1. Schaumburgs Geschichte im Museum neu entdecken

    Die Stadthäger Bierscheibe von 1621 und das „Fensterbier“

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    Ende vergangenen Jahres konnte das Bückeburger Museum nach umfangreichen Sanierungsarbeiten und der Neukonziperung der Ausstellung wiedereröffnet werden. Im Rahmen unserer Serie "Schaumburgs Geschichte neu entdecken" wird das Schaumburger Wochenblatt ausgewählte Stücke und die Geschichten dahinter vorstellen. Im zweiten Teil betrachten wir die sogenannte Bierscheibe einer Stadthäger Glasmalerei aus dem 17. Jahrhundert und das damit verbundene Brauchtum. Denn im 17. und 18. Jahrhundert war es im norddeutschen Raum guter Brauch, das Bauherren zum Neubau ihres Hauses von Nachbarn, Freunden und Bekannten kleine bemalte Glasscheiben geschenkt bekamen. Diese wurden gerne mit Familienwappen, handwerklichen oder biblischen Szenen sowie frommen Sprüchen geschmückt und von heimischen Glasmachern angefertigt, die diese anschließend in Bleifassungen in den Fenstern des Neubaus platzierten. So auch die Anwohner um 1621 in der Stadthäger Engen Straße und Klosterstraße. Die Stifter Heinrich von Oheim, Henning Dormann, Hermann Mensching, Adelheid und Cord Hövemeier und Franz Schütte - übrigens auch heute noch in der Region beheimatete Namen - schenkten diese nun restaurierten Glasscheiben einem unbekannten Bauherren. Gefertigt wurden die Scheiben wahrscheinlich von dem in der Engen Straße lebenden Glasmacher Tönnies Nierwald. Doch mit dem Geschenk war es um den Brauch noch lange nicht getan, wie Museumsleiterin Dr. Anke Twachtmann-Schlichter erzählt. Vom Beschenkten gab es wiederum zum Dank einen Umtrunk gestiftet, das sogenannte Fensterbier. Eine kleine Anekdote besagt, dass einst ein derartiges Fensterbier nach mehreren Tagen feuchtfröhlicher Feierlichkeiten so über die Stränge schlug, dass die Stadtverantwortlichen einschreiten und den weiteren Umtrunk unterbinden mussten - ob dies jedoch auch bei der Stadthäger Fensterscheibe der Fall gewesen war, lässt sich heute nicht mehr belegen. Tatsächlich befinden sich die filigran gearbeiteten Scheiben bereits seit mehr als einem Jahrhundert im Besitz des Museums, wurden jedoch in der alten Ausstellung bisher nicht gezeigt. "Das besonders schöne Stück war zudem sehr fragil, konnte nun aber über private Sponsoren restauriert werden", informiert die Museumsleiterin. In der neuen Ausstellung kommt die Bierscheibe dafür dank indirekter Beleuchtung umso besser zur Geltung und lädt die Besucher nunmehr ein, die feinen, handgearbeiteten Details, wie die Darstellung der Arche Noah unten rechts, von nächster Nähe zu betrachten. Foto:nh

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an