Bei strahlendem Sonnenschein sind Tausende von Besuchern während
des traditionellen Martinimarktes über die Wiedensahler Hauptstraße
geströmt. Die Laune der Gäste war blendend, die Marktmeile
allerdings kürzer als aus der Vorcorona-Zeit gewohnt. Statt sonst
rund 300 Beschickern kamen 236 in den Flecken. "Es ist noch jedes
Gewerk vorhanden, nur nicht jedes drei Mal", erklärte Marktmeister
Arend Oetker bei der Eröffnung im "Alten Pfarrhaus". Bürgermeister
Ralph Dunger hatte ausgeführt, dass wegen der geringeren Zahl der
Beschicker die Länge der Marktes verkürzt worden sei. Man könne
stolz sein auf den ehrenamtliche Marktausschuss. Dieser hatte sich
kräftig ins Zeug gelegt, um nach der Corona-Pause einen attraktiven
Mix an Anbietern auf die Beine zu stellen. Der Flecken kämpfte mit
vergleichbaren Problemen wie andere Märkte. Mancher der gewohnten
Beschicker hatte während der Corona-Pause aufgegeben. Andere
scheuten das wirtschaftliche Risiko der Anreise in der unsicheren
wirtschaftlichen Gesamtlage.
Beim Gang über den Markt ergab sich kein eindeutiges Bild in Bezug
auf das Kaufverhalten. Die Menschen kamen in Scharen, der
Besucherandrang dürfte bei herrlichem Wetter so groß wie in
Vor-Corona-Zeiten gewesen sein. Gerade das kulinarische Angebot,
vom frischgezapften Pils bis zur Bratwurst wurden offenbar
stürmisch nachgefragt. Dem Eindruck nach herrschte bei gewissen
Textilangeboten weniger Interesse als an anderen Ständen.
"Ich kann nicht klagen", umschrieb Dieter Deterding den
Geschäftsauftakt am Vormittag. Viele Karten, Knöpfe, Hosenträger
und allerlei Nützliches mehr bot der Händler an. Seit Jahrzehnten
regelmäßig in Wiedensahl vertreten, sehe er keine
Kaufzurückhaltung. Es gab andere Stimmen. "Na sicher ist das
spürbar, dass die Leute verunsichert sind", erklärte eine
Anbieterin von Strickwaren, die ihren Namen nicht in der Zeitung
lesen wollte. Die Jahre 2018/2019 seien deutlich besser gewesen.
Die allgemeinen Preisanstiege würden sich bemerkbar machen. Ein
anderer Händler aus dem Textilbereich zeigte sich ebenfalls
enttäuscht. "Kein Cent Umsatz und der halbe Markt ist schon
vorbei", erklärte er. Dies sei keine allgemeine Erfahrung, auf
anderen Märkten habe er kürzlich sehr gute Geschäfte gemacht. Er
hoffe, noch das Benzingeld herauszubekommen. Michaela Will,
Anbieterin von Messern, Scheren und ähnlichem, darunter viele
spezielle Produkte, zeigte sich weit positiver. Seit 25 Jahren
kommt sie nach Wiedensahl. "Es läuft sehr gut", betonte sie. Das
Interesse sei da, auch in anderen Städten habe sie gut verkauft.
Alois Altendeitering, Anbieter von Backwaren, war in bester
Stimmung. Nach der Durstrecke Corona mache er sehr gute
Geschäfte.
Der Markt im Flecken behält mit seinen zahlreichen Vorführungen und
der großen Auswahl auch teils sehr spezieller Produkte in gewisser
Weise eine Sonderstellung. Arendt Oetker erklärte, dass die Sparte
Land- und Forstwirtschaft noch einmal gestärkt worden sei, ein
Stück weit sei der Markt hier Fachmesse. Zudem sei es erstmals
gelungen, zusätzlich ein Gewerbezelt zu etablieren, dessen
Aussteller mit großer Begeisterung dabei seien. Ziel sei es
gewesen, dass Marktleben wieder anzuschieben, bewusst habe
Wiedensahl die Standgebühren auf ursprünglicher Höhe
gehalten.
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Stürmischer Andrang auf verkürztem Markt
Weniger Beschicker beim Heiratsmarkt / Gemischtes Bild bei Nachfrage
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