Die ständigen Regenfälle in den letzten Wochen machen den
landwirtschaftlichen Betrieben in Schaumburg wie in ganz
Norddeutschland schwer zu schaffen. Derzeit gehen diese in den
Endspurt, um noch möglichst viel von der Getreideernte zu retten.
Entsprechend mussten die Landwirte mit dem Erntestart warten. Das
Getreide hat seinen Reifepunkt längst erreicht, muss jedoch
vielfach noch auf den Feldern stehenbleiben. Was ebenfalls zu
Qualitätsverlusten führt, die angestrebte Backqualität steht so in
Frage. Die Gefahr der Auskeimung bereits am Halm sei da, wenn das
Getreide geknickt sei ohnehin, wie Christian Wehling erklärte. An
manchen Feldern in Schaumburg lässt sich diese Auskeimen in den
Ähren beim genaueren Blick schon erkennen. Wilde Feldkräuter
beginnen unter dem Getreide heranzuwachsen. Auf manchen Flächen
sind auch Totalausfälle zu befürchten.
"Die Qualität wird jedenfalls ein Problem sein", betonte Christian
Wehling, im Haupterwerb Lehrer an der agrarwirtschaftlichen
Justus-von-Liebig-Schule der Region Hannover. Noch hätten die
Landwirte die Chance, "mit einem dicken, blauen Auge
davonzukommen". Dazu müsse es allerdings nun tatsächlich eine
gewisse Regenpause her. Es gelte, die Daumen zu drücken für höhere
Temperaturen, Sonne und etwas Wind, um die Felder abtrocknen zu
lassen. Die nun eingetretene zwischenzeitliche Entspannung der Lage
führe dazu, dass jeder Mähdrescher in Schaumburg der rollen könne,
unterwegs sein werde. Entsprechend auch Traktoren-Gespanne, um
Getreide und Stroh einzufahren. Von den Autofahrern wird also ein
ums andere Mal Geduld erforderlich sein. Die verspätete Ernte wirkt
sich auf die nachfolgenden Arbeitsgänge aus. Das Bestellen der
Felder, das Einbringen der nächsten Saat, alles verzögere sich.
Zudem würden nun alle Maschinenbewegungen durch die
durchfeuchteten, tiefen Böden erschwert. Auch wird die Lagerung
deutlichen Mehraufwand unter anderem durch Trocknung nach sich
ziehen.
Über Monate Vorbereitung und Arbeit in das Feld gesteckt, "und dann
stehst du da, und kannst nichts tun, weil es schon wieder regnet",
umschreibt Christian Wehling die Gefühlslage vieler Bauern in den
letzten Wochen. Trotz aller moderner Technik, unterliege man als
Landwirt letztlich den natürlichen Vorgängen der Natur. Kein
Verständnis könne er für die EU-Vorgabe aufbringen, vier Prozent
der Flächen aus der Produktion zu nehmen, betonte Wehling.
Angesichts der weltweiten Versorgungslage, geprägt nicht zuletzt
durch den Lieferrückgang aus der Ukraine, gelte es doch jede
Möglichkeit zu nutzen, Lebensmittel zu produzieren. Ertragsstarke
Feldflächen wie in Schaumburg unbearbeitet zu lassen, sei für ihn
vor diesem Hintergrund ethisch nicht vertretbar, so Christian
Wehling.
Für die weiteren Feldfrüchte gelte es nun die Zeit abzuwarten. Beim
Mais beispielsweise ist die Aussicht derzeit günstig.
Foto: bb
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Jeder Mähdrescher derzeit im Einsatz
Regenfälle in der Erntezeit machen Landwirten zu schaffen
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