1. Zum Palmsonntag

    Hans-Peter Fiebig, Pastor i.R., Bückeburg

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    Am morgigen Palmsonntag beginnt die Karwoche. Die letzte Woche der Passions- oder Fastenzeit vor dem Osterfest hat mehrere Namen: die "stille" Woche, die "heilige" Woche, die "große" Woche. Sie ist die einzige Woche im Jahr, in der 3 Wochentage besondere Namen tragen: Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, ein Zeichen dafür, dass diese Woche besonderes Gewicht hat. Warum? Weil Christen in dieser Woche an das Leiden Jesu denken, dass Jesus für uns in den Tod ging und wie sein himmlischer Vater darauf reagierte, als er ihn zu Ostern in ein neues und unvergängliches Leben rief.
    Am Palmsonntag war der Jubel um Jesus in Jerusalem riesengroß. Die vielen Festpilger bereiteten Jesus einen grandiosen Empfang: Palmenzweige in den Händen, Kleider, ausgebreitet auf dem staubigen Weg, vielstimmiger Lobgesang: "Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna!" Jesus hatte Erfolg gehabt: Wer hat schon die Macht, einen Toten wieder in das irdische Leben zurück zu holen? Jesus hatte es bei seinem Freund Lazarus getan. Darum solche euphorische Stimmung: Jesus, der Superstar! Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg! Aber Jesus geht es nicht um äußeren Erfolg oder sichtbaren Triumpf, sondern um inneren Frieden und tätige Nächstenliebe.
    So reitet er auch nicht stolz und hoch zu Ross in die Stadt Jerusalem ein, sondern auf einem Esel. Ja, auf einem Esel, dem Lasttier der kleinen Leute. Der Prophet Sacharja ( Kapitel 9,9) hatte 5 Jahrhunderte vor Jesus angekündigt: Siehe, dein König kommt zu dir, arm und reitend auf einem Esel. Dieser "König auf dem Esel" führt keine Soldaten in eine militärische Schlacht, sondern bringt allen Menschen die gute Nachricht von der helfenden, heilenden und tröstenden Nähe Gottes.
    Diese Karwoche 2023 ist eine gute Gelegenheit, Jesus "danke" zu sagen: Jesus, wir danken dir, dass du anders bist, auch als die Machthaber unserer Welt.. Dir ging es nicht um politische Macht, nicht um äußeren Glanz und Ansehen in der Welt. Du riefst nicht auf zum heiligen Krieg, sondern in die Nachfolge: "Folge mir nach", um in das Reich deines himmlischen Vaters, der Liebe und Gerechtigkeit einzuladen! Du hast bei deiner Gefangennahme auf Gewalt verzichtet und dem Petrus gesagt: "Stecke dein Schwert in die Scheide." Du hast am Kreuz nicht gerufen: "Rache", sondern gebetet: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Du hast geantwortet, als man dich fragte: Worauf kommt es im Leben an? "Du sollst Gott, deinen Schöpfer und himmlischen Vater, lieben und deinen Nächsten wie dich selbst". Du hast deinen Jünger Petrus wieder in den Dienst genommen, obwohl er dich verleugnet hatte. Du schwiegst, als deine Widersacher dich verklagten, verspotteten und auspeitschten. Du starbst am Kreuz, als viele Festpilger in Jerusalem ihr Passa feierten. Du besiegtest den Tod, als die meisten meinten, nun sei es mit dir zu Ende. Du wirst wiederkommen in Herrlichkeit. Als deine Nachfolger warten wir auf die Vollendung der Welt, auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit deines Vaters wohnen. Wenn wir dich von Herzen darum bitten, wirst du schon jetzt in uns leben und wirken, in jeder einzelnen und jedem einzelnen von uns.

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