Zeit weilen war es ein überraschend turbulentes Jahr für die
Bückeburger: Die Innenstadtsanierung, plötzliche Schulausfälle und
vorgezogene Grundschulsanierungen forderten Bürger und Verwaltung
gleichermaßen. Doch vielmehr waren es der Krieg in der Ukraine und
die steigenden Energiepreise, die schlussendlich die größten Sorgen
verursachten. Bürgermeister Axel Wohlgemuth blickt mit uns auf das
bewegte Jahr 2022 zurück und zeigt gleichermaßen auf, was im
kommenden Jahr für die Stadt und ihre Einwohner wichtig wird.
Nadine Hartmann: Ein turbulentes Jahr liegt hinter
Bückeburg. Was hat die Stadt und ihre Bürger besonders geprägt in
2022?
Axel Wohlgemuth: Die Coronapandemie wurde zu Jahresbeginn
ziemlich schnell durch den Ukrainekrieg abgelöst. Im Laufe des
Jahres wurden neben der Dramatik für die Ukrainer auch klar, welche
Auswirkungen der Krieg auf unsere Preise und die Energieversorgung,
und damit auch auf uns direkt vor Ort, hat. Ich nehme die große
Verunsicherung von Menschen und Unternehmen wahr, was die
zukünftige Entwicklung angeht. Diesen Wandel innerhalb eines Jahres
konnte sich wohl keiner von uns vorstellen.
NH:Viele Themen haben sowohl die Bürger als auch die
Verwaltung nachhaltig beschäftigt, beispielsweise die Diskussion um
den Erhalt der Innenstadt-Linden. Welche Lehren ziehen Sie und die
Verwaltung aus dieser Geschichte und welche Themen waren darüber
hinaus "Aufregerthemen"?
AW:Der Erhalt der Linden hat in Summe mehr Menschen
beschäftigt. Für mich war das große Thema aber die notwendige
temporäre Schließung unserer Grundschulen in Evesen und Meinsen und
der Kita Meinsen. Gerade die Kurzfristigkeit der Schließungen und
die damit verbundenen Schwierigkeiten für die Kinder, die Eltern
und das Schul- und Kindergartenpersonal tun mir sehr leid. Ich bin
sehr froh, dass die betroffenen Einrichtungen, nach der
Durchführung der Notsicherungsmaßnahmen, dann relativ schnell
wieder freigegeben werden konnten. Sowohl bei den Linden als auch
bei den Schulen haben wir versucht sehr offen zu kommunizieren, wir
haben aber auch gemerkt, dass wir da zukünftig noch besser werden
können. Gerade im jetzt anstehenden Prozess der Schulsanierung
werden wir die Eltern, das Schul- und Kigapersonal und den
Kindergartenträger eng einbinden.
NH:Welche Ereignisse waren hingegen für Sie und für die
Bürger besonders schön und bewegend?
AW:Das Familienfest, die Lange Nacht der Kultur und unser
kleiner Weihnachtsmarkt waren tolle Ereignisse, bei denen man
gesehen hat, wie vielfältig unsere Stadt ist und wie gut sie an
vielen Stellen funktioniert, gerade auch weil sich viele Menschen
ehrenamtlich engagieren. Einer der emotionalsten Momente war
sicherlich meine erste Trauung, die ich im Juni vornehmen durfte.
Es ist schon etwas sehr Besonderes, Menschen auf einen gemeinsamen
Lebensweg zu schicken.
NH:Was wird in 2023 wichtig für Bückeburg und seine Bürger,
was wird die Menschen bewegen, positiv als auch negativ?
AW:Wir sind in einer Zeit voller Krisen, also bleibt es
wichtig, einen klaren Kopf und Ruhe zu bewahren. Ich bin mir
sicher, dass sich sowohl die Preise als auch die Energieversorgung
wieder normalisieren werden. Bückeburg verfügt über starke
Wirtschaftsunternehmen und das Schloss mit seinen Veranstaltungen
macht uns auch in der Region stark. Das wichtigste Pfund sind wir
Bückeburger selbst: viele von uns engagieren sich in der Feuerwehr,
im Sportverein, unterstützen bei der Tafel oder singen in einem
Chor. Es gibt nichts, was unsere Stadt mehr bereichert. Dieser
Zusammenhalt macht uns stark.
NH:Mit welchen Herausforderungen sieht sich die Verwaltung
in 2023 konfrontiert - Stichwort Grundschulsanierungen,
Containerschulen, steigende Energiepreise?
AW:Wir haben viele Baustellen, wobei für mich die Sanierung
unserer Schulen ganz klar Priorität hat. Aber auch unsere
Feuerwehrhäuser sind nicht mehr zeitgemäß. Das Gerätehaus in Cammer
steht in 23/24 auf dem Plan, parallel suchen wir ein Grundstück für
die Wehren in Bergdorf und Müsingen. Das fordert die Verwaltung
zusätzlich. Daneben wird es zukünftig auch für die Stadt finanziell
enger werden. Die allgemeine Entwicklung der Preise trifft uns
genauso wie jeden Bürger. Das bekommen wir mit unseren guten
Rücklagen aber in den Griff.
Das Fundament einer guten Stadt ist eine funktionierende
Verwaltung. Der Fachkräftemangel trifft auch uns als Arbeitgeber.
Wir merken ganz klar, dass es auch bei uns mehr Fluktuation gibt
und es immer schwieriger wird, Stellen zeitnah nachzubesetzen. Wir
müssen schauen, dass wir hier gegenüber anderen öffentlichen und
privaten Arbeitgebern mithalten können. Wir bilden aber auch selbst
in den unterschiedlichsten Berufen aus, neben den klassischen
Verwaltungsberufen beispielsweise auch Fachangestellte für
Bäderbetriebe. Wer also Lust hat, in Norddeutschlands schönsten
Freibad zu lernen, der ist herzlich eingeladen sich zu
bewerben.
NH:Zu guter Letzt: Was möchten Sie den Schaumburger
Wochenblatt-Lesern zum Jahreswechseln mit auf den Weg geben?
AW:Wenn uns die Corona-Pandemie eins gezeigt hat, dass wir
auch Krisen gemeinsam gut bewältigen können. Es gibt genug Anlass,
optimistisch in die Zukunft zu schauen. Wie gut es unserer Stadt
geht, liegt auch an uns selbst. Engagieren Sie sich vor Ort. Es
bereichert das eigene Leben und die Stadt. Für das vor uns liegende
Jahr wünsche ich allen Gesundheit und vor allem etwas Glück. Das
braucht man immer!
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„Wie gut es unserer Stadt geht, liegt auch an uns selbst“
Bürgermeister Axel Wohlgemuth resümiert 2022 / Ehrenamt bereichert die Stadt
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