Ein erneut trockenes Jahr liegt hinter uns. Vor allen Dingen für
Natur und Fauna haben die langen Dürreperioden, nicht nur des
vergangenen, sondern auch der Vorjahre, deutliche Spuren
hinterlassen. Zum neuen Jahr wagen die "Freunde der Niederung" ein
Zwischenfazit zum Zustand des Natur- und
Landschaftsschutzgebietes.
"Ein Fazit vorweg: Es sieht nicht gut aus. Insbesondere die
Trockenheit des Jahres 2022- und ja, auch der Vorjahre - führte
dazu, dass insbesondere die hoch gefährdeten, feuchtlandgebundenen
Arten verschwunden oder sehr selten geworden sind", erklärt
Hans-Dieter Lichtner. Arten wie die vom Aussterben bedrohten
Bekassinen, Wachtelkönige und Knäkenten hätten im vergangenen Jahr
keine Brut aufgezogen, ebenso die seltene Wasserralle und das
Tüpfelsumpfhuhn. Deutlich abgenommen haben Bestände des
Feldschwirls (vier Bruten in 2022; 2005: 16 Bruten) und der Kiebitz
(6 Bruten; 2000: 12 Bruten). Erschreckend selten geworden sind auch
typische Arten der offenen Landschaft wie der Feldsperling (neun
Bruten; 2012: 43 Bruten), die Goldammer (28 Bruten; 2000: 43
Bruten), die Feldlerche (sechs Bruten; 1990: 27 Bruten) und das
Rebhuhn (eine Brut; 2005: fünf Bruten).
Aber auch durchaus erfreuliches sei zu berichten: So hat sich der
Bestand der Weißstörche, die in der Niederung ihre Nahrung suchen,
in den letzten Jahren erheblich erhöht. In 2022 waren sogar das
erste Mal in der Niederung selbst Baumbruten zu beobachten, die
aber leider - wie viele andere Bruten in der Nachbarschaft - wohl
ohne Nachwuchs blieben. "Es ist zu vermuten, dass
trockenheitsbedingter Nahrungsmangel dabei eine entscheidende Rolle
spielt", konstatiert Lichtner. Auffällig sei auch, dass der übliche
Storchenzug im Herbst (in den Vorjahren zum Teil mit mehr als 80
Störchen) praktisch ausblieb. "Vermutlich waren auch auf den frisch
gepflügten Feldern keine Regenwürmer mehr zu finden, die sich wohl
aufgrund der Trockenheit in noch tiefere Schichten zurückgezogen
haben. Damit fehlte die für den Sommer und Herbst so wichtige
Nahrungsgrundlage", so Lichtners Vermutung. Auf der erfreulichen
Seite der Bilanz stehen auch die Nachtigall (17 Bruten; 2000: elf
Bruten) und der Neuntöter (fünf Bruten; 2010: eine Brut), die als
Insektenfresser wohl von den warmen Sommern profitierten, die
wiederum die Insektenpopulation ansteigen ließen. Ebenso positiv
sei, dass nach einer vierjährigen Pause wieder ein Baumfalkenpaar
in der Niederung ansässig war. Wie auch schon im Vorjahr hielt sich
ein Kranichpaar dauerhaft in der Niederung auf, ohne allerdings -
wohl auch trockenheitsbedingt - zur Brut zu schreiten. "Es bekam
immer wieder Gesellschaft von einem zweiten Kranichpaar, das wohl
aus dem Schaumburger Wald kam und ab Spätsommer einen Jungvogel mit
sich führte", so Lichtner. Eine schöne Überraschung sei auch das
Auftauchen eines Bibers an der Aue; vor allem die
charakteristischen Baumfällungen zeugten von seiner
Gegenwart.
"Insgesamt bleibt aber ein bedenkliches Bild, da das Artensterben
in Deutschland gerade die feuchtlandgebundenen Arten, wie Watvögel
und Rallen, betrifft, für die die Niederung in den ersten Jahren
nach der Einpolderung des Mittleren Bruchs im Jahr 2012 ein
Refugium darstellte, nun aber durch die niedrigen Wasserstände vor
allem im Frühsommer diese wichtige Schutzfunktion nicht mehr
erfüllen kann. Es bleibt zu hoffen, dass sich im Naturschutzgebiet
geeignete Maßnahmen finden lassen, die den Feuchtlandcharakter
unterstützen können und damit die landesweite Bedeutung des
Naturschutzgebietes "Bückeburger Niederung" sichern können", hofft
Lichtner abschließend. Foto:nh
Infokasten: Ge- und Verbote in der Bückeburger
Niederung In der Niederung als Naturschutz- und zu Teil
Landschaftsschutzgebiet gelten feste Regeln für Landwirte und auch
Erholungssuchende. Während sich die Landwirte unter anderem an
Vorgaben zur Mahd, zu Grünlandbehandlung, der Randstreifenpflege
und des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln halten müssen, gilt für
Besucher des auch als Erholungsraum genutzten Gebietes, dass
keinerlei Flächen außerhalb der gekennzeichneten Wege betreten
werden dürfen. Hunde sind zudem, allen voran in der Brut- und
Setzzeit, aber auch darüber hinaus, an der Leine zu
führen.
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Vogelnachwuchs in Naturschutzgebiet geht zurück
Trockenheit macht Feuchtgebieten in der Niederung samt seinen Bewohnern zu schaffen
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