Die Stadt ist im Zugzwang, die beiden Grundschulorte in Meinsen
und Evesen müssen schneller als geplant saniert werden aufgrund
großer Mängel in der Elektrik. Das bedeutet nicht nur eine
Mammutaufgabe für das Bauamt, sondern schlichtweg auch eine riesige
logistische Herausforderung, schließlich müssen hunderte Schüler
sowie die Kindergartenkinder weiter betreut und unterrichtet
werden. Um sie möglichst nah am Schulstandort zu betreuen und auch
die vorhandene Infrastruktur weiter nutzen zu können, kamen
Containerschulen ins Gespräch - eine derartige Schule,
zusammengesetzt aus Modulen, hat sich die Verwaltung in Begleitung
von Schul- und Elternvertretern in Langenhagen angesehen. Gemeinsam
ging es mit dem Bus zur Hermann-Löns-Grundschule. Rund drei Jahre
wurde hier die gesamte Schule - 15 Klassen mit mehr als 330
Schülern - ausgelagert. Die Modulschule wurde dreistöckig auf dem
Schulhof errichtet und sieht zur Überraschung mancher
Exkursionsteilnehmer "ja aus wie eine richtige Schule". Und auch
von innen kann sich die Modulschule sehen lassen, wie bei einem
Rundgang mit Schulleiterin Petra Adolf ersichtlich wird.
Positiv überrascht
"Wir haben die Baustelle nebenan live miterlebt, und zugleich hier
aber sehr wohlgefühlt. Es war damals die richtige Entscheidung der
Stadt, diese Module anzuschaffen", konstatiert Adolf und begrüßte
die Möglichkeit, die gewonnenen Erfahrungen weiterzugeben. "Es
wurde oft mitleidig gesagt: Ihr seid ja in Containern! Erstmal
heißt es heute Module, und für uns war es wie ein Neustart in einem
Neubau". Verwaltungschef Axel Wohlgemuth dankte für die Gelegenheit
des Vor-Ort-Besuchs und nahm gemeinsam mit den
Verwaltungsmitgliedern, Schul- und Elternvertretern sowie
Politikern die Modulschule unter die Lupe.
Dabei wurden die Teilnehmer positiv überrascht: Die hellen
Räumlichkeiten weißen Neubaustandard auf, sind gut gedämmt und
schallisoliert - eine der größten Sorgen der Verwaltung. Die
Schüler und auch Lehrenden hätten sich daher immer sehr wohl in der
Übergangslösung gefühlt. Drei Jahre wurden die Schüler hier
beschult, im Sommer kann die Schule dann wieder zurück in den
sanierten Bau ziehen und die Module werden wieder abgebaut.
"Wäre eine enorme Verbesserung"
Die Modulschule in Langenhagen hatte dabei alles, was eine richtige
Schule ausmacht: Beispielsweise gibt es auf jeder der drei Etagen
jeweils zwei Toilettenräume für Jungen und Mädchen, zudem eine
Mensa, Technikräume, Integrations- und Gruppenräume und natürlich
die Klassenzimmer, insgesamt mehr als 20 an der Zahl, die sich über
die beiden oberen Etagen erstrecken. Und diese Klassenräume können
sich durchaus sehen lassen, denn viele sind großzügiger als
"normale" Klassenzimmer gestaltet. Die Stockwerke sind mit einem
massiven Treppenhaus verbunden, jedoch ist nur das Erdgeschoss
barrierefrei.
In Sachen Farbgestaltung, innen wie außen, gebe es zudem
Gestaltungsspielraum. In Langenhagen würde sich für eine rote
Fassadenfarbe entschieden, um den Modulbau farblich an die alte
Schule anzupassen. In Inneren erstrahlen die Wände im reinen Weiß,
wie es sich die Schule einst wünschte. "Die Lehrenden sagen, dass
mit diesen Räumlichkeiten alles besser geworden ist", bezeugt auch
Phillip Stahlhut, Ortsbürgermeister von Rusbend. Jennifer Rothmann
aus dem Schulvorstand der Grundschule Evesen wagt ein
Zwischenresümee: "Das hier wäre eine enorme Verbesserung zu der
aktuellen Situation, gemessen zum Ist-Zustand". Auch Silke
Marckmann-Boenke, Elternvertretung in Meinsen, konstatiert: "Das
hier macht einen sehr guten Eindruck. Damit kann man als
Interimsschule für drei Jahre gut arbeiten".
