1. Kaiserwetter an den Napoleonischen Festtagen

    Viele Besucher zog es zu den LustiKen Festtagen nach Bad Nenndorf

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    Weithin sichtbar wehten die Trikoloren im Wind, die Wachen hatten ihre Posten an den Wachhäuschen vor dem Schlösschen eingenommen, da wurde es im gesamten Kurpark des Staatsbades Bad Nenndorf auch schon besonders lebhaft. Denn von weitem war zu erkennen, dass in einer weißen Kutsche Jérôme Bonaparte, der König von Westphalen, mit seiner Gemahlin vorfuhr, um in Bad Nenndorf für zwei Tage Quartier zu beziehen. Sein Gefolge in historischen Gewändern folgte ihm auf Schritt und Tritt ins Schlösschen, aber auch in sein Zeltquartier im Park. So erlebten es viele Gäste aus Nah und Fern, anlässlich der zum ersten Mal stattgefundenen "LustiKen Festtagen Bad Nenndorf". Für dieses historische "Treiben" mit einem vielfältigen Rahmenprogramm sorgten 230 Mitwirkende aus acht Nationen, in historischen Militäruniformen, innerhalb und außerhalb ihrer Zeltburgen der Feldquartiere. So haben es sich auch die Organisatoren, die Kur- und Tourismusgesellschaft Staatsbad Nenndorf mbH (KurT) und Lars Walther, vorgestellt, als sie bereits vor zwei Jahren diese historische Veranstaltung planten und dann bedingt durch die Corona-Pandemie alles absagen mussten. Federführend bei der Ausgestaltung war Lars Walther aus Bad Nenndorf, der in seiner Freizeit bei den Kings German Legion, 2nd Light Battalion aktiv ist. Für Lars Walther aus Bad Nenndorf ist Geschichts-Reenactment mehr als nur ein Hobby. Geschichte erlebbar machen und Völkerverständigung, das sind die Kerngedanken des Hobbys von Lars Walther. "Wir sind geschichtlich interessierte Menschen jeden Alters. Wir zeigen Geschichte im militärischen Leben in der Zeit von 1792 bis 1815 und versuchen, sie so 'greifbar' zu machen", erklärt er. Hierzu treffen sie sich mehrere Male in Deutschland oder auch im europäischen Ausland, um mit Gleichgesinnten das Biwak- oder Lagerleben und die Gefechte und Schlachten der Zeit vor 200 Jahren nachzuerleben. Den historischen Rahmen des Programms bot die historische Anwesenheit von Jérôme Bonaparte in Bad Nenndorf. Leid und Schrecken, die durch Schlachten und Kriege, auch in Bad Nenndorf, ausgelöst wurden, verlieren sie hierbei nicht aus den Augen, so Lars Walther.
    Auch die Bad Nenndorfer Organisatorinnen und Organisatoren haben sehr lange darüber nachgedacht, wie es angesichts der aktuellen Kriege in der Welt möglich ist, eine derartige "Geschichte" vor einem breiten Publikum zu entfalten, beziehungsweise "Nachzuspielen". Gegenüber dieser Zeitung wurde auch von den Festbesuchern nachdenkliches geäußert, gleichzeitig aber eine besondere Sensibilität und Offenheit der Mitwirkenden wiederholt wahrgenommen und gelobt, die den Besuch der Festtage aus ihrer Sicht zu einem positiven Erlebnis werden ließ. Nichts sei bedrückend gewesen, "allerdings hätte man auf die Darstellungen wie das Duell gut verzichten können", meinte Frank B. aus Stadthagen, der mit seinen Kindern das Fest besuchte. Trotzdem hätten ihm die Lustiken Festtage gefallen, die einen in das beginnende 19. Jahrhundert mitnahmen und etwas vom französischen Flair im Kurpark erleben ließen. Eine durchaus wiederholte Meinung unter den Besucherinnen und Besuchern.
    Die mitwirkenden Hobbydarstellerinnen und -darsteller reisten aus verschiedenen Ländern Europas an, um in originalgetreuer oder sogar originaler Gewandung auf der Bad Nenndorfer Kur-Promenade die napoleonische Zeit aufleben zu lassen: mit schmucken Uniformen, rauschenden Kleidern und einfacher Zivilkleidung. Darüber hinaus präsentierten die Reenactor´s authentisch das zivile Leben in einer Zeltstadt im Kurpark. Reenactment ist ein Hobby, das in vielen Ländern Europas anzutreffen ist und etwas Vereinendes hat. Mit historischer Genauigkeit bis zum Nadelstich zeigen sie den Alltag um 1800, führen Handwerksarbeiten der damaligen Zeit mit historischem Werkzeug durch, kochen ihre Mahlzeiten über einem Lagerfeuer, schlafen auf einfachen Strohmatten und präsentierten ihre Regiments-Schule.

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