1. Dafür bin ich nicht zu klein

    Christa Hafermann, Pastorin aus Kolenfeld

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    Wie Sankt Martin will ich werden, wie Sankt Martin möchte ich sein, andren Gutes tun auf Erden: dafür bin ich nicht zu klein. Dieses Lied singen wir zum Martinsumzug in Wunstorf. In der nächsten Zeit gehen viele Familien mit kleinen Kindern zum Martinsgottesdienst und hören wieder diese berühmte Geschichte wie Martin von Tours einem Bettler begegnet und sich von seiner Bedürftigkeit berühren lässt. Martin diskutiert nicht lange wie er helfen kann Er organisiert keine Hilfskampagne. Er hilft einfach, indem er seinen Mantel teilt. Sein Mantel ist groß genug, um ihn selbst und den Bettler zu wärmen.
    In diesem Jahr höre ich diese Geschichte vor unserer aktuellen Situation nochmal neu. Es kann ein kalter Winter werden, der vor uns liegt, weil sich die Energiekrise bis in unsere Häuser und Wohnungen bemerkbar macht. Es kann ein kalter Winter werden, weil in der Ukraine bewusst die Versorgung mit Strom und Gas an vielen Orten zerstört worden ist. Und es kann ein kalter Winter für unsere Herzen und den Zusammenhalt werden, wenn wir nicht gemeinsam diese Krise meistern und alle Energie sparen.
    Auch heute begegnen wir frierenden Menschen. Manche sitzen in Hauseingängen und übernachten in Obdachlosenunterkünften. Andere kommen uns über die Bilder aus der Ukraine nahe, wenn sie sich mitten zwischen zerstörten Häusern um einen viel zu kleinen Ofen scharen. Andere frierende Menschen müssen unsere Augen erstmal erkennen: die Nachbarin, die mit ihrer Rente kaum über die Runden kommt oder die Familie, die in diesem Jahr den Kindern nur einen kleinen Weihnachtswunsch erfüllen wird, weil das Geld für die Gasrechnung gespart werden muss.
    Natürlich frage ich mich, wie viel ich allein ausrichten kann und wünsche mir ein gutes Krisenmanagement von den politischen Entscheidungsträgern - möglichst auf europäischer Ebene abgestimmt. Und dann denke ich: egal, ob ich viel oder wenig ausrichte, jeder kleine Schritt zählt: die Spende für die Tafel genauso wie die Einladung an die Nachbarin zum Kaffee. Und Wärme teilen - das kann auch Spaß machen: sich regelmäßig mit den Nachbarn zum gemeinsamen Kochen verabreden. Dann wird nur eine Küche geheizt für eine große Runde. Und man redet noch über Gott und die Welt oder spielt etwas gemeinsam und entdeckt: auch so ein Abend bringt Wärme - nicht nur für viele Menschen gemeinsam in eine Wohnung sondern vor allem in viele Herzen. Dafür bin ich nicht zu klein. Ich wünsche uns viele Ideen zum Wärmeteilen in der nächsten Zeit.

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