Vorweg gesagt: Es ist wohl das Wichtigste, abgesehen von der
Bekämpfung des Problems, wenn ein Suchtkranker im Straßenverkehr
auffällig geworden ist, egal ob mit Alkohol- oder Drogenproblemen,
er sich sofort auch Hilfe in den geeigneten Selbsthilfegruppen
holt. Denn wer erst darauf wartet, das sein Fahrverbot im
Straßenverkehr rechtswirksam wird, der hängt locker noch einmal ein
Jahr daran, bis er zur MPU (Medizinisch-Psychologischen
Untersuchung) zugelassen werden kann. Seit über 30 Jahren gibt es
den Verein (AiS - Alkohol im Straßenverkehr, DiS Drogen im
Straßenverkehr) in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk der
Schaumburg-Lippischen Landeskirche in Rinteln und Stadthagen. Hier
gibt es spezielle Hilfsangebote, wie man sich auf die MPU
vorbereiten kann, aber auch Rückhalt durch Gespräche mit
Gleichgesinnten. 2003 formierte sich die Gruppe neu und
Friedrich-Wilhelm Möhring begleitet die Gruppe als ehrenamtlicher
Suchtberater. Corinna Beckschäfer ist hauptamtlich als
Diplom-Sozialpädagogin sowie Sozial- und Gruppentherapeutin mit
dabei. Jeder ist hier herzlich willkommen, egal ob es die
Unsicherheit ist durch erste Anzeichen eines Suchtproblems, oder
bei einer bereits bestehenden Suchtmittelabhängigkeit. Inhaltlich
geht es in dem Projekt um die Aufarbeitung des eigenen
Trinkverhaltens, der Achtsamkeit gegenüber sich selbst, indem man
sich mit dem Thema konfrontiert. In der Gruppe haben alle das
gleiche Problem und so auch ein höheres gegenseitiges Verständnis
für die anfallenden Probleme. "Die anfängliche Scham und
Peinlichkeit der Teilnehmer wird in der Gruppe schnell überwunden,
da alle sehr ähnliche Probleme haben", berichtet Corinna
Beckschäfer. In den kostenfreien Gruppensitzungen, in denen im
Durchschnitt zwölf Personen anwesend sind, bringt sich jeder bei
den Gesprächen mit ein. Selbstverständlich gibt es hier die
Gruppenschweigepflicht für alle. "Wie bei anderen
Selbsthilfegruppen auch, hilft hier vorallem das Erleben von
Gemeinschaft", berichtet Möhring als einer von vier ehrenamtlichen
Suchtberatern. Die geschulten Suchtberater (je zwei Frauen und zwei
Männer) wissen aus eigenen Erfahrungen mit der MPU, wie man
Praxisnähe vermittelt. Neue Mitglieder können also direkt zu den
Gruppenabenden kommen, wenn möglich melden sie sich bei den
Gruppenleitern an. Kontaktdaten findet man auf der Internetseite
der Diakonie Grafschaft Schaumburg. Für das Erkennen einer Sucht
berichtet Corinna Beckschäfer von sechs Merkmalen, die sich
beginnend mit starkem Verlangen über den Kontrollverlust, der
Abstinenzunfähigkeit, der Toleranzbildung bis hin zu
Entzugserscheinungen und dem Rückzug aus dem Sozialleben
erstrecken. Bevor die betroffene Person dann aber am AiS/DiS
Programm teilnehmen kann, steht im Vorfeld immer das kostenlose
Vorgespräch mit den Mitarbeitern der Beratungsstellen in Rinteln
oder Stadthagen. Das Ziel des Gespräches ist es herauszufinden, ob
eine Suchtmittelabhängigkeit oder ein Suchtmittelmissbrauch
vorliegt. Bei einer Abhängigkeit ist die regelmäßige wöchentliche
Teilnahme an den Gruppen erst nach einer Therapie möglich. In den
Gruppen herrscht absolute Nüchternheit. Auch bietet die Diakonie
den Betroffenen vertraglich gebundene Einzelgespräche zu
Festpreisen an. Bei der MPU arbeitet die Gruppe mit dem TÜV Hessen
zusammen. Hier werden die Berater durch regelmäßige Treffen immer
auf dem aktuellen Stand gehalten und können so den
Gruppenteilnehmern die Informationen weitergeben. Wichtig ist es,
so Beckschäfer und Möhring, sich seinem Problem zu stellen und nach
einer Fahrauffälligkeit sich rasch in Beratung zu begeben; und das
möglichst innerhalb von vier bis sechs Wochen. Denn nach der
Sperrfrist für den eigenen Führerschein folgen noch
Abstinenznachweise (Abhänig von der Promillezahl) und es vergeht in
der Regel ein Jahr bis der Führerschein wieder ausgehändigt wird.
Das alles ist verbunden mit hohen Kosten. Gründe für eine MPU sind
mehr als 1,6 Promille im Straßenverkehr, wiederholtes Führen eine
Fahrzeuges unter Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss sowie
ein negatives MPU-Gutachten. Die offenen Gruppen für
Suchtmittelabhängige oder Menschen mit riskantem Konsumverhalten
(beispielsweise Spielsucht) finden in Rinteln dienstags von 17 bis
18.30 Uhr im SHG Treff in der Mühlenstraße 5 und montags von 18.30
bis 20 Uhr in der Bahnhofsstraße 16 in Stadthagen statt. Die AiS
Gruppe "Selbstbewusst zur MPU" trifft sich montags von 18.30 bis 20
Uhr in Stadthagen in der Bahnhofsstraße 16 und mittwochs von 17 bis
19.45 Uhr im SHG-Treff in der Mühlenstraße 6. Dazu bietet die
Volkshochschule Schaumburg am 9. März von 18.30 bis 20.45 Uhr einen
Kurs zum Thema "Lieber gut beraten zur MPU" für fünf Euro
Kursgebühr (Anmeldung erforderlich) in der Klosterstraße 26 in
Rinteln an.
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Möglichst keine Zeit verlieren
Selbsthilfegruppen für Suchtkranke mit Vorbereitung auf die MPU
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