Ende vergangenen Jahres konnte das Bückeburger Museum nach
umfangreichen Sanierungsarbeiten und der Neukonzipierung der
Ausstellung wiedereröffnet werden. Im Rahmen unserer Serie
"Schaumburgs Geschichte neu entdecken" wird das Schaumburger
Wochenblatt ausgewählte Stücke und die Geschichten dahinter
vorstellen. Im dritten Teil schauen wir uns den Pockenarm Dr.
Fausts an, mit dem der Mediziner Eltern die übliche Reaktion nach
einer Impfung veranschaulichte. Der Kampf des bekannten Arztes
gegen die Pocken resultierte in Bückeburg in einer besonderen
Tradition: dem Krengelfest. Dr. Bernhard Christoph Faust, geboren
1755 in Rothenburg an der Fulda, promovierte nach dem Studium an
den Universitäten in Kassel und Göttingen in Rinteln zum "Doctor
Medicinae" und wurde 1788 von Fürstin Juliane persönlich zum
Leibarzt am Fürstlichen Hof ernannt. Der Arzt war an vielseitigen
Themengebieten interessiert, die alle gemein hatten: Das Leid der
Mitmenschen senken. Ein besonderes Anliegen war ihm die Eindämmung
der Pockenkrankheit, weswegen er sich ab Beginn des 19.
Jahrhunderts stark damit beschäftigte und sich für die damals nicht
unumstrittene Pockenimpfung aus England stark machte. Um Eltern zu
veranschaulichen, dass die Reaktion nach der Impfung keineswegs
gefährlich ist, ließ er um 1800 diesen lebensechten Arm aus Gips
und Wachs anfertigen. Der Arm befindet sich im Besitz der
Grundschule am Harrl und wurde als Dauerleihgabe dem Museum
gestiftet. Denn diese Grundschule hat eine besondere Verbindung zu
dieser Geschichte: Seinerzeit bekam jedes Kind in Bückeburg, dass
sich gegen die Pocken impfen ließ, ein süßes Hefegebäck, einen
"Krengel", zur Belohnung. Daraus resultierte ab 1803 das
Bückeburger Krengelfest, das noch heute alle zwei Jahre von der
Grundschule am Harrl gefeiert wird und bei dem an diese Entwicklung
und Dr. Faust erinnert wird, unter anderem wenn die Kinder das
beliebte Dr. Faust-Lied anstimmen.
Übrigens - Spuren hat der engagierte Arzt, der 1847 in Bückeburg
starb, noch zahlreiche weitere hinterlassen. Faust errichtete unter
anderem 1817 in Bückeburg den damalig ersten Turnplatz in der
Region. Auch sein Faible dafür, die Menschen zum Trinken vom Wasser
und dessen positiven Beitrag zur Gesundheit zu überzeugen, blieb
nicht unvergessen. In Bückeburg wurde passend dazu das Hallenbad
seinerzeit zum "Dr.Faust-Bad" getauft. Foto:nh
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Schaumburgs Geschichte neu entdecken
Der "Pockenarm" von Dr. Faust und das Krengelfest in Bückeburg
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