1. "Keine Schwächen zeigen"

    Christian Floß, Prädikant, Hohnhorst

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    Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. (1.Samuel 16,7). Dieses Bibelwort aus dem Alten Testament ist mir in der letzten Zeit immer mal wieder durch den Sinn gegangen. Natürlich möchte jeder von uns nach außen hin ein möglichst perfektes Bild abgeben. Also bemühen wir uns, Schwächen, Unsicherheiten oder andere Makel nicht zu zeigen. Manchmal macht sich dieses Verhalten sogar in Kleinigkeit und Nebensächlichkeiten bemerkbar. Neulich war ich etwas ungeschickt, und bin mit meinem Auto nach der Autowäsche noch zu dem dort vorhandenen Staubsauger gefahren. Leider bin ich wohl etwas zu dicht an den Saugautomaten herangefahren, so dass ich beim Aussteigen mit der Wagentür an die Halterung vom Staubsaugerschlauch gekommen bin. Nun hat mein Auto einen kleinen aber gut sichtbaren Lackschaden. Natürlich werde ich gelegentlich mit einem Lackstift versuchen, diesen Schaden auszubessern, damit wieder ein ordentlicher Gesamteindruck entsteht. Wir sind ständig bemüht, Fehler und Schwächen vor den Augen der Welt einigermaßen zu kaschieren. Aber damit sind diese Fehler, Schwächen oder Makel ja nun keineswegs weg. In uns bleiben diese vorhanden und belasten uns mehr oder weniger, aber das nehmen wir für ein gutes Erscheinungsbild halt in Kauf, auch wenn es mitunter anstrengend ist.
    Wie gut, dass wir das bei unserem himmlischen Vater nicht brauchen. Ihm können wir nichts vormachen, denn ER sieht unser Herz an. Vielleicht mag es für den einen oder anderen eine eher etwas erschreckende Erkenntnis sein, vor Gott nichts verbergen zu können. Ich persönlich bin ganz froh darüber, dass Gott mich genau so sieht, wie ich bin. Vor Gott brauche ich keine Maskerade aufbauen, weil es auch gar nicht geht. Er sieht, wo bei mir der Schuh drückt und kann helfen. Ich finde diese Erkenntnis eher befreiend, denn bei Gott weiß ich mich in guten Händen.
    Und diese Offenheit würde uns Menschen untereinander auch guttun, da wo es angebracht ist. Denn nur wenn wir voneinander wissen, wo der Schuh drückt, können wir füreinander da sein und uns beistehen. Denn geteilte Last ist halbe Last.

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