1. Einen guten und geduldigen Umgang mit Kräutern

    Pastor Falk Nisch, Beckedorf

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    Was sind Sie für ein Gartentyp und können Sie es ertragen, dass in Ihren Beeten "Unkraut" steht? Natürlich wissen wir alle, dass es keine nutzlosen Pflanzen und damit auch keine "Unkräuter" gibt, die Menschen eben nur so nennen, weil sie mit Giersch und Co wenig anzufangen wissen und sich über ihre fröhliche Ausdehnung in den schönen Beeten ärgern. Also sprechen wir besser von "Wildkräutern". Aber zurück zur Ausgangsfrage: Muss auf Ihren Gemüse- und Blumenbeeten neben den erwünschten Pflanzen am liebsten nur braune Erde zu sehen sein oder dürfen da auch Wildkräuter wachsen?
    Auf meinem Gemüsebeet entferne ich im Frühjahr alle Wildkräuter und frage mich jedes Jahr dabei, wieso so viele von ihnen schon wieder da sind. Wenn ich es dann geschafft habe und der Boden schön gehackt und aufgelockert ist, freue ich mich über die herrlich braune Erde, auf der leider nur in diesem kurzen Augenblick kein unerwünschtes Grün zu sehen ist. Spätestens wenn die Kartoffeln angehäuft sind, werde ich nachsichtiger mit den Wildkräutern und gebe meine Illusion vom perfekten Kartoffelbeet auf.
    Jesus spricht in einem Gleichnis vom Unkraut im Weizen. Mit dem Kraut ist wohl der "Taumellolch" gemeint, eine weizenähnliche Pflanze, die bei Verzehr beim Menschen Unwohlsein und Taumel/Schwindel auslösen kann. Im Gleichnis fragen die Knechte den Hausherrn, ob sie den unerwünschten Gast im Weizenfeld nicht ausjäten sollten. Überraschenderweise wird die Anfrage von ihm verneint, weil er befürchtet, dass dann auch die Pflanzen, die gute Früchte tragen, mitrausgerissen werden könnten. Beides solle bis zum Tag der Ernte wachsen und dann würde die Trennung erfolgen. Der Weizen käme in die Scheune und das andere Kraut ins Feuer.
    Das Gleichnis kann ich auf mich und den Umgang mit anderen Menschen übertragen. Kann ich Unkraut in mir, d.h. Schattenseiten, unschöne Eigenschaften und Fehler, erst einmal stehen lassen? Oder möchte ich sie am liebsten schnell aus meinem Sichtfeld haben, weil es so schwerfällt, sie zu ertragen? Ist das Bild eines schönen inneren Gartens, aus dem alles, was mich stört, rausgerupft ist, zu verlockend, am Ende aber eine irreführende und wenig hilfreiche Illusion?
    Der Hausherr, und damit ist Gott gemeint, hat jedenfalls mehr Geduld - auch mit dem Unkraut in mir. Er vertraut darauf, dass das Gute schon wachsen und sich weiterentwickeln wird, auch wenn er meine Schattenseiten kennt. Kann ich mich auch so akzeptieren, so bedingungslos, wie Gott mich annimmt?
    Ich möchte mich vom Hausherrn und seiner Gartenkunst inspirieren lassen und versuchen, mehr Geduld mit mir und auch mit meinen Mitmenschen zu haben, deren Wildwuchs und Schattenseiten mich schnell aufregen. Auch sie erst einmal stehen lassen. Sie ebenfalls so annehmen, wie sie sind - und sie nicht in (m)ein Bild pressen, das letztlich nicht zu ihnen passt. Wir müssen weder das Unkraut aus uns selbst noch aus anderen herausrupfen. Wir dürfen uns und andere mit den Augen Gottes, mit etwas mehr Sanftmut und Barmherzigkeit anschauen. Oft helfen nämlich die einen beim anderen so nervenden Schwächen sehr schön dabei, den eigenen, meist sehr ähnlichen, auf die Schliche zu kommen. Einen guten und geduldigen Umgang mit Kräutern aller Art im Garten und auch anderswo wünscht,

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