Was vor rund 15 Jahren aus einer Idee mehrerer Mütter als
unbürokratische und niederschwellige Nachbarschaftshilfe begann,
ist für viele Bedürftige in Bückeburg inzwischen ein
unverzichtbares Angebot geworden, was rund 16 Personen wöchentlich
in Anspruch nehmen. Zweimal wöchentlich gibt die Umsonst-Boutique
kostenlos Kleidung an Bedürftige aus, die hier auswählen können wie
in einem richtigen Laden. Boutique-Leiterin Sonja Harmening ist
seit Anfang an mit dabei und blickt zurück auf nunmehr 15 Jahre
ehrenamtliches Engagement für Kinder in der Region. Mit sieben
Personen- so viele braucht es nämlich seinerzeit zur Gründung eines
Vereins, trafen sich damals engagierte Eltern, die im alltäglich
Leben mit ihren eigenen Kindern erfahren hatten, dass es nicht
allen Kinder in der Region so gut geht wie den eigenen. Mit den
Grundgedanken, auf kurzen Weg den Kindern hier direkt vor Ort zu
helfen, stießen die Chic für Chancen-Gründer bei Heide Müller, die
zu dieser Zeit einen Second-Hand Landen eröffnete, auf offene
Ohren. Diese stellte den Überschuss dem Verein zur Verfügung, der
zunächst Schuhgutscheine für Schulkinder organisierte.
Bedarf schnell erkannt
Im Zuge dessen kamen immer mehr Menschen auf den Verein zu, dass es
Kinder beispielsweise an Jacken und Kleidung mangeln würde. Aus
zunächst privaten Sammlungen im Familien und Bekanntenkreis und
zeitweiligen Umschlagplätzen in den heimischen Wänden, wurde
zunächst vor 13 Jahren in der Graf-Wilhelm-Schule die
"Klamottenkiste" eröffnet. Ein Jahr später zog diese samt neuen
Namen "Umsonst-Boutique" in die Bahnhofstraße 18, dem Hinterhaus
des Katasteramtes, das dem Verein auch mit der Miete entgegenkommt.
Und seitdem hat Sonja Harmening als Leiterin des mit ihr
siebenköpfigen Teams aus Ehrenamtlichen des Vereins den Hut auf,
denn auf vergleichsweise wenig Platz gibt es viel zu organisieren.
Die Kleiderspenden müssen sortiert, manchmal auch noch gewaschen,
gelagert oder an den passenden Ort der Boutique geräumt werden.
Seitdem aufgrund des Brandschutzes zudem der Dachboden nicht
genutzt werden darf, müssen auch die saisonalen Kleider in den
Boutique-Räumlichkeiten zwischengelagert werden. Hinzu kommen
Schuhe, Spielzeug und auch etwas Haushaltswaren, die für die
Geflüchteten aus der Ukraine zusätzlich angeboten werden
können.
Mehr Unterstützung bei Kommunikation erhofft
Doch eine viel größere Herausforderung war die Zeit der großen
Flüchtlingswellen sowohl 2015 als auch in vergangenen Jahr. Hier
hätte sich Sonja Harmening eine bessere Unterstützung bei der
Kommunikation und der obligatorischen Feststellung der
Bedürftigkeit gewünscht. Denn anfangs wurden sie doch nahezu
überrannt von vielen Neukunden, doch die Kommunikation und
Zuordnung gestaltete sich manchmal durchaus schwierig. "Wir hätten
uns gewünscht, wenn schon eine Unterkunft in der Nähe ist, dass wir
mit einen Dolmetscher dorthin gehen, das Angebot und unsere
ehrenamtliche Arbeit erklären und generell ein bessere
Kommunikation stattfindet", so Harmening. Denn was viele
Geflüchtete, etwa aus dem Nahem Osten, nicht wirklich kennen, ist
das Prinzip Ehrenamt. Wenn diese jedoch erst verstanden hätten,
dass alle hier in ihrer Freizeit, kostenlos arbeiten würden,
zeigten sie sich regelmäßig begeistert und auch sehr dankbar. Vor
allen Dingen diese Momente der Wertschätzung und Dankbarkeit
bewegen Harmening bei ihrer Aufgabe sehr: "Die Freude hält mich
weiter am Ball. Zu sehen, dass die Menschen das zu schätzen wissen,
was wir machen, ist sehr schön. Deutschland würde ohne das Ehrenamt
nicht funktionieren, weil viele Hilfen einfach nicht stattfinden
könnten".
Nachhaltigkeitsgedanke
Zudem motiviert sie zusätzlich bei ihrer Aufgabe der
Nachhaltigkeitsgedanke: "Bei uns bleibt ein Pullover ein Pullover".
Altkleidercontainer, in denen Kleidung zu Dämmwolle oder ähnliches
verarbeitet wird, findet sie daher fraglich. "Heute wird soviel
Kleidung überproduziert, doch bei manchen fängt inzwischen ein
Umdenken statt". Die Umsonst-Boutique pflegt zusätzlich noch eine
Kooperation mit einer Kirchengemeinde in Litauen, die über eine
Kontaktperson regelmäßig Kleidung abholen und an die Menschen vor
Ort weitergeben. "Das finden wir sehr gut. So muss so wenig wie
nötig weggeschmissen werden". Den Nachhaltigkeitsgedanken gibt sie
sowie ihre Familie, in der Ehrenamt seit Jahren gepflegt wird, auch
an die eigenen Kinder weiter. Und auch eine Grundschulklasse war
bereits im Rahmen einer Projektwoche zum Thema Nachhaltigkeit in
der Umsonst-Boutique zu Gast.
Kontaktcafé wäre großer Traum
Zweimal öffnet Sonja Harmening die Umsonst-Boutique für Nutzer und
für Spender, montags von 10 bis 12 Uhr sowie mittwochs von 15 bis
17 Uhr. Das Angebot hat sich über die Jahre herumgesprochen,
inzwischen kommen durchschnittlich 16 Nutzer pro Woche. "Ein ganz
großer Traum wäre hier oder an anderer Stelle die Räumlichkeit zu
erweitern und eine Art Kontaktcafé einzurichten, in dem Mütter auch
mal einen Tee trinken und mit anderen ins Gespräch kommen können",
erklärt Sonja Harmening. Sie selbst sieht für sich in absehbarer
Zeit kein Ende in diesem erfüllenden Amt: "Ich mache gerne weiter.
Die Aufgabe hat sich etabliert und viele schöne Momente
hervorgebracht, beispielsweise bei der Geschenkaktion mit einer
heimischen Kita. Gut, dass auch schon Kinder erfahren, dass es uns
gibt und es Menschen gibt, die einfach weniger haben". Fotot:nh
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Kindern in der Region schnell und unkompliziert helfen
Ehrenamt in Schaumburg: Sonja Harmening, Leiterin Umsonst-Boutique und Gründungsmitglied von Chic für Chancen
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