Am morgigen Palmsonntag beginnt die Karwoche. Die letzte Woche
der Passions- oder Fastenzeit vor dem Osterfest hat mehrere Namen:
die "stille" Woche, die "heilige" Woche, die "große" Woche. Sie ist
die einzige Woche im Jahr, in der 3 Wochentage besondere Namen
tragen: Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, ein Zeichen dafür,
dass diese Woche besonderes Gewicht hat. Warum? Weil Christen in
dieser Woche an das Leiden Jesu denken, dass Jesus für uns in den
Tod ging und wie sein himmlischer Vater darauf reagierte, als er
ihn zu Ostern in ein neues und unvergängliches Leben rief.
Am Palmsonntag war der Jubel um Jesus in Jerusalem riesengroß. Die
vielen Festpilger bereiteten Jesus einen grandiosen Empfang:
Palmenzweige in den Händen, Kleider, ausgebreitet auf dem staubigen
Weg, vielstimmiger Lobgesang: "Gelobt sei, der da kommt im Namen
des Herrn! Hosianna!" Jesus hatte Erfolg gehabt: Wer hat schon die
Macht, einen Toten wieder in das irdische Leben zurück zu holen?
Jesus hatte es bei seinem Freund Lazarus getan. Darum solche
euphorische Stimmung: Jesus, der Superstar! Nichts ist
erfolgreicher als der Erfolg! Aber Jesus geht es nicht um äußeren
Erfolg oder sichtbaren Triumpf, sondern um inneren Frieden und
tätige Nächstenliebe.
So reitet er auch nicht stolz und hoch zu Ross in die Stadt
Jerusalem ein, sondern auf einem Esel. Ja, auf einem Esel, dem
Lasttier der kleinen Leute. Der Prophet Sacharja ( Kapitel 9,9)
hatte 5 Jahrhunderte vor Jesus angekündigt: Siehe, dein König kommt
zu dir, arm und reitend auf einem Esel. Dieser "König auf dem Esel"
führt keine Soldaten in eine militärische Schlacht, sondern bringt
allen Menschen die gute Nachricht von der helfenden, heilenden und
tröstenden Nähe Gottes.
Diese Karwoche 2023 ist eine gute Gelegenheit, Jesus "danke" zu
sagen: Jesus, wir danken dir, dass du anders bist, auch als die
Machthaber unserer Welt.. Dir ging es nicht um politische Macht,
nicht um äußeren Glanz und Ansehen in der Welt. Du riefst nicht auf
zum heiligen Krieg, sondern in die Nachfolge: "Folge mir nach", um
in das Reich deines himmlischen Vaters, der Liebe und Gerechtigkeit
einzuladen! Du hast bei deiner Gefangennahme auf Gewalt verzichtet
und dem Petrus gesagt: "Stecke dein Schwert in die Scheide." Du
hast am Kreuz nicht gerufen: "Rache", sondern gebetet: "Vater,
vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Du hast
geantwortet, als man dich fragte: Worauf kommt es im Leben an? "Du
sollst Gott, deinen Schöpfer und himmlischen Vater, lieben und
deinen Nächsten wie dich selbst". Du hast deinen Jünger Petrus
wieder in den Dienst genommen, obwohl er dich verleugnet hatte. Du
schwiegst, als deine Widersacher dich verklagten, verspotteten und
auspeitschten. Du starbst am Kreuz, als viele Festpilger in
Jerusalem ihr Passa feierten. Du besiegtest den Tod, als die
meisten meinten, nun sei es mit dir zu Ende. Du wirst wiederkommen
in Herrlichkeit. Als deine Nachfolger warten wir auf die Vollendung
der Welt, auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die
Gerechtigkeit und Barmherzigkeit deines Vaters wohnen. Wenn wir
dich von Herzen darum bitten, wirst du schon jetzt in uns leben und
wirken, in jeder einzelnen und jedem einzelnen von uns.
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Zum Palmsonntag
Hans-Peter Fiebig, Pastor i.R., Bückeburg
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