Wie Sankt Martin will ich werden, wie Sankt Martin möchte ich
sein, andren Gutes tun auf Erden: dafür bin ich nicht zu klein.
Dieses Lied singen wir zum Martinsumzug in Wunstorf. In der
nächsten Zeit gehen viele Familien mit kleinen Kindern zum
Martinsgottesdienst und hören wieder diese berühmte Geschichte wie
Martin von Tours einem Bettler begegnet und sich von seiner
Bedürftigkeit berühren lässt. Martin diskutiert nicht lange wie er
helfen kann Er organisiert keine Hilfskampagne. Er hilft einfach,
indem er seinen Mantel teilt. Sein Mantel ist groß genug, um ihn
selbst und den Bettler zu wärmen.
In diesem Jahr höre ich diese Geschichte vor unserer aktuellen
Situation nochmal neu. Es kann ein kalter Winter werden, der vor
uns liegt, weil sich die Energiekrise bis in unsere Häuser und
Wohnungen bemerkbar macht. Es kann ein kalter Winter werden, weil
in der Ukraine bewusst die Versorgung mit Strom und Gas an vielen
Orten zerstört worden ist. Und es kann ein kalter Winter für unsere
Herzen und den Zusammenhalt werden, wenn wir nicht gemeinsam diese
Krise meistern und alle Energie sparen.
Auch heute begegnen wir frierenden Menschen. Manche sitzen in
Hauseingängen und übernachten in Obdachlosenunterkünften. Andere
kommen uns über die Bilder aus der Ukraine nahe, wenn sie sich
mitten zwischen zerstörten Häusern um einen viel zu kleinen Ofen
scharen. Andere frierende Menschen müssen unsere Augen erstmal
erkennen: die Nachbarin, die mit ihrer Rente kaum über die Runden
kommt oder die Familie, die in diesem Jahr den Kindern nur einen
kleinen Weihnachtswunsch erfüllen wird, weil das Geld für die
Gasrechnung gespart werden muss.
Natürlich frage ich mich, wie viel ich allein ausrichten kann und
wünsche mir ein gutes Krisenmanagement von den politischen
Entscheidungsträgern - möglichst auf europäischer Ebene abgestimmt.
Und dann denke ich: egal, ob ich viel oder wenig ausrichte, jeder
kleine Schritt zählt: die Spende für die Tafel genauso wie die
Einladung an die Nachbarin zum Kaffee. Und Wärme teilen - das kann
auch Spaß machen: sich regelmäßig mit den Nachbarn zum gemeinsamen
Kochen verabreden. Dann wird nur eine Küche geheizt für eine große
Runde. Und man redet noch über Gott und die Welt oder spielt etwas
gemeinsam und entdeckt: auch so ein Abend bringt Wärme - nicht nur
für viele Menschen gemeinsam in eine Wohnung sondern vor allem in
viele Herzen. Dafür bin ich nicht zu klein. Ich wünsche uns viele
Ideen zum Wärmeteilen in der nächsten Zeit.
-
Dafür bin ich nicht zu klein
Christa Hafermann, Pastorin aus Kolenfeld
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum