"Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre." Dieser Vers aus dem 1. Johannesbrief ist der Spruch für die kommende Woche. Und er inspiriert mich, darüber nachzudenken, welche Rolle der Teufel für unseren Glauben noch spielt, wenn überhaupt. "Teufel" klingt ja so nach Mittelalter, nach scharzhaarigem, zotteligen Wesen mit Pferdefuß und Hörnern. Als moderner Mensch amüsiert man sich gerne über solche naiven Darstellungen. Obwohl, haben all die Monster in Horrorfilmen und Psychothrillern nicht irgendwie doch eine Ähnlichkeit mit den Teufelsdarstellungen aus alter Zeit? Das verbindende Thema ist geschichtsübergreifend die Macht des Bösen und seine Bedrohung. Was wir von Bildern kennen, hat aber nicht automatisch seinen Anhaltspunkt in der Bibel. Hier ist nämlich nichts über das Aussehen des Teufels gesagt, aus gutem Grund. Man kann den Teufel nicht an einer konkreten Gestalt festmachen. Wenn es um den Teufel geht (gar nicht so oft übrigens! Teufel/Satan kommt im Neuen Testament ca. 70-mal vor, Liebe/lieben hingegen ca. 200-mal), dann geht es um seine Funktion und seine Absichten. Entsprechend trägt er auch unterschiedliche Bezeichnungen. Als Diabolos verursacht er Chaos. Als Satan gibt er den Widersacher gegen die guten Pläne Gottes. Als Belial steht er für Destruktivität. An anderen Stellen taucht er auf als Verführer und Versucher. Besonderers ansprechend finde ich auch das Etikett "Hinderer" für das, was wir auch als Murphys Gesetz kennen: Alles, was schiefgehen kann, geht schief." All diese Eigenschaften wie Chaos verursachen, Sabotage, Zerstörungswut, Manipulation, Frustration kennen wir nur zu gut. Sie haben einerseits immer etwas mit einzelnen Menschen zu tun, die irgendwie daran beteiligt sind. Aber die Macht des Bösen beschränkt sich nicht auf Einzelpersonen. Es gibt keine Einteilung in gute und böse Menschen und es gibt keine menschliche Möglichkeit, das Böse einfach abzuschaffen. Es hat uns alle am Wickel. Wir müssen uns lebenslang damit auseinandersetzen. Mit unseren eigenen Anteilen, mit dem bösen Verhalten anderer, mit dem Bösen in Systemen und Zwängen, die unsere Freiheit zum Guten beschränken. Um die Freiheit zum Guten zu leben und auszubauen, brauchen wir Unterstützung, guten Rat und Korrektur. Der Umgang mit konstruktiven Menschen hilft uns dabei und in besonderer Weise auch der Umgang mit Jesus im Gebet und in der Beschäftigung mit seinem Leben. Auch er und gerade er wurde ja immer wieder vom Teufel bedrängt, hat ihm ein ums andere Mal Paroli geboten und mit seinem Tod und seiner Auferstehung der Liebe endgültig zum Sieg verholfen. Bei ihm sind wir also bestens aufgehoben im Bemühen um das Gute und in der Überwindung des Bösen.
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Die Sache mit dem Teufel
Pastorin Wiebke Dankowski, ev.-luth. Erlöser-Kirchengemeinde
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