Nun geht es an die Details
Was soweit feststeht: Die Stadt wird die notwendigen Module nicht
kaufen, sondern mieten. Zu den Kosten hält sich die Verwaltung
jedoch weiter bedeckt. Das Fazit der Exkursionsteilnehmer fällt
zumindest positiv aus. "Wir haben jetzt eine konkretere
Vorstellung, was bei uns entstehen kann. Jetzt geht es ans
Feintuning, wofür wir viel aus dem heutigen Tag mitnehmen können",
bedankt sich Bernd Meier, Fachgebietsleitung Zentrale Dienste, bei
Schulleiterin Petra Adolf. "Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen.
Eines werden Sie auf jeden Fall brauchen: Nerven, Nerven, Nerven!",
prophezeit Adolf.
Wie geht es weiter?
Im Schulausschuss einige Tage später wurden die gewonnenen
Erkenntnisse aufgearbeitet und das weitere Vorgehen erläutert: Die
Raumplanung und Bedürfnisse wurden bereits vorab mit den
Schulleitungen abgestimmt und werden nun den Fachplanern übergeben
für eine detaillierte Entwurfsplanung, wie Bernd Meier erläutert.
In Evesen wird die Modulschule, zweistöckig, 48 Meter lang und zehn
Meter breit, auf der Spiel- und Grünfläche direkt neben dem
Schulgebäude aufgestellt. Auch hier wird auf einem Schlag die
gesamte Schule ausgelagert, damit das Gebäude frei für die
Sanierung ist. In Meinsen wird der Modulbau auf dem Bolzplatz neben
dem Kindergarten aufgestellt, hierfür mussten bereits einige Bäume
und Äste beschnitten werden. Ein Teil der Kindergartenspielfläche
wird miteinbezogen werden, die Räumlichkeiten des Kindergartens
werden an diese grenzen, sodass die Kinder direkten Zugang
erhalten. Der Baukörper in Meinsen wird zudem zweigeteilt, sodass
auch eine räumliche Trennung zwischen Kindergarten und Grundschule
gegeben ist.
Der Verwaltungsausschuss wird nun einen Grundsatzbeschluss fassen,
die Planungen fortzuführen. Der Zeitplan ist jedoch sehr
ambitioniert, wie Meier konstatiert. "Bestenfalls werden die Module
im Sommer aufgestellt, jedoch nur die leeren "Container", der
Innenausbau erfolgt dann vor Ort. Dann stehen die Räumlichkeiten
hoffentlich bis zu den Herbstferien zur Verfügung", so Meier. Dann
könne der Komplettumzug der Schulen erfolgen, die übrigens ihr
Inventar komplett mit in die Modulschule nehmen. "Zudem eine
einmalige Gelegenheit, mal auszusortieren". Zudem müsse noch die
notwendige Medientechnik ergänzt werden. Meinsen sei hier bereits
einen Schritt weiter als Evesen, wann der erste Hammerschlag zur
Sanierung erfolge, könne jedoch noch nicht konkret gesagt werden.
"Wir haben alle Beteiligten auf diesem Prozess mitgenommen und
werden diese Transparent auch weiter beibehalten", verspricht die
Verwaltung. Dem konnten sich bis hierhin auch die Schulleitungen
anschließen - auch wenn sie sich beim Ortstermin in Langenhagen
recht rar gemacht hatten: "Wir wurden gut beteiligt an diesem
Prozess", bestätigt Sonja Tackenberg, Schulleiterin in Meinsen.
Foto:nh
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Neustart mit Neubaustandart
Verwaltung, Schul – und Elternvertreter besichtigen Modulschule in Langenhagen / Aufbau in Meinsen wohl im Sommer
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