Je nach dem, wann Sie an diesem Wochenende diese Zeitung
aufgeschlagen haben, befinden wir uns an zwei massiv
unterschiedlichen Punkten im Kirchenjahr: Die Spannung steht
zwischen großer Trauer und der größtmöglichen Freude, Dunkel und
Hell, Tod und Leben - zwischen Karsamstag und Ostersonntag. Die
Brücke zwischen beiden? Das Licht! Mitten am Tag ist es dunkel - ja
stockfinster. Genau von so einem Tag berichten die Evangelisten,
wenn vom Karfreitag die Rede ist. Mittags um 12 Uhr wird es
plötzlich finster (Mt 27,45; Lk 23,44). Wenn uns die Dunkelheit
mitten am Tag überfällt, dann bemerken wir eine Veränderung, unsere
Stimmung ändert sich, wir sind bedrückt. So eine Dunkelheit erfasst
sicherlich auch die Jünger, die am Karfreitag im Schrecken
miterleben müssen, dass der Mensch, auf den sie ihre ganze Hoffnung
gesetzt haben, seinen Kreuzweg geht und am Nachmittag auf eine
menschenunwürdige Weise am Kreuz sein Leben beendet wird. In diesem
Moment gibt es keinen Rückblick und keine Vorausschau. Sie alle
sind gefangen im Eindruck des Tages. Ein Hier und Jetzt, welches
auf grausame Weise deutlich macht, dass im Moment des Sterbens Jesu
ihr gesamtes Leben keinen Sinn mehr hat. Die Hoffnung ist zerstört,
alles Freudige weicht dem Schrecken und die Angst zieht sie in
einen Abgrund.
Wenn in der Nacht auf Ostersonntag überall die Osterfeuer brennen,
und die Menschen sich am Licht und der Wärme erfreuen, tun wir das
vor unserer Kirche ebenso, denn von hier aus beginnt die wohl
aufregendste Nacht des Jahres für Christen: die Osternacht. Am
Feuer wird die Osterkerze geweiht, entzündet und mit dreimaligen
Ruf "Lumen Christi" - Licht Christi, in die Kirche getragen. Dabei
entzünden alle nach und nach ihre eigenen Kerzen an der Osterkerze,
geben einander das Licht weiter und ziehen in die stockfinstere
Kirche ein, die nun von über 100 Flammen in ein warmes Licht
getaucht wird.
Dieses Licht ist die Brücke zwischen Karsamstag und Ostersonntag;
Ein Licht macht den Unterschied! Es schenkt Wärme, breitet sich aus
und es ist besonders kraftvoll, wenn es nicht unter den biblischen
Scheffel gestellt wird (Mt 5,15). Mit diesem Licht drückt sich die
Hoffnung und Zuversicht von Ostern aus. Jesus Christus ist das
Licht der Welt (Joh 8,12). Den Tod Jesu verstehen die Jünger nur
rückwirkend, auch wenn ihnen vorher schon gesagt wurde, was
passieren wird. Im Dunkel des Karfreitags und am Karsamstag können
sie das Licht der Verheißung nicht mehr sehen. Mit dem Licht der
Auferstehung drücken sich die Hoffnung und Zuversicht von Ostern
aus. Das, was vorher ungewiss und traurig war, wird nun hell und
strahlt die Freude über die Auferstehung aus. Eine Freude, die uns
so erfüllen kann, dass wir Anderen zum Licht werden können. Dennoch
ist immer klar: wir leuchten nicht aus uns selbst heraus; unsere
Flamme wurde entzündet am Licht Christi. Nehmen wir unseren Auftrag
wahr und spenden einander Licht und Wärme. Tauchen wir Trauer und
Leid in das Licht ein, das von der Auferstehung kündet und schenken
wir den Menschen in unserem Leben Licht, Hoffnung und die
Gewissheit, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. So ist auch bei
allen Schwierigkeiten und Kar-Tagen unseres Lebens, eines gewiss:
die Osternacht kommt, der Sonntag des Halleluja-Jubels und der
Auferstehung unseres Herrn ist nicht weiter weg - als ein
Licht.
Besuchen Sie doch auch einmal ein kirchliches Osterfeuer und teilen
Sie Ihr Licht mit vielen Menschen, die sich haben vom Feuer Christi
anstecken lassen!
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Ein Licht kann eine Brücke sein
Tobias Schimmelpfennig, Lindhorst
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