Noch immer herrscht Unklarheit über das weitere Vorgehen der
Bahn in Sachen trassennaher oder doch etwas -ferner Ausbau der
Bestandsbahnstrecke zwischen Hannover und Bielefeld zum Erreichen
des Deutschlandtaktes. Die veröffentlichen Grobkorridore für eine
potentiellen Trasse sorgen bei vielen für tiefe Sorgenfalten im
Gesicht - drei geplante Trassenverläufe tangieren besonders
Bückeburg. Doch auch die Verwaltung kann nur weiter abwarten, bis
die Bahn - voraussichtlich in den kommenden Wochen - konkretere
Planungskorridore veröffentlichen wird. Björn Sassenberg,
Fachgebietsleitung Planen und Bauen, kann daher im jüngsten
Bauausschuss nur kurz konstatieren, dass man noch immer nicht mehr
Informationen habe, als die vor rund einem Jahr veröffentlichte
Karte offenbarte. Dabei sei es weiterhin sehr umstritten, ob der
von der Bahn anvisierte Deutschlandtakt überhaupt mit dem
viergleisigen Ausbau erreicht werden könne, so Sassenberg. Dennoch
sei die Variante Ausbau zumindest mit geringeren Eingriffen in die
Natur verbunden, als vergleichsweise beim Bau einer kompletten
Neubautrasse. Eigentlich sind auf dem veröffentlichtem
Kartenmaterial bereits ermittelte Raumwiderstände (lila
gekennzeichnet) ersichtlich gemacht worden, die von der Trasse
nicht berührt werden dürften, beispielsweise Naturschutzgebiete.
Darunter fallen in Bückeburg unter anderem der Schaumburger Wald
und die Bückeburger Niederung. Die Grobkorridore (gelb) enthalten
hier aber dem widersprechend zahlreiche dieser lila Flächen, wie
Sassenberg feststellt.
Was wiegt mehr?
Drei mögliche Trassenverläufe seien für Bückeburg hier besonders
"interessant": Die sogenannte Ida-Trasse, die durch den Harrl
führen könnte (mit Untertunnelung); die "Niederungstrasse", die das
Naturschutzgebiet tangiert und von der Stadt kategorisch abgelehnt
wird - "die wollen wir auf keinen Fall"; sowie die Variante, in der
die Trasse zwischen Kernstadt und Evesen hindurch Richtung
Kleinenbremen und Porta geführt werden würde. Die Trassen müssen
weiter in eine Vergleichbarkeit hinsichtlich zahlreicher Kriterien
gebracht werden, etwa technischer Kriterien, wie vorhandenen
Brücken, notwendige Tunnel und eine realistisch erreichbare
Fahrzeit , Umwelt- und regionalplanerischen Kriterien. "Was wiegt
mehr, was wiegt weniger", sei dann die große Frage. Doch an dieser
Stelle stagniere der Prozess aktuell. Eigentlich hätte bereits Ende
vergangenen Jahres das nächste Plenum der Bahn abgehalten, dies
wurde aber nun "deutlich verschoben" - auf irgendwann zwischen
Januar und März. Einen neuen, detaillierteren Plan, samt
Feintrassen, gibt es noch immer nicht. "Den wird die Bahn uns dann
demnächst präsentieren", so Sassenberg, hält jedoch offen, wann
genau dies geschehen wird.
"Pures Entsetzen"
Die Bürgerinitiative Bigtab bemängelt ebenfalls, dass es offiziell
noch immer keine Klarheit gebe, wie der Ausbau oder Neubau der
Strecke Hannover-Bielefeld umgesetzt werden soll. Die Vorschläge
der Bahn-Planer für den Ausbau der Bestandsstrecke von Anfang des
Jahres hätten lediglich "von Minden bis Bad Oeynhausen und im
Schaumburger Bereich in Teilen pures Entsetzen ausgelöst,
vielleicht auch von der DB so gewollt", konstatiert der
Vorstand.
In vielen Veranstaltungen, im sogenannten Dialogverfahren der
Deutschen Bahn mit der betroffenen Öffentlichkeit, wurde im Lauf
des Jahres 2022 ein Kriterienkatalog erarbeitet, an denen
angedachte Neubautrassen und auch der Bestandsausbau gemessen
werden soll. "Leider weigert sich die Deutsche Bahn bisher, die
Planungen über die Erstellung einer CO2- Bilanz, miteinzubeziehen.
Man will lediglich das Volumen des bewegten Bodens in dem Vergleich
bewerten. Wir sind uns mit Vertretern der Landwirtschaft sowie der
Naturschutz- und Umweltorganisationen nach wie vor einig, dass in
unserer Region ein Ausbau der Bestandsstrecke die einzig sinnvolle
und vertretbare Lösung ist". Dafür werde sich die Initiative auch
weiter einsetzen.
Niederungstrasse vielleicht vom Tisch
Immerhin habe am Rande einer Veranstaltung der verantwortliche
Planer der Bahn angemerkt, dass eine neue Trassenführung aus den
westlichen Bereichen der Bückeburger Niederung über Evesen und
Röcke in Richtung der Porta Westfalica/Jakobsberg nicht mehr
verfolgt würde. "Schauen wir mal, ob das wirklich so ist, glauben
können wir es nicht. Bei anderen Planungsprozessen gab es auch
dicke Überraschungen zum Schluss". Dies zeige unter anderem die
aktuelle Diskussion um die Neubaustrecke Hannover-Hamburg, "wo
genau das Gegenteil geplant wird, als ursprünglich von der Bahn
versprochen". Foto:nh
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Planungen zum Trassen-Ausbau bereiten Kopfzerbrechen / Stadt wartet auf Konkretisierung
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