1. Große Nachfrage beim Repair Café Rodenberg

    Hohe Erfolgsquote verhilft zur Nachhaltigkeit und Vermeidung von Elektroschrott

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    Eine lange Reihe Wartender Frauen und Männer, mit Taschen, Koffern und losen Geräten unter dem Arm, steht vor dem noch verschlossenen Eingang am "Backhaus" in Rodenberg. Sie haben ein gemeinsames Ziel: Sie möchten ein Gerät fachkundig im Repair Café reparieren lassen. "Sonst bliebe mir damit nur noch der Weg zur Mülldeponie", flüstert eine Wartende. Das möchte man unbedingt verhindern. Dies ist auch die Auffassung der Initiative von Ehrenamtlichen, die an diesem Nachmittag sehr schnell veranschaulicht und unter Beweis stellt, dass Nachhaltigkeit, die die Ressourcen schont und langfristig umweltschonend wirkt, mit Eigeninitiative möglich ist. Es sind gelernte Radio- und Fernsehmechaniker, Elektromeister, Elektroingenieure oder ehemalige IT-Elektroniker, die als Rentner dafür sorgen, dass bewerte und geschätzte, aber leider defekte Gerätschaften wieder funktionieren und zum Einsatz kommen können. Zehn dieser ehrenamtlichen Fachleute sind es an diesem Nachmittag, die an langen Tischen die "Aufträge" in Augenschein nehmen und nach der Ursache des Defekts suchen. "Die größten Probleme beginnen meistens schon beim Öffnen. Oft ist nicht erkennbar, wo und wie die Geräte verschlossen wurden", schildert Willi Weber bei seiner Arbeit am Transistorradio. "Wenn wir nicht weiterwissen, dann nutzen wir die Informationsquellen per Handy oder PC im Internet, die oftmals elektronische Baupläne und Bauteile anzeigen und uns den Zugang zur Reparatur eröffnen", weiß Andreas Ludwig.
    Nicht einmal zwanzig Minuten vergehen und eine Nähmaschine, ein Radio und eine tragbarer CD- und DVD-Player verlassen wieder funktionstüchtig und mit überglücklichen Eigentümern das Repair Café. "Heute ist wieder der Bär los", sagt Martin Weigelt, der eine nicht enden wollende Personenschlange mit ihren Reparaturwünschen empfängt und mit einem Reparaturschein zum Reparaturtisch weiterleitet. "Jeder der ehrenamtlichen Handwerker hat irgendwie einen Schwerpunkt, dem wir gerne auch die Geräte zuordnen", so Weigelt weiter. "Beim großen Aufkommen von Hilfesuchenden kommt es auch zu Wartezeiten. Aber dafür ist es auch ein Repair Café, indem man die Zeit bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen sowie mit Gesprächen mit anderen Kunden angenehm überrücken kann." Nicht selten entstünden hierbei neue Kontakte - die auch nachhaltig sein können, betont Weigelt.
    "Das hätte ich eigentlich nicht gedacht, dass man diesen Plattenspieler wieder zum Laufen bringen kann", freut sich ein weiterer Kunde. Inzwischen hat sich eine weitere große Anzahl von Gerätschaften an der Anmeldung angesammelt, die wieder instandgesetzt werden sollen. An diesem Tage sind es vor allem Nähmaschinen, Aktenvernichter, Staubsauger aller Art, Radios, Kaffeemaschinen, Bügeleisen, und ein Spiegel. Manchmal werden selbst Fahrräder gebracht. Wer die Anhäufung der vielen Geräte sieht kann sich unschwer vorstellen, wieviel Kunststoffmüll und Elektroschrott durch die Reparatur und entsprechender Weiternutzung der Geräte auf den Mülldeponieren verhindert wird.
    Ganz angespannt wartet eine Dame mit ihrer Enkeltochter am Handwerkertisch auf das Reparaturergebnis. Sie hänge sehr an ihrer Nähmaschine und brauche sie auch, schildert sie, während sie die Bemühungen des Handwerkers nicht aus den Augen verliert. "Eine kleine Schraube fehlt noch. Dann könnte sie wieder laufen", prophezeit Pieter de Kryff. "Wer hat eine Schraube für die Nähmaschine?", wendet er sich an die hilfsbereiten Handwerker im Raum. Sie werden fündig. Damit steigt die Spannung bei der Enkelin und ihrer Oma noch zusätzlich. Dann kommt es zum Test. Ein kleines Stück Stoff wird auf die Arbeitsfläche gelegt und - die Nähmaschine läuft und näht wieder einwandfrei. An einem weiteren Tisch werden Schieberegler am Radio gängig gemacht, mit Kontaktspray die Platine zum Leben erweckt. Der Erfolg wird im ganzen Raum hörbar, denn es erklingt Musik aus dem reparierten Radio.
    Nach Möglichkeit werden die Reparaturen gemeinsam mit den "Kunden" des Repair Cafés durchgeführt. Fehlen Ersatzteile, dann werden sie mithilfe der Handwerker bestellt und beim nächsten Termin eingebaut. Am Ende gibt es keine Gewehrleistung oder Garantie. Aber das ist auch keinem wichtig. Die Hauptsache sei, es funktioniert wieder, heißt es von den glücklichen Kunden. Über Erfolg oder weniger Erfolg wird bei allen über 2000 Repair Cafés in Deutschland buchgeführt. "Bei uns gibt es eine 55-prozentige Erfolgsquote", erklärt Weigelt. Damit liege man gut im Schnitt dieser Einrichtungen. Das Repair Café im "Backhaus aktiv e.V." in Rodenberg, Deisterstraße 17, öffnet am 11. März wieder seine Türen, um Reparaturen zu ermöglichen und Müll zu vermeiden. Für Fragen gibt es bereits vorab einen Kontakt: 05723-9898319.

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