Mit großem Bürgerinteresse hat der Bau- und Mobilitätsausschuss
die aktuellen Planungen der Firma Bauerngut zwecks einer werksnahen
Erweiterung am Hauptstandort am Hasengarten präsentiert. Für eine
Fortführung des Bauleitverfahrens war die Änderung des
Flächennutzungsplanes sowie die Beschlussfassung eines
vorhabenbezogenen Bebauungsplans - der ausschließlich für dieses
Projekt Gültigkeit hat - notwendig. "Wir planen ein für die Stadt
wirtschaftlich bedeutsames Vorhaben, das einen massiven Eingriff in
das Landschaftsbild erfordert. Ihnen als Bürger möchten wir in
diesen Rahmen die Möglichkeit geben, uns ihre Bedenken mitzugeben",
so Bürgermeister Axel Wohlgemuth einleitend.
Auslegungsbeschluss
Bauamtsleiter Björn Sassenberg erläuterte kurz das Bauleitverfahren
und den aktuellen Stand: Nach dem Aufstellungsbeschluss erfolgte
frühzeitig die Beteiligung der Öffentlichkeit. Nach deren
Auswertung erfolgte nun der Aufstellungsbeschluss mit den, unter
anderen anhand der Gutachten und Stellungnahmen überarbeiteten,
Planungen. Der geänderte Entwurf geht nach Fassung des
Auslegungsbeschlusses, in dieser Sitzung, in die erneute
öffentliche Auslegung, die sogar noch wiederholt werden könnte,
wenn weitere Planungsänderungen erfolgen. Erst dann fassen
Bauausschuss, Verwaltungsausschuss und abschließend der Rat den
Satzungsbeschluss. Ob dies bis zur Sitzung im März geschafft werde,
sei aber derzeit nicht zu sagen, so Sassenberg. Mit der
öffentlichen Bekanntmachung wäre das Verfahren dann rechtskräftig.
Das eigenständige Verfahren zur Teilaufhebung des
Landschaftsschutzgebietes werde derweil parallel von Landkreis
verfolgt, hier erfolge nun ebenfalls die öffentliche
Auslegung.
Festsetzungen im Bebauungsplan
Das Planungsbüro Hempel und Tacke erläuterte den Bebauungsplan und
erfolgten Gutachten: Es ergeben sich keine artenschutzrechtlichen
Verbote, für die Feldlerche wird eine Ausgleichsfläche rund 460
Meter entfernt in Kleinenbremen bereitgestellt. Laut Umweltbericht
wird vorgeschrieben, Ausgleichsflächen in Meinsen und Evesen
vorzuhalten. Das Verkehrsgutachten kommt zum Schluss, dass mit
einem Maximalverkehr von 790 Fahrzeugen pro Tag gerechnet werden
kann und das umgebene Straßennetz über ausreichende
Kapazitätsreserven verfüge. "Höchstwahrscheinlich werden es aber
weniger", so Björn Sassenberg. Mit rund 130 LKWs und sonstigen
Pkw-Pendelverkehr sei zu rechnen. Das Schallgutachten, im Hinblick
auf das Vorhandensein von 143 Pkw-, 60-LKW-Stellplätzen sowie 25
LKW-Ladestationen, wird als relevant eingestuft, unter Einhaltung
der Betreiberangaben sei das Projekt jedoch umsetzbar. Das
Gewässergutachten kommt ebenfalls zu der Feststellung, das der Bau
umsetzbar ist und kein Eingriff in das Grundwasser erfolge. Eine
gesonderte Untersuchung mit Fokus auf die Hofwiesenteiche habe
zudem ergeben, dass es ausgeschlossen ist, dass diese "leerlaufen".
Baubegleitend werden weitere archäologische Untersuchungen
erforderlich. Alle Maßnahmen aus den Gutachten werden im
Bebauungsplan festgeschrieben. Die Höhe des mittleren Gebäudeteils
wurde auf 26 Meter herabgesetzt, weiter dürfen nur 30 Prozent des
Geländes bebaut werden. Zudem gibt es umweltrelevante und
gestalterische Festsetzungen: Ein Erdwall samt Baumreihen zur B83,
um Lichtemissionen zu vermeiden, eine intensive Eingrünung,
Begrenzung der Außenwerbung und eine grüne
Mosiak-Fassadengestaltung zur besseren Eingliederung in die
Landschaft.
Initiative stellt Notwendigkeit infrage
Der Bürgerinitiative "Wir lieben Bückeburg" sieht in der Anmietung
eines Lagers in Barsinghausens durch Bauerngut die Grundlage zur
Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes nicht mehr gegeben.
"Wenn die Gremien die Lage nicht neu bewerten, handeln sie
gesetzeswidrig", meint Andreas Frenzel-Rückert. Die Initiative
stellt weiter die Notwendigkeit der werksnahen Erweiterung infrage.
"Bauerngut hat diese wirtschaftliche Notwendigkeit, um
wettbewerbsfähig zu bleiben und den Standort zu sichern, das
sollten wir als Stadt ernst nehmen", stellt Wohlgemuth klar. "Wir
haben Ihnen heute viel konkret beantwortet, nur sind sie mit
unseren Antworten nicht zufrieden, weil die das Vorhaben
grundsätzlich infrage stellen".
Verfahren wird fortgeführt
Die Bürger äußerten derweil Sorgen aufgrund es Verkehrs, der
Schall- und Lichtemissionen: "Hier gucken die zulässigen Behörden
genau hin, alle Planungen sind dementsprechend konkret abgestimmt -
sonst wäre der Bebauungsplan nicht genehmigungsfähig", erklärt
Sassenberg. Phillip Stahlhut (CDU) sowie die Mehrheitsgruppe habe
zugunsten der Firma abgewogen, schließt aber spätere Erweiterungen
oder Bauvorhaben im dortigen Gebiet aus. "Die Erklärungen
Bauernguts sind plausibel, das Verfahren abzubrechen wäre eine
unsachliche Bewertung der Informationen", sagt Jens Bartling (SPD).
Wilhelm Klusmeier (Grüne) kündigte seine Gegenstimme an und
forderte Bürger zu Stellungnahmen auf. Dieter Wilharm-Lohmann (CDU)
plädierte dafür, den Gutachten zu vertrauen, "dafür gibt es die
ja". Mit jeweils einer Gegenstimme sprach sich der Ausschuss für
die Änderung des Flächennutzungsplans sowie des vorhabenbezogenen
Bebauungsplans aus, mit nun anschließender öffentlicher Auslegung
der Planungen samt aller Gutachten. Foto:nh
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Planungsverfahren wird fortgeführt
Änderung Flächennutzungs- und Bebauungsplan zugunsten Bauerngut-Erweiterung / Bau rechtlich umsetzbar
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