Rinteln ist eine Stadt mit Historie. Das ist zum einen Segen,
weil viele Menschen genau deswegen nach Rinteln kommen, zum anderen
aber auch Fluch, weil die Sanierung alter Häuser so richtig ins
Geld gehen kann. Am Nordrand der Weserbrücke steht eines der
sehenswertesten Häuser der Weserstadt mit einer besonders schönen
Holzveranda in pittoresker Ausführung. Doch der Zahn der Zeit nagt
seit langem auch an diesem Haus, dass 1987 von dem Ehepaar
Breitfeld und Breitfeld-Markowski erworben wurde und das seitdem
immer weiter zu verfallen droht. Ein Grund nach Meinung der
Eigentümerin dafür: Nur drei Wochen nach Kauf wurde das Haus unter
Denkmalschutz gestellt. Dies sei ein Hemmschuh für die Besitzer bei
der Sanierung des Hauses. Jetzt wurde bereits die Veranda
provisorisch abgestützt. Deshalb nahm das SW Kontakt auf mit Maria
Breitfeld-Markowski aus Berlin, der Eigentümerin des Gebäudes. Sie
teilte mit, dass sie höchstvorsorglich die Veranda habe abstützen
lassen, nachdem im April 2022 von der unteren Denkmalschutzbehörde
eine Aufforderung dazu kam. Bereits kurz nach dem Kauf des Gebäudes
habe man angefangen, dieses zu sanieren. Teilweise sei das
Balkenwerk der Veranda und Glasscheiben ersetzt worden und dazu
habe es auch Fördermittel gegeben. Bereit 2020 und jetzt im Herbst
letzten Jahres sei es dann zu zwei Einbrüchen in das Gebäude
gekommen und dabei sei ein großer Vandalismusschaden entstanden.
Nachdem ihr Mann Bernd Breitfeld am 21. September 2015 in Rinteln
direkt vor seiner Haustür einen folgenschweren Verkehrsunfall
erleiden musste, sei er auf den Rollstuhl angewiesen und ein
Pflegefall. Bernd Breitfeld war zu seinen Zeiten in Rinteln selbst
ein engagierter Denkmalschützer im Arbeitskreis Denkmalschutz und
setzte sich unter anderem für den Erhalt des "Gessnerschen Hauses"
(heute Kochkater) ein. Sein eigenes Haus ließ er allerdings -
zumindest von außen sichbar - verfallen. Maria Breitfeld-Markowski
machte der Stadt Rinteln und dem Denkmalschutz schwere Vorwürfe,
dass von dort aus der Erhalt des Hauses torpediert worden sei und
es an Fördermitteln mangele. Zu ihren jetzigen Plänen mit dem Haus
und dem ebenfalls auf dem hinteren Teil des Grundstücks
unvollendeten Fahrradhotel wollte sie keine Angabgen machen.
Allerdings: "Durch den Unfall meines Mannes hat das Haus eine
nachgeordnete Priorität in unserem Leben", so Breitfeld-Markowski.
Das SW wollte von der Stadt Rinteln wissen, wie man Eigentümern
denkmalgeschützter Häuser hilft und was die Stadt für Möglichkeiten
hat, den Erhalt der Häuser von den Eigentümern einzufordern. Neben
dem Breitfeld-Haus gibt es ein weiteres Fachwerk-Schmuckstück in
der Krankenhäger Straße, das seit Jahren leer steht und bei dem es
nach Informationen des SW Konflikte zwischen Eigentümer und Stadt
in Sachen Denkmalschutz gibt. Marco Samland aus dem Bauamt der
Stadt Rinteln antwortet.
SW: In Rinteln gibt es mindestens zwei Gebäude, die
denkmalgeschützt sind, leer stehen und zum Teil verfallen. Dabei
handelt es sich um ein Gebäude in der Krankenhäger Straße (an der
Engstelle) und das Haus des Herrn Breitfeld am Nordrand der
Weserbrücke. Dort ist bereits der Vorbau abgestützt worden.
Wie hilft Rinteln Besitzern von denkmalgeschützten Häusern bei
deren Erhalt?
Marco Samland: Die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Rinteln
unterstützt die Denkmaleigentümer durch Beratung unter anderem auch
im Hinblick auf eine denkmalverträgliche Sanierung. Hilfestellung
leistet die Stadt Rinteln zudem durch Zurverfügungstellung von
Fördermitteln sowie Beratung im Hinblick auf Möglichkeiten, weitere
Fördermittel anderer Stellen zu erhalten. Die Abstützung des
Vorbaus (am Haus Breitfeld) wurde durch den Eigentümer selbst
veranlasst und beauftragt.
SW: Hat es für den Erhalt des Vorbaus des Breitfeld-Gebäudes Mittel
aus dem Denkmalschutz gegeben. Angeblich sollen 25.000 Euro vor
einigen Jahren zur Sanierung des Vorbaus geflossen sein? Wenn ja:
Ist die Verwendung der Mittel überprüft worden, bzw. wird sie
überhaupt überprüft?
Marco Samland: Für die Wiederherstellung der Veranda wurden vor
längerer Zeit aus Mitteln des Denkmalschutzes Zuschüsse gewährt.
Die Auszahlung ist erst nach nachweislicher Durchführung der
Arbeiten erfolgt, so dass die Verwendung der Mittel nachvollzogen
wurde.
SW: Welche Maßnahmen gedenkt die Stadt zu tun in Sachen des Hauses
Krankenhäger Straße? Dort soll nach vorliegenden Informationen ein
Sanierungskonzept nur daran gescheitert sein, da der Denkmalschutz
eine Innenumgestaltung des Hauses verweigerte.
Marco Samland: Die untere Denkmalschutzbehörde hat das betroffene
Gebäude erst vor kurzem im Rahmen eines Ortstermines in Augenschein
genommen, um dessen Zustand zu überprüfen. Der Zustand des Gebäudes
erfordert derzeit keine Anordnungen der unteren
Denkmalschutzbehörde, kleinere erforderliche Maßnahmen wurden den
Eigentümern beim Ortstermin mitgeteilt. Ein Baudenkmal ist etwas
Besonderes. Kulturdenkmale, darunter auch Baudenkmale, haben einen
so hohen Stellenwert, dass für den Umgang hiermit mit dem
Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz eine spezielle rechtliche
Grundlage geschaffen wurde. Ein Baudenkmal darf nicht so verändert
werden, dass dessen Denkmalwert beeinträchtigt wird. Sofern dies
nicht berücksichtigt wird, kann einem Sanierungskonzept aus Sicht
des Denkmalschutzes nicht zugestimmt werden.
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Wunderschön und total heruntergekommen
Schmuckstück muss wegen Baufälligkeit abgestützt werden
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