1. Ein Licht kann eine Brücke sein

    Tobias Schimmelpfennig, Lindhorst

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    Je nach dem, wann Sie an diesem Wochenende diese Zeitung aufgeschlagen haben, befinden wir uns an zwei massiv unterschiedlichen Punkten im Kirchenjahr: Die Spannung steht zwischen großer Trauer und der größtmöglichen Freude, Dunkel und Hell, Tod und Leben - zwischen Karsamstag und Ostersonntag. Die Brücke zwischen beiden? Das Licht! Mitten am Tag ist es dunkel - ja stockfinster. Genau von so einem Tag berichten die Evangelisten, wenn vom Karfreitag die Rede ist. Mittags um 12 Uhr wird es plötzlich finster (Mt 27,45; Lk 23,44). Wenn uns die Dunkelheit mitten am Tag überfällt, dann bemerken wir eine Veränderung, unsere Stimmung ändert sich, wir sind bedrückt. So eine Dunkelheit erfasst sicherlich auch die Jünger, die am Karfreitag im Schrecken miterleben müssen, dass der Mensch, auf den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt haben, seinen Kreuzweg geht und am Nachmittag auf eine menschenunwürdige Weise am Kreuz sein Leben beendet wird. In diesem Moment gibt es keinen Rückblick und keine Vorausschau. Sie alle sind gefangen im Eindruck des Tages. Ein Hier und Jetzt, welches auf grausame Weise deutlich macht, dass im Moment des Sterbens Jesu ihr gesamtes Leben keinen Sinn mehr hat. Die Hoffnung ist zerstört, alles Freudige weicht dem Schrecken und die Angst zieht sie in einen Abgrund.
    Wenn in der Nacht auf Ostersonntag überall die Osterfeuer brennen, und die Menschen sich am Licht und der Wärme erfreuen, tun wir das vor unserer Kirche ebenso, denn von hier aus beginnt die wohl aufregendste Nacht des Jahres für Christen: die Osternacht. Am Feuer wird die Osterkerze geweiht, entzündet und mit dreimaligen Ruf "Lumen Christi" - Licht Christi, in die Kirche getragen. Dabei entzünden alle nach und nach ihre eigenen Kerzen an der Osterkerze, geben einander das Licht weiter und ziehen in die stockfinstere Kirche ein, die nun von über 100 Flammen in ein warmes Licht getaucht wird.
    Dieses Licht ist die Brücke zwischen Karsamstag und Ostersonntag; Ein Licht macht den Unterschied! Es schenkt Wärme, breitet sich aus und es ist besonders kraftvoll, wenn es nicht unter den biblischen Scheffel gestellt wird (Mt 5,15). Mit diesem Licht drückt sich die Hoffnung und Zuversicht von Ostern aus. Jesus Christus ist das Licht der Welt (Joh 8,12). Den Tod Jesu verstehen die Jünger nur rückwirkend, auch wenn ihnen vorher schon gesagt wurde, was passieren wird. Im Dunkel des Karfreitags und am Karsamstag können sie das Licht der Verheißung nicht mehr sehen. Mit dem Licht der Auferstehung drücken sich die Hoffnung und Zuversicht von Ostern aus. Das, was vorher ungewiss und traurig war, wird nun hell und strahlt die Freude über die Auferstehung aus. Eine Freude, die uns so erfüllen kann, dass wir Anderen zum Licht werden können. Dennoch ist immer klar: wir leuchten nicht aus uns selbst heraus; unsere Flamme wurde entzündet am Licht Christi. Nehmen wir unseren Auftrag wahr und spenden einander Licht und Wärme. Tauchen wir Trauer und Leid in das Licht ein, das von der Auferstehung kündet und schenken wir den Menschen in unserem Leben Licht, Hoffnung und die Gewissheit, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. So ist auch bei allen Schwierigkeiten und Kar-Tagen unseres Lebens, eines gewiss: die Osternacht kommt, der Sonntag des Halleluja-Jubels und der Auferstehung unseres Herrn ist nicht weiter weg - als ein Licht.
    Besuchen Sie doch auch einmal ein kirchliches Osterfeuer und teilen Sie Ihr Licht mit vielen Menschen, die sich haben vom Feuer Christi anstecken lassen!

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