Mit großer Mehrheit hat der Kreistag den Beschluss gefasst, das
Land dazu aufzufordern, die Trasse für die geplante Umgehung in
Nienstädt aus seinem Raumordnungsprogramm herauszunehmen. Die
Entscheidung über die Maßnahme liegt letztlich beim Bund, die
Kreisebene nimmt damit jedoch klar Stellung gegen den Umgehungsbau.
Die CDU-Fraktion, die Grünen und die Wählergemeinschaft/Freie
Wähler brachten den Antrag ein, der auf eine Streichung der
Umgehung abzielt. Die Trasse soll aus dem regionalen
Raumordnungsprogramm genommen werden. Voraussetzung dafür ist, dass
das Land dasselbe für das Landesraumordnungsprogramm entscheidet.
Die Fraktionen begründeten dies in ihrem Antrag mit der langen
Verfahrensdauer, mit in "der bisherigen Planung nicht
berücksichtigte Klima- und Umweltschutzaspekten" sowie mit der von
ihnen erwarteten Änderung der Mobilität. Der nicht öffentlich
tagende Kreisausschuss hatte empfohlen, die Angelegenheit zur
weiteren Beratung an den Ausschuss für Kreisentwicklung zu
verweisen.
Darauf wollten sich die Antragssteller jedoch nicht einlassen,
sondern forderten eine Entscheidung in der Sitzung. Klaus-Dieter
Drewes, Sprecher der CDU-Fraktion, verwies auf die Langfristigkeit
bis zur Umsetzung und den Flächenverbrauch. "Das wird sich
hinziehen bis zum geht nicht mehr", so Drewes. So sei auf diesem
Wege auf absehbare Sicht auch keine Entlastung für die Anwohner zu
erreichen. Stattdessen solle an der vorhandenen Strecke alles in
dieser Richtung getan. Lothar Biege (FDP) erklärte, dass in der
SPD/FDP-Gruppe in dieser Angelegenheit keine Einigkeit bestehe.
Auch er verwies auf die Auswirkungen auf Landschaft und Natur, die
eine Umgehung hätte. Michael Dombrowski argumentierte auf der
derselben Linie. "Nach heutigen Maßstäben wäre die Strecke gar
nicht mehr zu bauen", verwies er auf den lange zurückliegenden
Start der Planungen. Würde das Umgehungsvorhaben gestoppt, sei auch
wieder Bereitschaft vorhanden, Maßnahmen an der bestehenden Strecke
vorzunehmen. Letztlich würde die Entscheidung gegen die Umgehung so
den Anwohnern an der Bestandsstrecke zu Gute kommen. Ralf Sassmann
(Wählergemeinschaft) verwies auf das lange Zeitfenster der
Verwirklichung von "15 eher 20 Jahren", in der sich keine
Verbesserungen für die Anwohner ergäben. Carsten Ruhnau (SPD)
sprach sich in "dieser wichtigen Frage" für die Behandlung im
Fachausschuss aus. Er blieb mit seiner Stellungnahme in der
Minderheit. Kirsten Battaglia fürchtete beim Umgehungsbau würden
Obernkirchen und Gelldorf "abgehängt", es sei Zeit einen
"Schlussstrich" unter das Projekt zu setzen. Petra Ritter (CDU)
verwies ebenso auf die Zerschneidung landwirtschaftlicher Flächen,
von Wäldern und ökologisch wertvollen Räumen. Die Absage an die
Umgehung verband die Nienstädterin mit einem Appell. Nehme das Land
die Trasse aus dem Raumordnungsprogramm, müssten alle politischen
Gruppen des Kreistages den Anwohnern an der Bestandsstrecke zur
Seite stehen und energisch auf Verbesserungen zur Entlastung vom
Durchgangsverkehr hinwirken.
Bei drei Gegenstimmen und vier Enthaltungen stimmte der Kreistag
schließlich mit 41 Ja-Stimmen sehr deutlich dafür, das Land
aufzufordern, die Umgehungstrasse aus dem Raumordnungsprogramm zu
streichen. Entsprechend geht von dieser Ebene nun ein deutliches
Signal gegen den Umgehungsbau aus. Der Bund hat das Projekt im
Bundesverkehrswegeplan aktuell als im "vordinglichen Bedarf" also
mit hoher Priorität eingeordnet.
Einige Angehörige der Bürgerinitiative Pro Umgehungsstraße B65
Nienstädt-Sülbeck hatten vor der im Ratsgymnasium stattfindenden
Sitzung das Gespräch mit Kreistagsabgeordneten gesucht und
Flugblätter verteilt, in denen sie betonten, dass die Belastung für
die Anwohner an der Bestandsstrecke durch Lärm und Unfallrisiko
sehr hoch sei. So forderten sie zur Behandlung im Fachausschuss
auf. An der deutlichen Mehrheit gegen das Umgehungsprojekt im
Kreistag änderte dies nichts.
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Kreistag setzt Signal gegen Umgehungsprojekt
Große Mehrheit für Ende der Planungen / Entscheidung beim Bund
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