1. Eine Karte mit "Licht"

    Magnus Kaatz, Vors. Pfarrgemeinderats St. Marien

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    Ich sitze an meinem Rechner und schreibe gerade diese Zeilen. Ich blicke dabei auf eine Pinnwand. An ihr hängt eine Karte, um die Karte gebunden hängt eine Kerze. Vor vielen Jahren erhielt ich diese Karte als Weihnachtsgruß von einer lieben Freundin aus Studienzeiten. Auf der Karte steht folgender Text, überschrieben mit "LICHT": "In einem Winkel der Welt kauerte verbissen, trotzig und freudlos eine dicke, schauerliche Finsternis. Plötzlich erschien in dieser Not ein kleines Licht; klein, aber ein LICHT, jemand hatte es hingestellt. Es war ganz einfach da und leuchtete. Einer, der vorbeiging, meinte: "Du ständest besser woanders als in diesem abgelegenen Winkel." "Warum?", fragte das LICHT. "Ich leuchte, weil ich Licht bin, und weil ich leuchte, bin ich Licht. Ich leuchte nicht, um gesehen zu werden; nein, ich leuchte, weil es mir Freude macht, Licht zu sein." Aber die düstere Finsternis ging wütend und zähneknirschend gegen das Licht an. Und doch war die ganz große Finsternis machtlos gegen dieses winzige LICHT."
    Wir stehen bereits an der Schwelle zum 4. Advent. Und es wird nicht nur am Adventskrant immer heller. Auch in vielen unserer Kirchen brennt schon ein ganz besonderes Licht - das Friedenslicht aus Betlehem.
    Die Aktion Friedenslicht geht auf die Initiative "Licht ins Dunkel" des Österreichischen Rundfunks ORF zurück. Seit 1986 entzündet jedes Jahr ein Kind aus Österreich in der Geburtsgrotte Jesu in Betlehem dieses. Am Samstag vor dem 3. Advent wird die kleine Flamme der Hoffnung in einer ökumenischen Aussendungsfeier in Österreich an die internationalen Delegationen der Pfadfinder weitergegeben. Von dort wird das Licht weitergetragen - nach Europa und darüber hinaus in viele Länder der Welt.
    Das Friedenslicht ist Zeichen für Freundschaft, Gemeinschaft und Verständigung aller Völker. Dies ist gerade auch an den Orten wichtig, wo Jesus einst lebte und lehrte und wo sich Israelis und Palästinenser nicht immer freundschaftlich gegenüberstehen. Es ist aber genauso wichtig in Europa, wo wir seit Monaten sorgenvoll auf den Krieg in der Ukraine schauen. Hier liegt unser Fokus, vergessen sollten wir aber nicht die anderen Kriegsschauplätze in der Welt.
    Ich werde in der Christmette am Heiligen Abend wieder die Worte des Propheten Jesaja hören: "Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf." Und Jesaja kündigt die Geburt eines Kindes an, dem Namen zugeschrieben werden: "Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens."
    Wenn wir vom Frieden reden, denken wir meistens an den zwischen Staaten und Völkern. Das ist dann Sache der Politik. Was haben wir damit zu tun? Die diesjährige Friedenslichtaktion steht unter dem Motto: "Frieden beginnt mit Dir". Als Sternsinger habe ich früher in den Häusern der Menschen häufig folgenden Satz aufgesagt: "Friede beginnt bei dir und mir, beginnt an jeder Wohnungstür. Wer Friede hält im eignen Haus, trägt Frieden in die Welt hinaus." Wie soll der große Friede in der Welt gelingen, wenn wir als einzelne Menschen manchmal so unversöhnt mit unseren Nachbarn und Kollegen sind. Oder wenn Unfriede in unseren Familien, in unserem engsten Umfeld herrscht…
    Das Friedenslicht von Betlehem lädt uns ein, es weiterzutragen. Und damit meine ich nicht nur die Flamme als solche, die in den Kirchen meiner Pfarrei in St. Marien in Bückeburg, St. Josef in Obernkirchen und St. Katharina in Rehren brennt und von dort aus gerne mit nach Hause genommen werden kann. Jesus, der von sich selbst als Licht der Welt spricht, sagt auch zu uns: "Ihr seid das Licht der Welt." Und - könnten wir nicht alle solch ein kleines Licht sein wie in der Geschichte zu Beginn? Versuchen wir es, und die Finsternis hätte keine Chance gegen uns. Eine lichtreiche Zeit auf dem Weg nach Weihnachten wünscht Ihnen Magnus Kaatz.

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