1. Schaumburgs Geschichte neu entdecken

    Die Himmels- und Erdgloben von 1728 und ihr fürchterlicher Besitzer

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    Ende vergangenen Jahres konnte das Bückeburger Museum nach umfangreichen Sanierungsarbeiten und der Neukonzipierung der Ausstellung wiedereröffnet werden. Im Rahmen unserer Serie "Schaumburgs Geschichte neu entdecken" wird das Schaumburger Wochenblatt ausgewählte Stücke und die Geschichten dahinter vorstellen. Im fünften Teil schauen wir zwei besonders schöne Stücke an, die jedoch voraussichtlich einem weniger freundlichen Mann gehört haben. Der Himmels- und der Erdglobus waren seinerzeit die modernsten, die das 18. Jahrhundert aufwarten konnten, sind wohl aber über einen Grafen ins Fürstenhaus gelangt, der zwar vielfältig interessiert und belesen, aber kein netter Familienvater war. Die beiden filigran gearbeiteten und dekorativen Globen sind die Lieblinge von Museumsleiterin Dr. Anke Twachtmann-Schlichter, auch wenn ihr voraussichtlicher Besitzer kein Sympathieträger gewesen sein soll. 1728 wurden die beiden Globen von Johann Gabriel Doppelmayr aus Nürnberg angefertigt und zeigen sowohl die damals aktuelle Erd- und Himmelskarte basierend auf dem aktuellen Forschungsstand, unter anderem der Arbeiten des Astronoms Johannes Hevelius zugrunde liegend. Dieser hatte damals Sterne nach ihrer Helligkeit nach in Größenklassen unterteilt. Bestellt haben wird die beiden Stücke am wahrscheinlichsten Graf Friedrich Christian - ein an Kunst, Mathematik und Philosophie interessierter Zeitgenosse. Interessiert war er jedoch weniger an seinen Pflichten als Landsherr sondern mehr an Entdeckungsreisen und dem schönen Leben in Wien und Venedig - das Schaumburger Land sah er dabei eher als ergiebige Geldquelle.
    Der Graf soll seinerzeit ein so unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein, dass seine Frau, Gräfin Johanna, mitsamt zweier Sohnemänner in das Königreich Hannover floh. "Und auch seine Zofe soll sich das eine oder andere Mal vor ihm und seinen Jähzorn in Sicherheit bringen müssen", erzählt Museumsleiterin Twachtmann-Schlichter. Eine andere Legende besagt, dass, als der Graf einst von Schloss die Lange Straße hinaus ritt, ein Anwohner ihn erblickte und sogleich ins Haus floh. Der Graf war erbost über dieses Verhalten, machte vor dem Hause halt und forderte die Person zum Herauskommen auf. Als dies nicht geschah, feuerte er mit seiner Pistole auf die Tür, worauf der Bewohner doch hervorkommt. Auf die Frage für den Grund seiner Flucht beichtet dieser, dass er den Grafen fürchte - offensichtlich nicht ganz zu unrecht. Der Fürst hat dafür nur Entrüstung übrig und soll entgegnet haben: "Nicht fürchten, lieben sollt ihr mich". Foto:nh

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