Anlässlich des Jahrestages der ersten Deportation Wunstorfer
Juden, 15. Dezember 1941, lud Wunstorfs Bürgermeister Carsten
Piellusch in die Abtei ein, um den durch die Nationalsozialisten
ermordeten Juden zu gedenken. Rund fünfzig Bürgerinnen und Bürger,
sowie Vertreterinnen und Vertreter des öffentlichen Lebens folgten
der Einladung. In seiner Ansprache hob der Bürgermeister die
Bedeutung der Gedenkveranstaltung für Wunstorf hervor und mit Blick
auf die Teilnehmer betonte er: "Ihre Anwesenheit ist ein starkes
Zeichen unserer Stadtgesellschaft, dass Wunstorf sich zu seiner
Rolle während der NS-Zeit bekennt." Es sei wichtig, "dass Wege
gefunden werden, die die Ereignisse jener Tage auch in das
Bewusstsein der nachwachsenden Generationen bringen", da es beim
Gedenken "um unsere Gegenwart und Zukunft" und letztlich um die
Grundpfeiler der Gesellschaft, des Grundgesetzes gehe.
In seiner Ansprache erinnerte Piellusch daran, dass das vor der
Abtei vom Bildhauer Ostap Rebmann geschaffene Mahnmal, zum Gedenken
an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, vor zwanzig Jahre
eingeweiht, auch weiterhin durch seine Ausdrucksstärke besticht.
Piellusch hatte Daniel Rebmann, den Sohn des inzwischen
verstorbenen Künstlers, zur Gedenkveranstaltung besonders
eingeladen. Aus Sicht des Bürgermeisters ist das Mahnmal eine
Zierde der Stadt, "die dazu beiträgt, dass das Bürgerrecht nicht in
Vergessenheit gerät". Die Verantwortung hierfür bleibe bei jedem
selbst und könne weder übertragen noch abgegeben werden.
Eberhard Kaus referierte im Rahmen der Gedenkveranstaltung über die
Geschichte der Synagogengemeinde in Wunstorf im 19. und frühen 20.
Jahrhundert. Er zeigte hierbei auf, wie die Wunstorfer Bürgerinnen
und Bürger jüdischen Glaubens über einen sehr langen Zeitraum
aktives Engagement für die Wunstorfer Stadt einbrachten und die
Stadtgesellschaft mitgestalteten. Trotzdem sei es möglich geworden,
dass sie mit dem Aufkommen des Antisemitismus und des
Nationalsozialismus ihrer Rechte und ihres Eigentums beraubt, die
Auflösung ihrer Gemeinde und letztlich die Auslöschung der
jüdischen Vergangenheit in Wunstorf ohne große Widerstände
betrieben werden konnte.
Schülerinnen und Schüler des Hölty-Gymnasiums verlasen während der
anschließenden Kranzniederlegung am Mahnmal die Namen der aus
Wunstorf deportierten und in den nationalsozialistischen
Vernichtungslagern umgebrachten Juden. Foto: gk
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Zwanzig Jahre Mahnmal vor der Abtei
Gedenkfeier zum Jahrestag der Deportation
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