Das große Thema Energiekrise, die zunächst explodierenden und
nun wieder stagnierenden Gas- und Strompreise und eine ungewisse
Zukunftsperspektive bezüglich Versorgungssicherheit, Klimakrise und
Energiewende haben nicht nur im vergangenen Jahr die Gemüter
bewegt, sondern beschäftigen die Menschen weiter. Das wurde auch
aus der großen Besucherresonanz auf die Informationsveranstaltung
der Seniorenunion mit Gastreferent Dirk Rabeneck, Geschäftsführer
der Stadtwerke Schaumburg-Lippe, ersichtlich. Aktuell befinden sich
die Gasspeicherfüllstände im stabilen Bereich - aber auch nur, weil
der Winter bisher noch nicht so kalt war und die Menschen gespart
hätten. "Wir stehen gut da für den Winter, aber auch nur wenn kein
großer Kälteeinbruch kommt", so Rabenecks Prognose. Die fehlenden
Mengen aus Russland können inzwischen kompensiert werden, unter
anderem mit mehr Gas aus Norwegen und der Inbetriebnahme des ersten
LNG-Terminals. Sukzessive soll sich die Anzahl der LNG-Terminals
bis Ende des Jahres auf sechs in Deutschland steigern, die dann
etwa ein Drittel des Gasbedarfs abdecken werden. "Eine gewisse
Sicherheit ist dann da. Doch eine Kehrseite gibt es: Das ist dann
auch aus Produktionen, die wir eigentlich nicht wollen, wie
Fracking beispielsweise", macht Rabeneck deutlich. Dafür habe das
Land jedoch eine Versorgungssicherheit auf vernünftigem
Preisniveau.
Die Preise für Energie orientieren sich zunächst an dem Angebot und
der Nachfrage. Da das Unternehmen auf den eher konservativen
Einkauf über den Terminmarkt an mehreren Zeitpunkten im Jahr setzt
und somit langfristig für die kommenden Jahre einkauft, können
gewisse Mengen an Energie "ins Regal gelegt werden", wie Rabeneck
erklärt, "alles andere wäre zocken". Als Grundversorgen haben die
Stadtwerke jedoch auch die Pflicht, Kunden anderer Anbieter
aufzunehmen. Wenn die geplanten Energiemengen nicht ausreichen,
muss teuer nachgekauft werden - den Neukunden "darf aber nicht mehr
abgenommen werden, als den langjährigen Bestandskunden", erläutert
Rabeneck das Dilemma. Die Mehrkosten müssten dann auf alle
umverteilt werden. "Die Treuen müssen das viele Wechseln mancher
dann mit ausbaden", so das knappe Fazit.
"Wir erleben eine aktuell ein Preiserholung, jedoch kein Zurück auf
das vergangenen Niveau". Das ausgemachte Ziel sei weiter, weg von
Abhängigkeiten zu kommen und den Ausstieg aus fossilen Energien zu
vollziehen. Um jedoch bis 2045 klimaneutral zu werden, muss ein
enormer Endspurt beim Ausbau der erneuerbaren Energien erfolgen.
Dafür müsse primär der Gebäude- und Verkehrssektor betrachtet
werden, der ein enormes Emissionseinsparungspotential berge. "Wir
müssen schneller werden, doch das wird viel Geld kosten", stellt
Rabeneck in Aussicht. Mit Blick auf Schaumburg macht er deutlich:
36 Prozent der Energie wird für den Verkehr verbraucht, 20 Prozent
für Handel, Gewerbe und Dienstleistungen sowie weitere 36 Prozent
für die Haushalte. Die Industrie mit einem Anteil von acht Prozent
sei hier eher unterrepräsentiert. Diese Sektoren müssten angefasst
werden, beispielsweise geht ein Groß der Energie der Haushalte - 81
Prozent um genau zu sein - in die Wärmeproduktion. Jedoch kommen
derzeit in Deutschland nur 15 Prozent der Wärme aus erneuerbaren
Energien - zum Vergleich: beim Strom sind es inzwischen 45 Prozent.
Die kommunale Wärmeplanung, damit verbunden auch energetische
Sanierungen, werden in den kommenden Jahren wichtig werden. Für
Bückeburg mit seinen viele denkmalgeschützten Gebäude eine
schwierige Aufgabe - "da wird die Wärmepumpe nicht funktionieren".
Es gelte, offen für neue Technologien zu sein. Neben Solar- und
Windenergie wird daher auch das Thema Wasserstoff für die Region an
Bedeutung gewinnen. "Auch wir von den Stadtwerken müssen uns
verändern, dennoch sind viele Fragen offen. Wir brauchen nicht nur
die Anlagen, sondern auch die Flächen und machen uns daher schon
heute Gedanken", so Rabeneck. Foto:nh
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Endspurt zur Energiewende
Stadtwerke-Geschäftsführer Dirk Rabeneck referiert
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