E-Scooter, oder auch Tretroller mit Elektroantrieb, halte ich
grundsätzlich für eine gute Erfindung! Das Problem bei den Geräten
ist nicht der Roller selbst, sondern wie bei anderen Dingen auch,
der Nutzer - der Mensch. In den Medien werden große Geländewagen
und PS-starke Sportwagen häufig verteufelt. Beide Fahrzeuge haben
ihre Berechtigung und ich persönlich mag beide. Nicht die Fahrzeuge
sind das Problem, sondern diejenigen, die nicht damit umgehen
können. Genauso verhält es sich übrigens auch bei Hunden und den
Hundehaltern. Nicht das Tier ist das Problem, sondern derjenige,
der sein Tier nicht entsprechend behandelt oder sich damit in der
Öffentlichkeit bewegt. Damit komme ich zu den E-Scootern. Hier sehe
ich deutliche Parallelen.
Erst seit Juni 2019 sind E-Scooter im deutschen Straßenverkehr
zugelassen. Die Zahl der Fahrzeuge ist danach förmlich explodiert.
Zum Stichtag 31. März 2021 waren bei Versicherungen in Deutschland
circa 900.000 E-Scooter angemeldet. Auch wenn Statistik-Fanatiker
das möglicherweise so nicht akzeptieren - ich bin sicher - heute
sind es über 1 Million. Die Erfindung des motorbetriebenen Rollers
ist jedoch nicht neu. Schon vor über 100 Jahren erfand 1914/1916
Arthur Gibson das Autoped, einen Roller mit Verbrennungsmotor.
Genug zu den Fakten - und damit komme ich zu meinen Eingangsworten.
Was mich bei dem Thema E-Scooter aufregt, ist der Umgang damit. In
circa 80 größeren Städten bieten ein halbes Dutzend Firmen ungefähr
150.000 Roller zum Ausleihen an. Vor Bahnhöfen, größeren
Haltestellen des ÖPNV sowie speziell ausgewiesenen Sammelstellen,
kann sich jedermann über 18 Jahre ein Fahrzeug leihen - und stellt
es dann einfach irgendwo ab. Dort steht oder liegt der Roller
teilweise stundenlang auf Gehwegen, Fahrradwegen, in
Fußgängerzonen, vor Geschäftseingängen, oder kreuz und quer auf den
Plätzen herum. Gerüchteweise sollen im Bereich der Stadt Köln
ungefähr 500 E-Scooter im Rhein gelandet sein - einfach
hineingeworfen! Im vergangenen Jahr war ich in Düsseldorf und
verließ den Bahnhof in Richtung Konrad-Adenauer-Platz. Ich musste
einen Umweg gehen, da ich mit meinem Rollenkoffer nicht durch das
Chaos der herumliegenden E-Scooter hindurch kam. Einmal abgesehen
von der Optik und den Behinderungen; die herumliegenden Roller
stellen eine Gefahr für Fußgänger, Fahrradfahrer und ganz besonders
für Menschen mit Sehbehinderung dar. Ich denke, die Technik ist
weit genug, um die Nutzer zu zwingen, die Roller nur an
ausgewiesenen Stellen zurückgeben zu können. Glücklicherweise lohnt
sich ein Leih-Angebot in kleinen Städten (noch) nicht. Mal sehen,
wie lange noch. Zumindest bei einer Stadtverwaltung in Schaumburg
ist von einem Verleiher schon einmal vorsichtig angefragt worden.
Ein weiteres Ärgernis sind viele private Rollerbesitzer. Der Nutzer
muss lediglich 14 Jahre alt sein und benötigt weiter keinerlei
Qualifikation. So kennen leider sehr viele Scooter-Fahrer überhaupt
keine Regeln. Sie fahren auf Gehwegen, in Fußgängerzonen, entgegen
der Einbahnstraßen und das alles ziemlich rücksichtslos. Immerhin
fährt ein E-Scooter bis zu 20 km/h; ein Fußgänger geht zwischen 3
und 6 km/h. Apropos Düsseldorf - mein Highlight beim gemütlichen
Tagesausklang in einer Außengastronomie war ein E-Scooter, der mit
drei Personen auf dem Gehweg fuhr. Der Fahrer benutzte
glücklicherweise ständig die Klingel, so konnten alle Fußgänger
noch rechtzeitig zur Seite springen. Hoffentlich werden nicht zu
viele E-Scooter unter die Weihnachtsbäume gelegt - bei uns auf dem
Lande ist die Situation bis auf wenige Ausnahmen noch
auszuhalten!
Zum Schluss zur Erheiterung noch ein Zitat aus der
ökonomisch-technischen Enzyklopädie von 1850 zur Erfindung des
ursprünglichen Tretrollers (etwa um 1817): "Diese leichte Draisine
hat zwei Achsenräder und ein kleines Lenkrad; man steht auf
derselben, wenn man fährt. ….. bei einiger Beschleunigung soll man
mit solcher Schnelligkeit dahin fahren, als ein Pferd
galloppirt."
Ein schönes Weihnachtsfest wünscht
Ihr Axel Bergmann
-
Bergmanns Plauderecke
„Was ich schon immer einmal sagen wollte…“E-Scooter – es wird Zeit für Regeln, Kontrollen und Sanktionen!
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