
Stadt übernehmen müsste, und daher keine Beschlussfassung wollten.
Aber die Forderung nach einem Saal innerhalb des Neubauprojekts,
auf dem Grundstück des bisherigen Hotels Stockholm, wurde vom Rat
selbst an die Planer gestellt.
Wolf: "Ein Großteil des Rates war dann auch der Auffassung, dass
wir als Verwaltung noch einmal eine ergänzende Information zu
diesem Thema Saal einholen sollen. Und zwar jetzt nicht nur im
Hinblick auf die reinen Zahlen, sondern auch im Hinblick auf die
Frage, ob denn die Interessenten auch bereit sind, uns einen Preis
zu nennen, mit dem sie uns auch jegliches wirtschaftliche Risiko am
Betrieb dieses Saales abnehmen." Es bliebe aber dabei, dass
eigentlich alle Zahlen "im Grunde auf den Tisch lagen, wenn auch
nicht bis auf den letzten Euro genau". Die Verwaltung werde mit dem
Auftrag die beiden Interessenten mit dieser Frage nochmals
konfrontieren, kündigte Wolf an.
"Da haben wohl einige Ratsmitglieder angesichts der zu erwartenden
Kosten kalte Füße mit ihrer Forderung nach einem Saal bekommen",
äußerte eine Bürgerin ihren Eindruck gegenüber ihrem Sitznachbar.
Dahinter steckt letztlich die Frage, ob sich die Stadt alles
leisten kann, was sie gerne hätte.
"Zur Beendigung dieses Interessenbekundungsverfahrens hatte ich
auch prüfen lassen oder geprüft, ob es zulässig ist, einen
Abschluss dieses Interessenbekundungsverfahrens auch ohne den Saal
herbeizuführen. Also, dass man den Zuschlag für einen der Bieter,
auch ohne einen Saal geben kann. Das wäre zulässig gewesen, weil
alle darüber Bescheid wussten. Aber das wollten sie auch nicht. Das
ist für mich ein Zeichen, das eben im Grunde die Mehrheit im Rat
eigentlich einen solchen Saal wünscht, nur eben über den Preis, den
die Stadt dafür zahlen soll, sich nicht im Klaren ist", erklärt
Wolf.
Der Tagesordnungspunkt "Stockholm" wird somit in eine der nächsten
Ratssitzungen neu aufgenommen werden müssen - mit der Anfrage einer
Entscheidung. Inwieweit dann zusätzliche Informationen noch
geliefert werden können, um das Risiko für die Stadt zu minimieren,
bleibt offen. Seit sieben Jahren wird über die Zukunft des
ehemaligen Hotels Stockholm und die Zukunft des Grundstücks
diskutiert und beraten.
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Rodenberger Rat scheut vor Entscheidung zurück
Projekt Stockholm mit oder ohne Saal
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