1. Gewerbeverein Rodenberg ohne Zukunft?

    Vorsitzende verweigert jede Auskunft gegenüber der Zeitung

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    Eigentlich könnte der Gewerbeverein Rodenberg in diesem Jahr sein 60-jähriges Jubiläum feiern. Doch daraus wird offenbar nichts. Mit dem Ziel, von der amtierenden Vorsitzenden Ursula Rugel etwas über die Jubiläumsplanungen des Vereins zu erfahren, stieß die Recherche auf eine prekäre Vereinssituation. Selbst "Noch-Mitglieder" wissen nach eigenem Bekunden nicht, ob es den Gewerbeverein überhaupt noch gibt. Viele der rund 60 Mitglieder sind nach Recherchen dieser Zeitung in den zurückliegenden vier Jahren längst von der Fahne gesprungen und ausgetreten. Mit großem Bedauern "erlebten sie einen stetigen Niedergang des Vereins" und zogen daraus diese persönliche Konsequenz, hieß es immer wieder gegenüber dieser Zeitung - aber niemand wollte persönlich dazu öffentlich Stellung nehmen. Ehemalige Mitglieder wünschen sich die Auflösung des bestehenden Gewerbevereins, um mit neuen Ideen einen "zeitgemäßen" Verein mit … zu gründen. Denn, so hieß es gleichfalls, "Rodenberg braucht für die Zukunft der Stadt unbedingt auch einen funktionierenden Gewerbeverein".
    Wir wollten klärend wirken und daher mit der Vorsitzenden sprechen. Ein schwieriges Unterfangen. Telefonisch war sie selbst zu ihren eigenen Geschäftszeiten nicht zu erreichen. Ein persönlicher Besuch wurde unmittelbar mit der Aussage beendet: "Ich weiß nicht, ob ich etwas zum Verein überhaupt sagen will." Dann räumte sie zunächst ein, dass man einige Wochen später nochmals nachfragen könne. Im Augenblick hätte sie keine Zeit dafür. Einige Wochen später lehnte sie allerdings wiederum ab, Informationen zum Verein zu geben und stellte betont fest: "Ich werde mich dazu in der Zeitung nicht äußern." Wozu nicht? Zum Verein an sich oder zum Jubiläum? Auf keine Nachfrage wurde mehr geantwortet.
    Jeder eingetragene Verein muss beispielsweise mindestens einmal jährlich eine Versammlung unter anderem mit Wahlen und Kassenbericht durchführen. Doch dass, so erfuhr diese Zeitung bei Gesprächen mit ehemaligen Mitgliedern, hätte über Jahre hinweg nicht mehr stattgefunden. Eine neue Homepage sollte gestaltet werden. Aber im Internet erscheint nur die Mitteilung: "Die Domain ist derzeit nicht erreichbar." Das Vereinsleben ruhe, weil es vor Jahren bereits Schwierigkeiten mit dem aktuellen Vorstand gab, erklärten weitere ehemalige Mitglieder gegenüber dieser Zeitung. "Es sei eine nebulöse Geschichte, deshalb mag offenbar keiner eine verlässliche und öffentliche Auskunft geben. Viele Mitglieder seien ausgetreten, da der Vorstand nicht einmal seine Pflichten wahrgenommen hat", positionierte sich ein Mitglied, das hierzu nicht namentlich zitiert werden möchte.
    Bei den nachgehenden Gesprächen wurde sehr deutlich, dass ansässige Gewerbetreibende mit dieser Vereinssituation mehr als unzufrieden sind. Die Situation verhindere einen Neuanfang für einen Gewerbeverein, so die Kritik. "Alles stehe so mindestens seit vier Jahren im Raum", erklärte ein anderes ehemaliges und langjähriges Mitglied. Samtgemeindedirektor Dr. Thomas Wolf befragt, zeigte sich sehr überrascht über die Vereinssituation. Bis zu unserer Nachfrage war ihm der Gewerbeverein gar nicht bekannt und innerhalb seiner erst einjährigen Amtszeit auch nicht begegnet, wie er sagte.
    2018 übernahm Ursula Rugel durch Wahl den Vorsitz des Vereins. Obwohl es keinen weiteren Kandidaten in dieser Versammlung gab, wurde eine geheime Wahl beantragt, in der auf Rugel zwölf Ja-Stimmen entfielen, sechs Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Nicht zu erkennen ist derzeit, ob sie oder ein anderes Vereinsmitglied den Gordischen Knoten des prekären und für die Stadtentwicklung schädlichen Vereinslebens lösen kann. Zu viele der Gewerbetreibenden, die das Potential dazu hätten, scheinen sich resigniert wegzuducken. Ein Jubiläumsfest wird unter diesen Bedingungen sicher nicht stattfinden.

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