Wie viele andere psychische Erkrankungen wird die Depression
auch heute noch tabuisiert und in der Öffentlichkeit wenig
wahrgenommen. Dabei ist sie eine sehr häufige Erkrankung. Das
Schaumburger Bündnis gegen Depression wirkt deshalb mit Aufklärung,
Information und Hinweisen zu Hilfsangeboten darauf hin, die
Situation der Betroffenen zu verbessern. Die Erkrankung sei immer
noch schambehaftet, wie Lena Gerland, Leiterin der
Koordinierungsstelle Schaumburger Bündnisses gegen Depression, und
Claudia Walderbach, Leiterin der Selbsthilfekontaktstelle des
Paritätischen Schaumburg, erklärten. Entsprechend wichtig sei die
öffentliche Information und Aufklärung, denn mit einer Tabuisierung
sei niemandem geholfen.
"Es kann jeden treffen":
Es gelte der Grundsatz, "es kann jeden treffen", wie Gerland und
Walderbach ausführten. Dabei würden sich Depressionen in vielen
verschiedenen Krankheitszeichen äußern, nicht umsonst spreche man
von einer Erkrankung "mit vielen Gesichtern". Oft würden die direkt
Betroffenen ebenso wie das Umfeld die Depression nicht erkennen.
Eine Diagnose sei jedoch möglich und von großer Bedeutung.
Schließlich würden durchaus wirksame Behandlungsmethoden zur
Verfügung stehen. Medikamentös und/oder mit psychotherapeutischer
Therapie sei eine erfolgreiche Unterstützung möglich. Ebenso stelle
die Selbsthilfe eine wichtige Säule dar, unter anderem gerade in
der Zeit, in der Betroffene auf eine Therapie warten müssten. Wird
die Depression nicht erkannt oder wird aus Angst oder Scham auf
professionelle Hilfe verzichtet, ist sie mit großem Leid verbunden
und kann bis zur Selbsttötung führen.
Keine "Einbildung":
So wirkt das Schaumburger Bündnis gegen Depression daraufhin, durch
Öffentlichkeitsarbeit das Bewusstsein für die Erkrankung zu
schärfen und immer wieder klar zu machen, dass sie weder
persönliches Versagen noch unabänderliches Schicksal ist. Für
Angehörige und Freunde sei es wichtig, zuzuhören, die Erkrankung
ernst zu nehmen und klar zu machen: "Ich bin da, wenn Unterstützung
nötig ist". Alles andere als hilfreich seien Sätze wie "Stell dich
nicht so an", oder "Geh doch mal raus".
Lena Gerland übernimmt als Leiterin der Koordinierungsstelle eine
zentrale Rolle im Bündnis, in dem eine ganze Reihe von Partnern
zusammenwirken. Dazu gehören zum Beispiel Selbsthilfegruppen,
Stellen des Landkreises, Mediziner, Kliniken, Krankenkassen, die
Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen und viele weitere
mehr.
Schulungen für verschiedene Zielgruppen:
Das Bündnis stellt den Themenbereich beispielsweise in
Impulsvorträgen bei interessierten Gruppen vor oder informiert bei
Terminen in der Öffentlichkeit. So wird sich das Bündnis zum
Beispiel bei der Regionalschau präsentieren, am 23. April am Stand
des Paritätischen. Auch Schulungen für verschiedene Zielgruppen
sind möglich, beispielsweise für Arbeitgeber, Rettungskräfte, in
Schulen, unter Hebammen und aus anderen Bereichen. Auf welche
Anzeichen der Erkrankung ist zu achten? Was braucht es, um
angemessene Unterstützung zu leisten? Dies sind Inhalte dabei,
ebenso das Eintreten für die nötige Sensibilität dem Thema
gegenüber. Lena Gerland steht als Ansprechpartnerin bereit, kann
Betroffene und Angehörige an Unterstützungsstellen verweisen, viele
Informationen gibt zudem die Homepage
www.partitaetischer.de/kreisverbaende/schaumburg/unsere-angebote/selbsthilfekontaktstelle/buendnis-gegen-depression.
Die Kontaktstelle ist zudem unter 05722/952223 (-20 AB) sowie
schaumburger-buendnis-gegen-depression@paritaetischer.de
erreichbar. Eine wichtige Rolle spielt auch die Unterstützung von
Angehörigen.
Die Bündnispartner stimmen sich in regelmäßigen Treffen ab.
Gemeinsam versuchen sie Beratungs- und Unterstützungsangebote in
die Fläche zu tragen. Die Koordinierungsstelle wird derzeit durch
die Förderung der BKK24 und der AOK Niedersachsen getragen, das
zweijährige Projekt läuft noch bis 2024. "Wir würden dies gern
verstetigen", betonte Claudia Walderbach. Darüber hinaus ist das
Bündnis auf Spenden angewiesen, um die Öffentlichkeitsarbeit zu
finanzieren.
Der Bedarf an Information und Hilfsangeboten bleibt hoch. Die
Gemengelage aus Corona-Pandemie und nun Krieg und Klimakrise wirke
sich auch in diesem Bereich aus, wie Lena Gerland und Claudia
Walderbach festhielten.
Foto: bb
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Nicht nur schlecht drauf, sondern krank
Bündnis gegen Depression: Der Tabuisierung entgegenwirken
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