Es war Mai 1991, als Heike Sareyka ihre Stelle als künftige
Leiterin der neuen Begegnungsstätte in Bückeburg antrat. Im Juni
sollte eröffnet werden, doch das Haus, das bis dahin die
Stadtbücherei beheimatete, war noch nicht ganz fertig. Und so saß
Sareyka einen Monat lang beim damaligen Bürgermeister Preul im
Büro, um den Start der Begegnungsstätte zu organisieren. Sareyka
schmunzelt, wenn sie sich an diese Tage zurückerinnert. Und auch
die Arbeit mit den Senioren war damals noch eine andere als heute.
"Diese Kriegsgeneration, vorwiegend alleinstehende Frauen, war
damals noch in vielen Gruppen aktiv. Es gab beispielsweise das
Sozialwerk und den Hausfrauenbund. Auch die Begegnungsstätte wurde
gegründet aus der Interessengemeinschaft Seniorenbegegnung heraus",
blickt Sareyka zurück. Die "alte" Begegnungsstätte befand sich im
Schlosspark, im ehemaligen "Lilly's". Die Möbel aus dem sogenannten
Schlösschen wurden kurzerhand in der neuen Begegnungsstätte
wiederverwendet. Diese war zunächst zweigeteilt, links war noch der
Bürgerzentrumsverein untergebracht. Später, nach Auflösung des
Vereins und mit wachsendem Angebot, hat sich nach und nach der
offene Bereich, der das Haus heute so mit Leben füllt, entwickelt.
Sareyka musste hierfür über die Jahre das Konzept der Stätte immer
flexibel anpassen und auf die Bedürfnisse der Besucher
eingehen.
Die Menschen abholen
2012 hatte sie dafür sogar ein neues, pädagogisch fundiertes
Konzept aufgestellt. "Wir müssen diese Generation abholen. Zu
Anfangszeiten wollten sich die Senioren einfach treffen,
Kaffeetrinken und eine gute Zeit verbringen. Heute kommen Angebote
wie Kunstgespräche, Selbsthilfe und viele mehr dazu. Dadurch ist
die Arbeit breit gefächert. Dennoch war uns hier die Tradition auch
immer sehr wichtig, denn aus ihr können wir viel lernen. Das muss
geachtet werden, denn diese Generation hat uns viel ermöglicht",
weiß Sareyka. Das Credo der Diplom-Sozialpädagogin war seit jeher,
diese Traditionen beizubehalten und gleichzeitig mit Modernen zu
füllen. Und das ist ihr auch 31 Jahre lang gut gelungen, die
Besucherzahlen in der Begegnungsstätte sprechen dafür. Nach zwei
Jahren zählte sie schon mehr als 15.000 Besucher. "Mir hat hier
immer sehr gefallen, dass ich mit Menschen arbeiten und zugleich
kreativ sein konnte. Das Planen von Veranstaltungen, das Ausloten,
was möglich ist, hat Spaß gemacht, zudem habe ich mich immer gut
unterstützt gefühlt von der Verwaltung, dem Rat und der Politik und
den tollen Mitarbeitern hier", konstatiert Sareyka. "Ich gehe mit
einem lachenden und einem weinenden Auge und empfinde viel
Dankbarkeit und Freude, dass ich so vielen tollen Menschen begegnet
bin. Ich glaube, ich habe eine gute Arbeit gemacht", ist sie sich
sicher.
Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen
Über die Begegnungen, die dem Ort ihren Namen geben, könnte sie
Bücher schreiben. Eine romantische Dreiecksbeziehung zwischen den
Gästen sowie zahlreiche Pärchen, die sich hier gefunden haben, hat
sie besonders im Gedächtnis behalten. "Wir hatten so
unterschiedliche Menschen hier - und manchmal waren durchaus auch
kuriose dabei", lacht sie rückblickend. Und viele rührende Momente
zählen zu den kostbaren Erinnerungen - Menschen, die sich bei ihr
auf vielfältige Formen bedanken sowie jene, die sich vor ihrem Tod
verabschieden. "Auch das gehört in einem Haus wie diesen dazu",
weiß sie aus Erfahrung zu berichten. Was sie besonders schön
findet: Tatsächlich kommen auch heute noch Senioren aus der
Anfangszeit in die Begegnungsstätte. "Diese sind weit über 90, das
rührt mich sehr". Diese Begegnungen und die Arbeit mit
außergewöhnlichen Menschen werden ihr sehr fehlen, ebenso die
Vielfältigkeit der Arbeit. "An so einem Ort zu sein, wo sich
Menschen bündeln, war bereichernd. Dabei konnte ich mich immer auf
die Mitarbeiter verlassen - das Haus steht und fällt mit dem
Team".
Den Winter überspringen
Für die Zukunft wünscht sich Sareyka für diesen Ort, dass er
weiterhin so gut besucht und mit Freude und Leben gefüllt wird. Sie
selbst geht quasi nur in den halben Ruhestand: Die bald 66-jährige
Sareyka ist ebenfalls ausgebildete Heilpraktikerin und Trainerin
für autogenes Training und möchte gerne wieder in diesem Bereich
arbeiten. Aber zuerst geht es für ganze zwei Monate, "um den Winter
zu überspringen" in ihre zweite Heimat Sri Lanka. "Ich würde gerne
singhalesisch kochen lernen", wünscht sich Sareyka.
Am 16. Dezember findet ihre Verabschiedung von den Gästen und dem
Team der Begegnungsstätte statt, damit geht dann wirklich ein
großes Kapitel dieses Ortes zu Ende. Für Heike Sareyka hingegen
startet ein ganz neues. "Mit vielen Freunden und Familie nun eine
gute Zeit, mit mehr freier Zeit, zu genießen", sei eine schöne
Perspektive. Besonders die Enkeltochter freue sich darüber, dass
die Oma nun mehr Zeit hat, so Sareyka abschließend. Foto:nh
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Von Anfang an dabei
Heike Sareyka gibt nach 31 Jahren die Leitung der Begegnungsstätte ab
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