Ich war mal wieder viel im Auto unterwegs und hörte Radio. Für
die Adventszeit typisch liefen viele der Weihnachts-Klassiker, aber
auch neuere Lieder wie von Wingenfelder. Dabei fiel mir auf, dass
immer und immer wieder davon die Rede ist, wie schön es ist,
Weihnachten nach Hause zu kommen. Ja, das ist es: Ankommen zu
Weihnachten, wenn für ein paar Tage der Alltag schweigt: Viel
weniger E-Mails und keine Börse vor Acht im Fernsehen. Ruhe kehrt
ein.
Bei meinem Nachsinnen über diese Weihnachtslieder und dem "zu Hause
ankommen" stellte ich mir dann zwei Fragen. Einerseits: Was machen
die Menschen, die niemanden haben, bei dem sie ankommen können oder
der zu ihnen kommt? Einsamkeit am Heiligen Abend ist emotional
schwer zu ertragen. Wenn die Partnerin oder der Partner in diesem
Jahr verstorben ist oder Streit in der Familie herrscht. Dann
dürften diese Lieder schon in der Adventszeit uns in unserer nicht
so perfekten Lebenssituation hart treffen.
Andererseits: Zu Hause ankommen heißt nicht zwangsweise: Bei mir zu
Hause ankommen, ich kann auch in das zu Hause von jemand anderen
gehen und komme dort an. Wenn Menschen gemeinsam feiern, die nicht
verwandt sind, sich aber zusammengefunden haben und eine Zeit
miteinander verbringen. Feiern, nicht im Sinne von Geschenken,
sondern das Weihnachtsfest gemeinsam begehen und damit gemeinsam
die Freude zum Ausdruck bringen.
Wir bereiten uns im Advent auf die Ankunft Jesu vor und dass Jesu
in den Stall unseres Lebens kommt. Vielleicht kann dieser Advent
auch dazu führen, den "Stall" zu Hause oder in unserer Seele so zu
nehmen, wie er ist und das Beste draus zu machen. Weihnachten ist
nicht nur für die, die dankbar sind für eine so genannte "heile"
Familie. Weihnachten ist jedes Jahr für alle Menschen. Immerhin
sprach der Engel im Lukasevangelium zu den Hirten: "Fürchtet euch
nicht! Seht doch: Ich bringe euch eine Freudenbotschaft. Im GANZEN
Volk wird große Freude herrschen."
Im ganzen Volk. Nehmen wir uns nicht aus, sondern versuchen, in der
Zwischenzeit alles dafür vorzubereiten, um gemeinsam Weihnachten zu
feiern.
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Zu Hause ankommen
Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis
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