1. Die Dunkelheit erleuchten

    Patricia Böer, Kath. Pfarrgemeinde St. Marien Bückeburg

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    Kommenden Sonntag ist Totensonntag. In der evangelischen Kirche heißt er auch Ewigkeitssonntag in der katholischen Kirche ist dieser Tag der Christkönigssonntag. Dieser Tag ist ein Gedenktag für die Verstorbenen. An diesem stillen Feiertag sind die Menschen aufgefordert die Gräber ihrer Verstorbenen zu besuchen. Aus diesem Grund kann man schon Wochen vorher eine rege Betriebsamkeit auf dem Friedhof beobachten. Auch meine Mutter ist früher mit uns zum "Gräber herrichten" auf den Friedhof gegangen. Wir haben Unkraut gejätet, Zweige abgeschnitten und die bepflanzte Erde mit Tannenzweigen abgedeckt. Anschließend wurden die Gräber mit Blumen oder Gestecken geschmückt und evtl. auch ein Grablicht dazu gestellt. Auf manchen Gräbern stand dafür extra eine Laterne. Regelmäßig sind wir dann abends in der Dämmerung zu den Gräbern gegangen und haben die Kerzen angezündet. An so manchem windigen Tag war das eine echte Herausforderung. Auf dem Rückweg nach Hause schauten wir zurück. Den Friedhof konnte man nicht mehr erkennen aber in der Dunkelheit leuchteten überall kleine Lichter. Das sah immer ganz schön aus und hatte etwas ganz Besonderes. Einmal war meine Freundin mit ihrer 4-jährigen Tochter zu Besuch und begleitete uns. Als wir auf dem Rückweg wieder zurück auf den Friedhof schauten meinte sie: Schaut mal, jetzt ist auf dem Friedhof Laternenfest. Überall leuchten die Lichter und Laternen. Und da wo die Lichter sind wird es im Dunkeln hell. Die Oma findet es im Dunkeln mit der Kerze bestimmt auch viel schöner. Meine Mutter antwortete: Ja, da hast du recht, denn die Dunkelheit ist nur solange dunkel bis einer eine Kerze anzündet.
    Die Tochter meiner Freundin ist mittlerweile schon 26 Jahre alt aber jedes Jahr denke ich in dieser Zeit an diesen Satz zurück. Gerade dann wenn ich zum Grab meiner Mutter gehe und das Licht in ihrer Laterne anschaue. Ich finde es hat etwas tröstliches eine Kerze anzuzünden und an jemanden zu denken und gemeinsame Erinnerungen zu teilen. Deshalb ist diese dunkle Jahreszeit eine Aufforderung an uns. Die Dunkelheit erleuchten, ein Licht anzünden, ein Licht weitergeben - weiterschenken, es hell werden lassen - auch für andere - und selber ein Licht sein. So wie Christus es war. Und da passt das Lied, das wir am letzten Sonntag in der Kirche gesungen haben ganz besonders gut und ist gleichzeitig auch eine Aufforderung: Tragt in die Welt nun ein Licht, sagt allen: "Fürchtet euch nicht. Gott hat euch lieb, Groß und Klein, seht auf des Lichtes Schein!"

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