Gemeinsam mit den Mitgliedern blickten der Raiffeisen Landbund
Vorstand und Aufsichtsrat auf das abgelaufene Geschäftsjahr zurück
und konnten trotz besonderer Herausforderungen ein positives
Resümee ziehen. Sowohl der Umsatz als auch das Gesamtergebnis
konnten gesteigert werden, sodass auch die Eigenkapitalquote weit
über dem Branchendurchschnitt in Deutschland liege. Dennoch fordern
die zahlreichen Herausforderungen die Landwirte, die sich im
Eiltempo auf stetige Veränderungen einstellen müssen. Der Krieg in
Europa, rasant steigende Kosten für Nahrungsmittel, Futter, Energie
und Dünger, Versorgungsengpässe und in Teilbereichen echte
Knappheit, dazu die Ausläufer der Pandemie, die erneute Dürre und
die nach wie vor große Verunsicherung bei den Tierhaltern boten ein
breites Spektrum an Katastrophen und Marktverwerfungen, denen sich
das Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmen stellen musste,
konstatierte das geschäftsführende Vorstandsmitglied Marco
Gottschalk . "Jede Herausforderung für sich wäre eigentlich schon
genug. Und immer wieder müssen wir uns im Eiltempo auf neue
Veränderungen einstellen - das kostet Kraft und erfordert die volle
Aufmerksamkeit", hob er hervor.
Ordentliches Ergebnis
Insgesamt habe man - gemessen an den Marktbedingungen - ein
"ordentliches Ergebnis" erzielen können. Im Geschäftsjahr 2021/22
wurden in der Genossenschaft insgesamt rund 627.000 Tonnen Waren im
Wert von etwa 258 Millionen Euro (Vorjahr 203 Millionen Euro)
gehandelt. Hinzu kommen aus Beteiligungen an Tochterunternehmen
weitere rund 130 Millionen Euro Umsatz (Vorjahr 131 Millionen
Euro). Insgesamt beläuft sich der Umsatz der RLB damit auf rund 388
Millionen Euro (Vorjahr 334 Millionen Euro). "Damit gehört Ihre RLB
nach wie vor zu den großen Primärgenossenschaften im norddeutschen
Raum", verdeutlichte Gottschalk. Das Rohergebnis erhöhte sich um
rund 1,8 Millionen Euro auf 27,5 Millionen Euro. Die
Eigenkapitaldecke ist ebenfalls weiter angewachsen - auf 52,4
Millionen Euro. Zum Ende des Geschäftsjahres gehörten der
Genossenschaft 1.933 Mitglieder an.
Investitionen und Beteiligungen
Um die eigene Marktposition zu festigen und Prozesse weiter zu
optimieren, hat die RLB auch im zurückliegenden Geschäftsjahr
kräftig investiert. "Rund 3,7 Millionen Euro, also noch einmal 1,2
Millionen mehr als im Vorjahr, haben wir für Neuanschaffungen,
Erweiterungen und Modernisierungen angelegt", so Gottschalk Zudem
informierte das Vorstandsmitglied über Veränderungen im
Beteiligungsportfolio. So habe die RLB ihre Beteiligung an der RLBS
Mischfutter GmbH &Co. KG aufgegeben. Seit dem 1. November 2022
betreibe die RLB die Mischfutterproduktion in der neu gegründeten
RLB TierErnährung GmbH. Seit dem 1. Januar 2023 ist die RLB zudem
mit knapp zehn Prozent an der Agravis Niedersachsen-Süd beteiligt.
Die Beteiligung wird als strategische Partnerschaft gesehen.
Marktposition weiter ausgebaut
Andreas Rath, geschäftsführendes Vorstandsmitglied, erläuterte
anschließend die Entwicklung in den einzelnen Geschäftsfeldern.
Hauptumsatzträger des RLB war mit 189,1 Millionen Euro (Vorjahr:
151, Millionen Euro) weiterhin das Geschäft mit
landwirtschaftlichen Artikeln, gefolgt vom Energiesektor mit 52,1
Millionen Euro (Vorjahr 34,3 Millionen Euro) und dem Einzelhandel
mit 14,2 Millionen Euro (Vorjahr 14,3 Millionen Euro). Bei den
landwirtschaftlichen Artikeln reduzierten sich bei den Düngemitteln
die umgesetzten Mengen um 14 Prozent. Aufgrund der deutlichen
Preissteigerungen stieg der Umsatz insgesamt jedoch um 72 Prozent.
Insbesondere der Mischfuttermarkt in Deutschland stellte im
Geschäftsjahr 2021/22 besondere Herausforderungen dar. Unter den
gegebenen Umständen wertete Rath die Entwicklung mit einer
verkauften Menge von 143.400 Tonnen Futtermitteln als
zufriedenstellend: "Das entspricht einem Rückgang von sieben
Prozent gegenüber dem Vorjahr und ist damit besser als der
Markttrend von minus zehn Prozent." Bei der Getreideerfassung
konnte über alle Sorten fast das Vorjahresniveau erreicht werden.
Eine gute Maisernte ließ die Erfassung um fast 21.000 Tonnen
ansteigen. "Die Chancen der Vermarktung haben wir genutzt. Dadurch
war es auch in diesem Jahr wieder möglich, eine Rückvergütung in
Höhe von 356.000 Euro zu zahlen", so Rath.
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr informierte er weiter,
dass die aufgenommene Getreide- und Rapsmenge mit 203.000 Tonnen
die größte Menge seit 2007 war. Nun ginge es darum, diese Ernte
optimal zu vermarkten. Dabei seien die Risiken auf dem aktuell
"hohen" Preisniveau sehr viel höher als in den vergangenen Jahren,
zumal 2022 gezeigt hätte, dass sehr viele unvorhersehbare
Ereignisse massiven Einfluss nehmen könnten.
Anschließend beschlossen die Mitglieder auf Vorschlag des
Aufsichtsratsvorsitzenden Wilhelm Wiebke einstimmig die
Ausschüttung einer Dividende von sieben Prozent. Erneut einstimmig
in den Aufsichtsrat gewählt wurden Hartwig Linhorst, Christof
Meier-Westmeyer, Bernd Reese und Marc Wittenbrock. Für
Friedrich-Wilhelm Bartels war eine Wiederwahl aus Satzungsgründen
nicht möglich. Der Vorsitzende des Vorstandes, Hartmut Brunkhorst,
dankte ihm für sein mehr als 30-jähriges Wirken im
Aufsichtsrat.
Auswirkungen des Ukraine-Krieges
Abschließend informierte Klaus John, agriXperia GmbH, in seinem
Gastvortrag über die Auswirkungen des russischen Krieges gegen die
Ukraine auf die dortige Landwirtschaft. So stünde die Welt in den
nächsten Jahren vor großen Herausforderungen bei der
Ernährungssicherheit. Die Potenziale der Agrarregionen Russlands
und der Ukraine spielen auf den Exportmärkten eine bedeutende
Rolle. Daher würden nachlassende oder sogar einbrechende Exporte
durch das Kriegsgeschehen, die Sanktionen und politischen sowie
wirtschaftlichen Neuorientierungen eine nicht mehr ausreichende
Versorgung der Welt mit günstigen Agrarrohstoffen verursachen. Die
Stärken der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft im weltweiten
Vergleich böten für die landwirtschaftlichen Betriebe und
Unternehmen der Region auch weiter gute Chancen für die
Zukunftsentwicklung. Foto:nh
-
Deutliche Umsatzsteigerung trotz großer Herausforderungen
Generalversammlung des Raiffeisen Landbundes / Agrarsektor mit Marktverwerfungen konfrontiert
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum