1. Workshops für oder als neues Geschäftsmodell?

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    Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. So lautet ein Sprichwort, das oftmals bemüht wird, wenn eine Ursprungsidee gut ist, diese jedoch im Laufe der Durchführung eine falsche Richtung einschlägt. Doch warum erwähne ich das hier? Im Landkreis Schaumburg werden seit einigen Monaten (zum Teil gleiche) Beratungsunternehmen aus der gesamten Republik engagiert, um so genannte Innenstadt-Prozesse durchzuführen. Die Vorgehensweise ist dabei nicht immer identisch aber auf jeden Fall gut miteinander vergleichbar. Bürgerbefragungen, Workshops, Stadtlabore in Leerständen etc. stehen regelmäßig auf der Tagesordnung. Eines ist bei allen jedoch gleich: Sie werden allesamt durch Fördermittel finanziert. Der ursprüngliche Zweck der Fördermittel: Wiederbelebung der Innenstädte nach Corona. In diesem Fall liegt die Fördersumme für den gesamten Rintelner Innenstadtprozess bei 200.000 Euro, wobei unklar ist, wieviel davon in das konkrete Projekt einfließen und wieviel für externe Befragungen und Workshops gezahlt wird. Die Förderquote liegt bei 90%. Ende der Maßnahme ist der 15. Mai 2023. Doch was passiert danach? Eine Weiterführung des Prozesses aus der eigenen Tasche ist den Kommunen schon lange nicht mehr möglich - die Haushaltsplanung ist am Limit. Und so bleibt die seitens des Landes Niedersachsen gut gemeinte Initiative zwangsläufig unterhalb ihrer Wirkungsschwelle und die von den Agenturen entwickelten Abschlussberichte gesellen sich vermutlich zu denen anderer Beratungsunternehmen aus den Vorjahren, die in irgendeiner Amtsstuben-Schublade verbleichen. Aus meiner Sicht ist unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten diese Vorgehensweise fragwürdig, zumindest wenn man berücksichtigt, dass die geförderten Projekte indirekt auch durch die Bürger in Form von Steuern bezahlt werden werden müssen. Und so sei zumindest die Frage erlaubt, wer am Ende den größten Nutzen aus der Situation zieht. Die Bürger sind es nicht. In diesem Zusammenhang fällt mir der so genannte "Kobra-Effekt" aus der Wirtschaftsforschung ein: Ein britischer Gouverneur wollte einer Kobra­plage entgegenwirken, indem er ein Kopfgeld aussetzte. Scheinbar funktionierte das Konzept gut: Immer mehr tote Schlangen wurden abgeliefert. Jedoch wurde die Anzahl nicht gemindert, da pfiffige Leute dazu übergingen, Kobras zu züchten und zu töten. Mit anderen Worten: Fördergeldprojekte schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Ideen entstehen, ohne dass diese an der wirtschaftlichen Machbarkeit gespiegelt werden. Abhanden gekommen ist oftmals das gesunde Augenmaß, das sinnvolle und pragmatische Herangehensweisen von solchen trennt, die am Ende nur externen Beratungsunternehmen etwas bringen. Übrigens: Trotz meiner Einschätzung gilt meine Sympathie allen Rintelner Teilnehmern für ihr ehrenamtliches Engagement.

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