Die Fußball-Schiedsrichter im Kreis Osnabrück sorgten mit einer
Aktion für bundesweite Aufmerksamkeit, mit der sie auf Gewalttaten
und Bedrohungen aufmerksam machten. So dramatisch wie in Osnabrück
oder andernorts ist die Situation im Raum Schaumburg nicht, so die
Erkenntnis nach Gesprächen mit heimischen
Schiedsrichter-Vertretern. Wilhelm Kläfker, Vorsitzender des
Schiedsrichterausschusses beim Niedersächsischen Fußballverband
Kreis Schaumburg, sieht allerdings Grund zur Besorgnis. Es sei
schon sehr grenzwertig, was teilweise an Beleidigungen und
unqualifizierten Bemerkungen auf die Schiedsrichter auf den Plätzen
im Kreis einprassle, betonte Wilhelm Kläfker. "Ich will gewiss
nicht alle Vereine über einen Kamm scheren", betonte der für die
Ansetzungen der Schiedsrichter für die Partien verantwortliche
Fachmann. Viele seien sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst.
Andere sollten sich jedoch Gedanken machen, wie sie auf ihre
Mitglieder am Spielfeldrand, Betreuer und auch Spieler mäßigend
Einfluss nehmen und zu mehr Fairness gegenüber den Unparteiischen
aufrufen könnten.
Im Jugendbereich seien zuletzt vermehrt Auswüchse zu beobachten,
erklärte der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses, der
zahlreiche Partien beobachtet und in ständigem Kontakt zu seinen
Unparteiischen steht. Harsche Vorwürfe bis hin zu Beleidigungen von
Eltern und Angehörigen der jungen Spieler, die die Begegnungen
verfolgen, würden die Unruhe auch auf die Nachwuchskicker auf dem
Feld übertragen. Bezeichnend sei der Mindestabstand zum
Spielfeldrad, der in gewissen Altersklassen mittlerweile für die
Zuschauer vorgeschrieben ist. Ein Vorfall wie der, als eine Mutter
den vermeintlichen "Übeltäter" für das Foul an ihrem Sprössling,
nach dem Spiel bis in die Kabine verfolgen wollte, sei hier
Ausdruck einer bedenklichen Entwicklung.
Beschimpfungen und Pöbeleien auch im Seniorenbereich würden
insbesondere den jungen Schiedsrichtern zusetzen, die kurz nach der
Ausbildung in die ersten Spiele gehen. Ganz natürlich könne hier
noch nicht die Sicherheit und das "dicke Fell" vorhanden sein, die
sich manch "alter Haase" angeeignet habe. Auch das Fußballspielen
werde doch erlernt und bleibe im Amateurbereich selbst im
Herrenbereich mit zahlreichen Fehlern behaftet. Warum eine
Lernphase dann Schiedsrichtern nicht zugestanden werde, sei ihm
unverständlich, so Kläfker. Oftmals sei es zudem mit der Regelkunde
bei den eifrigen Kommentatoren nicht allzu weit her.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Frank Wieggrebe,
stellvertretender Kreisschiedsrichter-Ansetzer. Vom Schiedsrichter
werde erwartet, fehlerlos zu agieren. Gerade den Nachwuchskräften
würden Pöbeleien zusetzen. In Bezug auf Gewalttätigkeiten wie in
Osnabrück sehe er in Schaumburg keine auffällige Zuspitzung in den
letzten Jahren. Da befinde man sich beispielsweise gegenüber der
Region Hannover noch einer erfreulichen Sonderstellung. Auffällig
sei die Erwartungshaltung, die hinter vielen nervigen Zwischenrufen
stehe. Da werde von dem Schiedsrichter, der bei einem
unterklassigen Spiel ohne Gespann unterwegs ist, erwartet, dass er
in der Frage einer Abseitsposition zuverlässig entscheide, die auch
in der Bundesliga unter Zuhilfenahme von technischen Mitteln
strittig bleibe. Trotz solcher Ärgernisse könne er das Schiri-Amt
jedoch nur jedem empfehlen, so Wieggrebe. Neben ihrem Beitrag zur
Persönlichkeitsentwicklung mache die Sache "riesigen Spaß", betonte
er.
Einig mit Wilhelm Kläfker ist er sich allerdings, dass die
Pöbeleien Nachwuchskräften diese Freude verderben könnten.
Möglicherweise sei dies auch der Grund, warum mancher junge Schiri
wieder abspringe, so Kläfker. Bewusst würden diese anfangs in
vielen Partien erst als Assistenten herangeführt. Damit würden sie
zuerst einmal nicht direkt in der Schusslinie stehen und könnten
Praxis sammeln. Auch an der Linie bekomme man genug zu hören.
Erschwerend komme heute hinzu, dass anders als früher Pöbeleien
auch über digitale Plattformen fortgesetzt werden könnten.
Die Fußballer in Schaumburg sind eigentlich noch in einer
komfortablen Situation. Dass auch Ü-40-Spiele von einem
Schiedsrichter geleitet werden und die Unparteiischen in vielen
Partien der ersten Kreisklasse von Assistenten unterstützt werden,
ist eine Lage, von der viele andere Fußballkreise nur träumen
können. Dies sei durchaus mit einem großen Aufwand verbunden wie
Kläfker betonte. Gerade im mittleren Alter sei das Schiri-Team in
Schaumburg eher dünn besetzt. Die ausscheidenden "alten Hasen"
seien schwer durch junge Kräfte zu ersetzen. Immer wieder komme es
vor, dass Unparteiische kurzfristig einspringen würden und
beispielsweise bei zwei Partien hintereinander mitwirken. "Da ziehe
ich den Hut vor", betonte er. Ebenso wenn sich junge Schiedsrichter
trotz aller Pöbeleien durchbeißen würden. Schon aus Eigeninteresse
der Vereine sei mehr Fairness gegenüber den Schiedsrichtern
geboten, um auch in Zukunft ausreichend Spielleiter zu haben, so
Kläfker. Wichtig sei zudem, im eigenen Verein um Schiedsrichter zu
werben.
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Nervendes Pöbeln vom Spielfeldrand
Schiedsrichter in Schamburg oft verbal unter Feuer
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