Kommenden Sonntag ist Totensonntag. In der evangelischen Kirche
heißt er auch Ewigkeitssonntag in der katholischen Kirche ist
dieser Tag der Christkönigssonntag. Dieser Tag ist ein Gedenktag
für die Verstorbenen. An diesem stillen Feiertag sind die Menschen
aufgefordert die Gräber ihrer Verstorbenen zu besuchen. Aus diesem
Grund kann man schon Wochen vorher eine rege Betriebsamkeit auf dem
Friedhof beobachten. Auch meine Mutter ist früher mit uns zum
"Gräber herrichten" auf den Friedhof gegangen. Wir haben Unkraut
gejätet, Zweige abgeschnitten und die bepflanzte Erde mit
Tannenzweigen abgedeckt. Anschließend wurden die Gräber mit Blumen
oder Gestecken geschmückt und evtl. auch ein Grablicht dazu
gestellt. Auf manchen Gräbern stand dafür extra eine Laterne.
Regelmäßig sind wir dann abends in der Dämmerung zu den Gräbern
gegangen und haben die Kerzen angezündet. An so manchem windigen
Tag war das eine echte Herausforderung. Auf dem Rückweg nach Hause
schauten wir zurück. Den Friedhof konnte man nicht mehr erkennen
aber in der Dunkelheit leuchteten überall kleine Lichter. Das sah
immer ganz schön aus und hatte etwas ganz Besonderes. Einmal war
meine Freundin mit ihrer 4-jährigen Tochter zu Besuch und
begleitete uns. Als wir auf dem Rückweg wieder zurück auf den
Friedhof schauten meinte sie: Schaut mal, jetzt ist auf dem
Friedhof Laternenfest. Überall leuchten die Lichter und Laternen.
Und da wo die Lichter sind wird es im Dunkeln hell. Die Oma findet
es im Dunkeln mit der Kerze bestimmt auch viel schöner. Meine
Mutter antwortete: Ja, da hast du recht, denn die Dunkelheit ist
nur solange dunkel bis einer eine Kerze anzündet.
Die Tochter meiner Freundin ist mittlerweile schon 26 Jahre alt
aber jedes Jahr denke ich in dieser Zeit an diesen Satz zurück.
Gerade dann wenn ich zum Grab meiner Mutter gehe und das Licht in
ihrer Laterne anschaue. Ich finde es hat etwas tröstliches eine
Kerze anzuzünden und an jemanden zu denken und gemeinsame
Erinnerungen zu teilen. Deshalb ist diese dunkle Jahreszeit eine
Aufforderung an uns. Die Dunkelheit erleuchten, ein Licht anzünden,
ein Licht weitergeben - weiterschenken, es hell werden lassen -
auch für andere - und selber ein Licht sein. So wie Christus es
war. Und da passt das Lied, das wir am letzten Sonntag in der
Kirche gesungen haben ganz besonders gut und ist gleichzeitig auch
eine Aufforderung: Tragt in die Welt nun ein Licht, sagt allen:
"Fürchtet euch nicht. Gott hat euch lieb, Groß und Klein, seht auf
des Lichtes Schein!"
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Die Dunkelheit erleuchten
Patricia Böer, Kath. Pfarrgemeinde St. Marien Bückeburg
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