Ich sitze an meinem Rechner und schreibe gerade diese Zeilen.
Ich blicke dabei auf eine Pinnwand. An ihr hängt eine Karte, um die
Karte gebunden hängt eine Kerze. Vor vielen Jahren erhielt ich
diese Karte als Weihnachtsgruß von einer lieben Freundin aus
Studienzeiten. Auf der Karte steht folgender Text, überschrieben
mit "LICHT": "In einem Winkel der Welt kauerte verbissen, trotzig
und freudlos eine dicke, schauerliche Finsternis. Plötzlich
erschien in dieser Not ein kleines Licht; klein, aber ein LICHT,
jemand hatte es hingestellt. Es war ganz einfach da und leuchtete.
Einer, der vorbeiging, meinte: "Du ständest besser woanders als in
diesem abgelegenen Winkel." "Warum?", fragte das LICHT. "Ich
leuchte, weil ich Licht bin, und weil ich leuchte, bin ich Licht.
Ich leuchte nicht, um gesehen zu werden; nein, ich leuchte, weil es
mir Freude macht, Licht zu sein." Aber die düstere Finsternis ging
wütend und zähneknirschend gegen das Licht an. Und doch war die
ganz große Finsternis machtlos gegen dieses winzige LICHT."
Wir stehen bereits an der Schwelle zum 4. Advent. Und es wird nicht
nur am Adventskrant immer heller. Auch in vielen unserer Kirchen
brennt schon ein ganz besonderes Licht - das Friedenslicht aus
Betlehem.
Die Aktion Friedenslicht geht auf die Initiative "Licht ins Dunkel"
des Österreichischen Rundfunks ORF zurück. Seit 1986 entzündet
jedes Jahr ein Kind aus Österreich in der Geburtsgrotte Jesu in
Betlehem dieses. Am Samstag vor dem 3. Advent wird die kleine
Flamme der Hoffnung in einer ökumenischen Aussendungsfeier in
Österreich an die internationalen Delegationen der Pfadfinder
weitergegeben. Von dort wird das Licht weitergetragen - nach Europa
und darüber hinaus in viele Länder der Welt.
Das Friedenslicht ist Zeichen für Freundschaft, Gemeinschaft und
Verständigung aller Völker. Dies ist gerade auch an den Orten
wichtig, wo Jesus einst lebte und lehrte und wo sich Israelis und
Palästinenser nicht immer freundschaftlich gegenüberstehen. Es ist
aber genauso wichtig in Europa, wo wir seit Monaten sorgenvoll auf
den Krieg in der Ukraine schauen. Hier liegt unser Fokus, vergessen
sollten wir aber nicht die anderen Kriegsschauplätze in der
Welt.
Ich werde in der Christmette am Heiligen Abend wieder die Worte des
Propheten Jesaja hören: "Das Volk, das in der Finsternis ging, sah
ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens
wohnten, strahlte ein Licht auf." Und Jesaja kündigt die Geburt
eines Kindes an, dem Namen zugeschrieben werden: "Wunderbarer
Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des
Friedens."
Wenn wir vom Frieden reden, denken wir meistens an den zwischen
Staaten und Völkern. Das ist dann Sache der Politik. Was haben wir
damit zu tun? Die diesjährige Friedenslichtaktion steht unter dem
Motto: "Frieden beginnt mit Dir". Als Sternsinger habe ich früher
in den Häusern der Menschen häufig folgenden Satz aufgesagt:
"Friede beginnt bei dir und mir, beginnt an jeder Wohnungstür. Wer
Friede hält im eignen Haus, trägt Frieden in die Welt hinaus." Wie
soll der große Friede in der Welt gelingen, wenn wir als einzelne
Menschen manchmal so unversöhnt mit unseren Nachbarn und Kollegen
sind. Oder wenn Unfriede in unseren Familien, in unserem engsten
Umfeld herrscht…
Das Friedenslicht von Betlehem lädt uns ein, es weiterzutragen. Und
damit meine ich nicht nur die Flamme als solche, die in den Kirchen
meiner Pfarrei in St. Marien in Bückeburg, St. Josef in
Obernkirchen und St. Katharina in Rehren brennt und von dort aus
gerne mit nach Hause genommen werden kann. Jesus, der von sich
selbst als Licht der Welt spricht, sagt auch zu uns: "Ihr seid das
Licht der Welt." Und - könnten wir nicht alle solch ein kleines
Licht sein wie in der Geschichte zu Beginn? Versuchen wir es, und
die Finsternis hätte keine Chance gegen uns. Eine lichtreiche Zeit
auf dem Weg nach Weihnachten wünscht Ihnen Magnus Kaatz.
-
Eine Karte mit "Licht"
Magnus Kaatz, Vors. Pfarrgemeinderats St. Marien
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum