"Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren
und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen
die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Eltern". Das ist
nicht etwa die Meinung des Kolumnisten über die jungen Leute von
heute - nein - das sagte der griechische Philosoph Sokrates 470 -
399 v. Ch. Nun gibt es natürlich einen Grund, diese über 2 000
Jahre alte Weisheit heute zu zitieren. Nachdem ich mich früher
bereits einmal über das Thema "Respekt" geäußert habe, liegt meine
Betrachtung heute auf einem etwas anderen Schwerpunkt. Aktuelle
Vorfälle auf dem Stadthäger Krammarkt haben mich dazu inspiriert.
Da waren des Nachts vermutlich Jugendliche in einen Grillimbiss
eingebrochen, hatten sich Würste gegrillt und danach den Imbiss
verwüstet. Wenn man denn großzügig den Einbruch in den Grill noch
weglächeln kann - wir sind übrigens früher durch ein Loch im Zaun
in das örtliche Freibad eingedrungen und haben … na ja … aber eben
nichts zerstört - das sinnfreie Zerstören der Einrichtung, das
Verspritzen von Saucen, ist nicht zu tolerieren. Am nächsten Tag
greift ein 16-jähriger erwachsene Polizisten an. Diese Beispiele
könnte ich endlos fortsetzen. Die bloße Zerstörungswut in den
vergangenen Silvesternächten, Angriffe auf Notarzt- und
Rettungswagen, immer mit dem Ziel, möglichst viel kaputt zu machen,
gehören dazu. Lehrerinnen und Lehrer geben oft lange vor der
Pensionierungsgrenze entnervt auf. Das alles ist leider kein neues
und plötzlich auftretendes Phänomen, sondern vielmehr sind solche
Vorkommnisse - anders als früher - immer häufiger zu sehen.
Jugendliche brechen nachts in die Häuser der Kleingartenkolonien
ein, verdrecken und demolieren die Innenräume. In die gleiche
Richtung geht das sinnlose Beschmieren von Hauswänden, Mauern,
Brücken, Bahnwaggons und so weiter. Das Wort "Graffiti" nutze ich
hier ausdrücklich nicht - Graffiti hat immer etwas mit Kunst zu tun
- das, was ich meine, sind einfach nur Farbschmierereien. Ich weiß,
Soziologen und Psychologen haben oftmals wissenschaftliche
Erklärungen und sogar Entschuldigungen für die Taten. Ich denke
einfach nur pragmatisch und auch ein Stück weit aus der Erfahrung
heraus. Es hat sehr viel mit der kleinsten sozialen Gruppe, der
Familie, und damit mit Erziehung und Sozialisation, zu tun. Ich
erinnere mich noch gut, als ich in jungen Jahren im Übermut eine
Scheibe eingeworfen habe, flüchtete und der Vorfall kurze Zeit
später meinen Eltern bekannt wurde. Die erzieherischen Maßnahmen zu
Hause erspare ich dem Leser - nur so viel - mit einem vom
Taschengeld gekauften Blumenstrauß musste ich reumütig bei den
Geschädigten auftauchen und Farbe bekennen. Es ist doch
bezeichnend, dass mir diese und ähnliche Geschichten heute noch
präsent sind. An dieser Stelle ein Bekenntnis für die allzu
kritischen Leser:innen (ich nehme mir noch die Freiheit, für einen
besseren Lesefluss ansonsten auf die Gender-Punkte zu verzichten):
Die große Mehrheit unserer Kinder/Jugendlichen/Heranwachsenden und
jungen Erwachsenen sind voll in Ordnung und testen das
Erwachsenwerden in akzeptablen Grenzen - in der Regel nicht auf und
mit Kosten für andere. Die wenigen aber, denen Regeln egal sind,
denen es Spaß bereitet, Schäden zu verursachen, kratzen an dem
guten Ruf der jungen Generation. Ich behaupte noch einmal - alles
fängt in der Familie an. Vielleicht sehe ich das alles aber auch zu
schwarz; auf einer über 5.000 Jahre alten Tontafel der Sumerer ist
zu lesen: …Die Jugend … zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen,
sinnt auf Umsturz, … und ist ablehnend gegen übernommene Werte.
Warum eigentlich, sollte es der Gesellschaft heute besser gehen,
als vor 2.500 oder 5.000 Jahren? Auf Ihre Meinung bin ich
gespannt.
Ihr Axel Bergmann
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Bergmanns Plauderecke
Die Jugend und die alten Philosophen
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