Es sei bekannt, dass es einzelne Gemeinden in Niedersachsen
gibt, "denen das Wasser bis zum Hals steht", beklagt
Landtagsabgeordnete Colette Thiemann (CDU). "Wenn ich zum Beispiel
in Richtung Haste schaue, wo 97 Prozent vom Haushalt durch
Kinderbetreuungskosten gebunden sind, dann gibt es dort kaum noch
Luft nach oben." Es gäbe viele Kommunen, wo das Geld sehr knapp
sei. Daher schlägt sie vor, dass gesehen werden muss, "was sind
Pflichtaufgaben, die die Länder übernehmen, über bundesgesetzliche
Regelungen, zum Beispiel Ganztagsausbau und Kindergärten, und
welche Gelder stehen den Ländern für diese Aufgaben, die
bundesgesetzlich dafür veranschlag sind, zu. Wer die Musik
bestellt, muss sie auch bezahlen." Dann gehört aber auch dazu, dass
das Land diese Gelder entsprechend an die Kommunen durchreicht.
"Wir brauchen also mehr Geld für die Aufgaben der Länder, die
bundesgesetzliche Regelungen übernehmen. Und das Geld muss sowohl
vom Bund an das Land richtig durchgereicht werden, aber auch vom
Land an die Kommunen und somit auch von den Landkreisen an die
Kommunen." Dass sich noch Kommunen von eigenen Ansprüchen und
Einrichtungen verabschieden müssten, um entsprechende Einsparungen
vornehmen zu können, dafür sieht Thiemann keinen Spielraum mehr.
"Das ist schwierig. Wir sind ja in weiten Teilen schon sehr
runtergefahren, das muss man ganz klar sagen. Wir haben zum
Beispiel große Sanierungsstaue in unseren Schwimmbädern. Und wir
leisten uns fast gar nichts mehr. Also wenn man in die einzelnen
Gemeinden des Landkreises kommt, dann ist alles schon auf
Sparflamme. Jeder Rat guckt nur, wie er die Kinderbetreuungskosten
finanziert. Andere Themen hat man fast gar nicht. Tatsächlich ist
der Gürtel durch die Pflichtausgaben schon so eng."
Seit Jahr und Tag werde das Problem vom Land nicht ausreichend
deutlich gesehen, "dass unsere Kommunen finanziell für die ihnen
übertragenen Aufgaben - zum Beispiel Ganztagsausbau in der
Grundschule oder auch Kinderbetreuung, Bundesaufgabe
Kindergartenanspruch - nicht ausreichend im Rahmen Konnexität
ausgestattet sind". Der entsprechende Länderfinanzausgleich sei zu
schwach. Und dann gäbe es den kommunalen Finanzausgleich, wo das
Geld in Teilen durchgereicht wird. "Und dann versucht man sozusagen
die ganz schlecht ausgestatteten Kommunen irgendwie über
Flickschusterei zu retten." Man müsse ihrer Meinung nach aber den
gesamten Länder- und Kommunalfinanzausgleich neu denken. Die
einzige Steuereinnahme die eine Kommune direkt hat, sind die
Gewerbesteuern. "Und wenn jetzt noch eine Inflation kommt, dadurch
weniger Einkommensteuern kommen, weil wir eine höhere
Arbeitslosenquote bekommen, bekommen die Kommunen über die
Einkommensteuerumlage, die an den Landkreis fließt und
durchgereicht wird, auch kaum noch etwas."
Thiemann: "Wir müssen überdenken, dass man nicht eine Million Euro
Förderprogramme mit Minimalförderung aufsetzt, wo dann Gelder
eingebunden werden, um irgendwie fünfzehn Adressaten irgendeine
Förderung zu geben. Das bringt keinem etwas." Vielmehr müsse
gesehen werden, "welche Aufgaben sind wirklich wichtig und gilt es
quer zu finanzieren". Die müssten entsprechend ausgestattet werden.
"Also den Mut haben, sowohl den Länderfinanzausgleich als auch den
kommunalen Finanzausgleich anzupassen." Die CDU-Landtagsfraktion
habe daher eine diesbezügliche Anfrage an das
Wirtschaftsministerium gestellt. Inzwischen liege ihr eine
vielseitige Vorlage dazu vor, "die wir in den Ferien analysieren",
erklärt Thiemann. Im Anschluss werde die Fraktion konkrete
Vorschläge dem Land unterbreiten, um in dieser Frage
voranzukommen.
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Vielen Kommunen im Land steht das Wasser bis zum Hals
Colette Thiemann (CDU): „Wer bestellt soll zahlen“
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